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Homo ambrosius (Die Chimären) (German Edition)

Homo ambrosius (Die Chimären) (German Edition)

Titel: Homo ambrosius (Die Chimären) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albert Karer
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denn je, es beinhaltet sämtliche Informationen und Nachweise über die Vermögenswerte Chinas im Ausland bis Ende Mai 2037. Auf die Datenträger, die du mitnimmst, wirst du erst zugreifen, wenn bekannt ist, wie die Computer manipuliert wurden, und wenn ihr sicher seid, dass die Daten nicht zerstört werden. Falls sie es nicht sowieso schon sind.
    Rechne damit, dass in den nächsten Monaten in China das Chaos ausbrechen wird. Fengshan liegt weit entfernt von den potenziellen Brennpunkten. Die Region ist dünn besiedelt und der Zugang gut zu verteidigen. Wenn der erste Diamant einundzwanzig Jahre alt wird und ich bis dahin nicht zu euch gestoßen bin, übergibst du ihm das hier“, er zog einen versiegelten Umschlag aus der Aktentasche, „mein Testament.“

Als To Zhang das Büro verließ, hatte nicht nur er Tränen in den Augen, beide ahnten, dass sie sich nicht wiedersehen würden. Nachdem To Zhang weg war, ließ Dérúgo Feng sich die Bücher aus den Mogao-Grotten von Dunhuang bringen. Ehrfurchtsvoll berührte er die uralten Bücher, die To Zhang am Morgen aus den Tresoren der Chinesischen Nationalbibliothek geholt hatte.
    Sie gehörten zu den Enzyklopädien des mittleren Abschnitts des chinesischen Altertums und hatten sich bis vor wenigen Jahren im Besitz seines Schwiegervaters Hu Han befunden. Die sechs Bücher, die vor ihm auf dem Tisch lagen, hatte Feng mit Bedacht ausgewählt. Sie waren im fünften Jahrhundert von buddhistischen Mönchen geschrieben worden. Es waren sechs aufeinanderfolgende Bände, die vor allem religiöse und prophetische Texte enthielten.
    Damals in der Bibliothek seines Schwiegervaters Hu Han hatte Dérúgo Feng ehrfurchtsvoll dessen Erläuterungen zu den Texten und Bildern über diverse Götter und Sagen gelauscht. Viele davon kannte er schon, sie waren zum Teil in der chinesischen Bevölkerung tief verankert.
    Er hatte sich zuvor nie Gedanken über die Quellen dieser Geschichten gemacht, in Hu Hans Bibliothek fand er sie. Zahlreiche Geschichten und Prophezeiungen hatten die acht Unsterblichen, Heilige der chinesischen Mythologie und des Daoismus, zum Thema. Seitdem träumte Feng von der Unsterblichkeit.
    Ihm waren in den Büchern auch viele leere oder nur teilweise beschriebene Seiten aufgefallen. Hu Han erklärte ihm, dass die Mönche das extra so gehalten hatten, damit sie bei Bedarf die Texte ergänzen konnten. Dies wollte Feng sich nun zunutze machen.
    Sein Schwiegervater hatte einen Kalligrafen als Bibliothekar beschäftigt, der die alte Schrift lesen und, was für Feng viel wichtiger war, schreiben konnte. Aus Fengs Sicht war es eine göttliche Fügung, dass der alte Kalligraf noch lebte und To Zhang ihn in diesem Chaos gefunden und hergebracht hatte.
    Der alte Mann, der dann vor ihm stand, sah sehr gebrechlich aus, doch seine Augen wirkten äußerst wach. Der Greis hatte Feng sofort erkannt.
    Als der Alte die sechs Bücher auf dem Tisch liegen sah, kam Leben in den gekrümmten Körper. Er richtete sich mühsam auf und schritt langsam zum Tisch. Mit der rechten Hand strich er behutsam über die Bücher, fast zärtlich. „Die Prophezeiungen von Dunhuang. Ja, in der Zeit der Not besinnt man sich wieder der Ahnen. Welche Antwort suchst du, mein Junge?“
    „Ich suche nichts. Es ist Zeit für eine neue Geschichte. Die Welt gerät aus den Fugen, die Menschen leiden und sie brauchen Hoffnung, Hoffnung auf eine bessere Zukunft.“
    Der Alte schaute ihn durchdringend an und fragte: „Wann soll diese Geschichte beginnen, heute? Morgen? Oder hat sie gar schon begonnen?“
    Feng war einen Moment über den Scharfsinn des Alten irritiert und auch ein wenig verärgert. Der Greis hatte ihn sofort durchschaut und unterstellte ihm eine Manipulation des einfachen Volkes. Womit er gar nicht so falsch lag. Aber Fengs eigentliches Ziel war ein anderes.
    „Lange nach meinem Tod. Es ist ein Traum, den ich vor zwei Tagen hatte. Ein Traum von Menschen, die nahezu unsterblich sind. Chinesen, die unser Volk retten und an die Spitze führen. Außergewöhnliche Chinesen von außergewöhnlicher Körpergröße aus dem ganzen Reich, die sich in den buddhistischen Tempeln zusammenfinden und vereinen werden, um eine neue Dynastie zu gründen.“ Seine Dynastie, die Feng-Dynastie, ergänzte er in Gedanken.
    Der Alte griff nach einem Band und blätterte zur ersten freien Seite. „Die Rückkehr der Unsterblichen. Die Reinkarnation der acht. Und sie sollen sich in den alten Klöstern einfinden und dort

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