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Homo ambrosius (Die Chimären) (German Edition)

Homo ambrosius (Die Chimären) (German Edition)

Titel: Homo ambrosius (Die Chimären) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albert Karer
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versammeln? Eine schöne, eine hoffnungsvolle Geschichte für schwere Zeiten. Warum nicht? Ich kann nichts Böses in deiner Vision erkennen, und es war schon immer mein Traum, in eines dieser alten Bücher zu schreiben. Aber der alte Hu Han hätte mir dafür den Kopf abschlagen lassen.“ Der Greis lachte in sich hinein. „Ich nehme an, du hast Pinsel und Tusche? Ich schlage vor, die Geschichte Die Wiedergeburt des Drachens zu nennen.“ Und so schrieb der alte Mann innerhalb weniger Stunden eine neue Geschichte in das uralte Buch.

Schlussspurt
    Die Maschine setzte zur Landung an. Bei der Ankündigung des Piloten schaute Dérúgo Feng auf seinen linken Unterarm, an dem er bis vor wenigen Tagen eine Spezialanfertigung eines myComs getragen hatte. Er hatte das myCom nach dem Computerausfall sofort abgelegt, doch diese fest eingefahrene Gewohnheit konnte er nicht so schnell durchbrechen.
    In China war es jetzt nach 18 Uhr. In der nächsten halben Stunde sollte eine Spezialeinheit, getarnt als uigurische Rebellen, die buddhistischen Mönche aus ihrem Gefängnis befreien.
    Die Mönche waren Uiguren, To Zhang hatte in der Kürze der Zeit keine anderen gefunden. Diese Mönche waren im Gegensatz zum Großteil der Uiguren keine Moslems, sondern Buddhisten –religiöse Fanatiker, die ihre eigenen Auslegungen des Buddhismus vertraten. Sie wandten sich immer wieder kritisch gegen die Regierung, predigten ständig den nahenden Untergang und verunsicherten damit die einfache Landbevölkerung, deswegen hatte man sie in Verwahrung genommen.
    Jetzt dürften sie glücklich sein, waren doch ihre Prophezeiungen eingetreten. Die Rebellenbande würde den befreiten Mönchen die Beute eines früheren Überfalls zeigen: einige alte Bücher, die die Regierung unbedingt verbrennen lassen wollte, Die Prophezeiungen von Dunhuang . Die Aktion war zwar nicht besonders ausgeklügelt, aber glaubwürdig genug.
    Es würde nicht lange dauern, bis einer der Mönche auf Die Wiedergeburt des Drachens stoßen würde. Schnell würde er die Geschichte über die unerklärliche Krankheit und das Dahinsiechen der Menschen mit der aktuellen Situation in Verbindung bringen.
    Die Mönche würden von Kloster zu Kloster pilgern, die Bücher zeigen und die Geschichten verbreiten. In ihrer Not und ihrem Elend würden die Menschen den Prophezeiungen und Geschichten der Mönche lauschen, die ihnen Hoffnung auf eine bessere Zukunft machten. Die Geschichten würden sich von Mund zu Mund verbreiten. Die Unsterblichen, Fengs Diamanten, würden die Botschaft hören, hoffentlich verstehen und sich auf den Weg in die Klöster und Tempel machen.
    Dort konnte To Zhang sie suchen und in Sicherheit bringen. Das war Fengs Plan, so hatte er es in seinem Testament beschrieben. Er vertraute der weit überdurchschnittlichen Intelligenz seiner Kinder, sie würden die Spur, die er gelegt hatte, und damit den richtigen Weg finden. Das war seine Hoffnung.
    Als die Maschine aufsetzte, härter als er es gewohnt war, lächelte er. Er hatte seine Steine gesetzt. Eine neue Runde im Spiel um die Macht der Fengs hatte begonnen. Jetzt kam der nächste Zug: Er würde seinen Gegner töten.
    Er öffnete die Sicherheitsgurte, stand auf und setzte sich an seinen Schreibtisch. Als der Stuhl sein Gewicht registrierte, wurden die verschiedenen Funktionen des Schreibtisches aktiviert. In der rechten Ecke baute sich ein Hologramm auf, das seine Frau Bi Han und ihren dreiundzwanzigjährigen Sohn zeigte.
    Seit der Geburt ihres Sohnes Hu Wei Feng im Jahr 2014 beschränkte sich Dérúgo Fengs Beziehung zu seiner Frau auf offizielle Auftritte und familiäre Verpflichtungen. Sie respektierten sich und spielten nach außen ihre Rollen. Er war zumeist in Peking, sie auf dem Anwesen ihres Vaters.
    Ihr Sohn absolvierte gerade seinen Militärdienst. Er war zu Fengs Leidwesen nicht mit besonders viel Intelligenz gesegnet, er war eine Enttäuschung. Feng hatte Hu Weis Zukunftsplanung ganz seiner Frau überlassen.
    Er öffnete die Schreibtischschublade und holte einen altmodischen Füllfederhalter hervor, der nicht nur schreiben konnte. Die Feder diente als Projektil, die Tinte war mit einem schnell wirkenden Nervengift versetzt. Kleinste Mengen, in den Blutkreislauf eines Menschen gebracht, reichten aus, um dessen Nervensystem in Sekunden auszuschalten.
    „Ein Relikt aus einer alten Zeit, aber sehr effektiv“, murmelte Feng. Er steckte die Waffe in die Innentasche seines Jacketts. Er fühlte sich für diesen

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