Homo ambrosius (Die Chimären) (German Edition)
auch?“
„Meine Familie sowie alle Lehrer, Professoren, Ärzte, die wir aufgreifen konnten.“
„Wie viele Diamanten hast du gefunden?“
„Eine Klasse, die zum Impftermin auf Klassenfahrt war. Vierundzwanzig insgesamt, vierzehn Jungs und zehn Mädchen im Alter von acht bis neun Jahren, alle sind Schüler des Pantei-Internats. Sie sollten diese Woche geimpft werden. Weiter eine der ältesten Diamanten, das Mädchen Ziyi Dai, sie ist vierzehn Jahre alt, ebenfalls vom Pantei-Internat, sie war zum Impftermin auf der Beerdigung ihrer Großmutter. Außerdem elf schwangere Frauen, die im IFC befruchtet wurden. Ich vermute, dass drei oder vier von ihnen mit Diamanten schwanger sind.“
„Hoffen wir das Beste. Fünfundzwanzig, immerhin. Du wirst noch mehr finden, To, oder besser gesagt: Sie werden dich finden.“ To Zhang schaute ihn fragend an, Feng ging aber nicht darauf ein.
„Die Mönche, der Kalligraf, die Bücher aus den Mogao-Grotten?“
„Die Bücher werden gerade gebracht, den Kalligrafen musste ich tragen lassen, er kann kaum noch laufen, und die buddhistischen Mönche sind bereits außerhalb der Stadt. Sie sollten gegen Abend ihr neues Gefängnis erreichen.“
Feng nickte zufrieden. Er ging zu seinem Schreibtisch und nahm eine schwarze, abgewetzte lederne Aktentasche, die darauf lag.
„Sie hat mir damals in London gute Dienste geleistet“, sagte er. Er öffnete sie und holte eine Reihe von Dokumenten heraus. Es waren kostbare Fälschungen. Kostbar, weil sie auf über fünfzig Jahre altem Papier erstellt waren. Es handelte sich um diverse Geburtsurkunden und Zeugnisse, wie man sie bis vor etwa zwanzig Jahren noch ausgestellt hatte. Alles, was man für eine neue Identität benötigte.
„Das sind neue Papiere für dich und deine Familie“, erklärte er. „Ihr und vor allem du braucht eine neue Identität, dein Name ist zu stark mit meinem Namen und mit dem Projekt Chimäre verbunden. To Zhang stirbt jetzt, in diesem Moment, in diesem Raum. Du heißt ab sofort Táng Lǐ.“
Er schaute To Zhang fest in die Augen, bis dieser schließlich nickte. Er hatte verstanden. „Ab sofort bist du ein altgedienter Infanteriegeneral und übernimmst das Kommando über diesen Bezirk.“ Er zeigte auf einen kleinen Punkt mit der Zahl 6.973, tief im gebirgigen Westen Chinas. „Das Zentrum dieses Bezirks ist eine kleine Stadt im Kunlun-Gebirge, am Fuße des Berges Muztag Feng oder auch Ulugh Muztagh, wie ihn die Einwohner nennen.
In einem abgelegenen Tal findest du eine der modernsten und komfortabelsten unserer Fluchtstädte, es ist eine vollkommen abgeschlossene und autonome Kleinstadt. Der Zugang befindet sich in einem alten Kloster, der Weg dorthin ist beschwerlich und kaum ausgebaut. Die Versorgung der Stadt erfolgt über ein Tunnelsystem, dessen Eingang sich in einem Nebental befindet. Der Zugang zum Versorgungstunnel liegt auf einem Kasernenareal. Etwa sechs Kilometer südlich der Kaserne ist die Provinzhauptstadt Fengshan mit etwa 20.000 Einwohnern.
Dort wirst du dein Hauptquartier aufschlagen und mit deiner Familie wohnen. Diese Stadt ist ebenfalls sehr komfortabel ausgestattet und die Lagerhäuser dort sind bis oben gefüllt. Der bisherige Kommandant der dortigen Garnison und seine obersten Offiziere sind auf dem Weg nach Peking, sie werden dir also keinen Ärger machen.
Ich habe dir eine Einheit aus loyalen Männern zusammengestellt. Keiner von ihnen dürfte dich kennen. Sie werden dich mit ihren Familien begleiten. Ihr fliegt die erste Strecke, die letzten fünfhundert Kilometer werdet ihr fahren. Der Transport wird bereits organisiert.“
„Meine Befehle?“
Feng drehte sich spontan zu To Zhang um und legte beide Hände auf dessen Schultern. Es war die erste körperliche Berührung zwischen ihm und To Zhang, obwohl sie seit Jahrzehnten zusammenarbeiteten. Die Geste hatte die beabsichtigte Wirkung. To Zhang war gerührt und stolz, er würde tun, was Feng verlangte.
„General Táng Lǐ, du wirst alle Diamanten, die du findest, zu dem Kloster bringen, sie beschützen und ausbilden. Außerdem wirst du Verwandte einiger Regierungsangehöriger evakuieren und unter deinen Schutz stellen.“ Er lächelte. „Ja, du vermutest richtig, es sind Geiseln. Die Evakuierung läuft gemäß den Plänen, die jeder in der Regierung kennt. Sie werden keinen Verdacht schöpfen, bis sich eure Spur verliert. Zudem wirst du diverses Material in Sicherheit bringen, vor allem das Mikrofilmarchiv. Es ist jetzt wertvoller
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