Honky Tonk Pirates - Das verheißene Land - Band 1
ab.«
Dann hörten sie die Stimme von Talleyrand. Der Schwarze Baron räusperte sich und stolzierte schwarz, klein und schmächtig,
mit großem Zweispitz unterm Arm, auf der Brücke um das Steuerrad herum, als ginge er dort oben spazieren.
»Irgendwie hab ich so ein Gefühl, dass man als Piratin unter Piraten nicht gerade vom Glück verwöhnt wird.« Er schielte zu Hannah und ihren Twins und las in ihren Gesichtern, dass sie versuchten, ihn, den für sie Unbekannten, einzuschätzen.
»Tja«, sagte er, »mein Name ist Talleyrand. Baron du Talleyrand. Und ich reise im geheimen Auftrag des Königs von Frankreich, damit dieser mit mir …«, er ließ seine Finger über das Steuerrad gleiten, »… bald über die ganze Welt herrschen kann.«
Er nahm sich die Zeit, um seine Worte wirken zu lassen.
»Und jetzt frag ich dich, Honky Tonk Hannah, wo du deinen Platz in diesem Spiel siehst: bei den Verlierern und Monstern in der Lagune oder bei uns hier auf diesem prächtigen Schiff?« Er wandte sich um und musterte Hannah aus seinen fahlgelben Augen.
»Nun, mein Platz ist wohl hier«, antwortete sie vorsichtig und hielt seinem Blick stand. »Hier auf dem Rochen. Denn das Schiff gehört mir. Und was dich betrifft, Mister Tellerand, würd ich mir an deiner Stelle ab jetzt die größte Mühe geben, dass wir als Piratinnen glücklich sind. Denn wenn du das nicht tust, dann kann die kleine Honky Tonk Hannah auch nicht dafür garantieren, dass sie aus lauter Frust über ihre nächste Enttäuschung nicht diese beiden Amulette hier nimmt«, sie riss den Lederbeutel vom Hals und hielt ihn hoch über ihren Kopf, »und sie in hohem Boden zu den Alligatorenechsen in der Lagune schmeißt.«
Wieder war es still an Bord des Fliegenden Rochens. Doch dieses Mal schlug die Stille ein wie ein Blitz und in ihr knisterte die Gier, mit der Talleyrand, Blind Black Soul Whistle, der
gerade wieder zu sich kommende Schiefe Cutter, Ratten-Eis-Fuß und alle anderen Piraten auf den Lederbeutel starrten.
»Und weißt du was, Baron Tellerand: Die Situation, in der ich mich hier gerade befinde, könnte sich durchaus in genau so eine Enttäuschung verwandeln. Ich fühle mich schrecklich. Ich hab keine Schuhe, mein Hut wurde von diesem miesen Fettsack da ruiniert und mein Gesicht stinkt wie Fisch, nachdem er versucht hat, mich auch noch zu küssen. Wenn ich nicht auf der Stelle ein Bad kriege, einen anderen Hut, ein Kleid, ein paar Schuhe - obwohl das wirklich nicht einfach ist, welche zu finden …« Sie lief mit dem Beutel in der Hand nervös hin und her. »… wenn ich keine Friseuse bekomme und jemanden, der mich schminkt, damit ich diese pfefferroten Augen loswerde, dann könnte es durchaus passieren, dass ich den Beutel mit den zwei letzten, dir noch fehlenden Teilen der Rose der Aweiku einfach über Bord plumpsen lasse.«
Sie streckte den Arm über die Reling, öffnete ihre Faust und der Beutel fiel aus ihrer Hand … Der Aufschrei der Männer war gar nicht männlich und der Seufzer danach, als der kleine, bunte Ledersack an dem Band hängen blieb, das zwischen Daumen und Handfläche endete, war ein Seufzer von alten Weibern.
»Bitte, tu das nie wieder«, seufzten auch Moses und Will. Sie verwünschten die blonde Piratin, die währenddessen ihren Zopf mit der freien Hand öffnete, um ihre Lockenpracht triumphierend zu schütteln.
»Also, was ist?« Hannah grinste und ließ noch einmal zehn Zentimeter Band zwischen Daumen und Handfläche durchrutschen. Der Beutel ruckte nach unten, Aufschrei und Seufzer wiederholten sich und Hannah grinste: »Ich warte.«
WILL IST VERLIEBT UND JO WIRD NICHT MUTIG
P er erste Teil ihrer Flucht war einfach.
Zu einfach, dachte Jo, weil die Piraten nach Hannahs Schocktherapie nur ratlos und sprachlos herumstanden und es niemanden gab, der ihnen Befehle erteilte.Whistle grinste verliebt und benebelt und selbst Talleyrands Mund begann sich ob der frechen und zickigen Forderungen der blonden Piratin langsam zu öffnen. Deshalb war es einfach für Jo,Will und Moses, zum Heck des Rochens zu schleichen.Von dort kletterten sie in einen kleinen Segler, den die Piraten mitführten, und flohen in ihm vom Piratenschiff weg auf die Lagune.
Das ist viel zu einfach, dachte Jo jetzt schon zum zweiten Mal und er rechnete fest damit, dass ihm jeden Augenblick ein Regentropfen auf die Nase fallen würde. Da pfiff Moses durch die Zähne. Er deutete mit dem Kopf zum Rochen zurück und dort sahen sie die Kanonen. Die Augen des
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