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Honky Tonk Pirates - Das verheißene Land - Band 1

Titel: Honky Tonk Pirates - Das verheißene Land - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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einem stumpfen Novemberschwarz, und die nackten Füße steckten in groben, löcherigen Schuhen, oder, wenn diese schon gegen einen Kanten Brot getauscht worden waren, in alten zerrissenen Lumpen.
    Wir sind viel stärker als er.Warum darf er uns dann befehlen? Allein mit dem Silber, aus dem seine Sänfte geschmiedet wurde, könnten wir uns so viel Essen kaufen, dass wir alle ein Jahr lang satt werden würden. Also, warum holen wir es uns nicht?, dachte Will.
    Und genau davor schienen sich die beiden weiß gepuderten Frauen mit ihren meterhoch toupierten und perlendurchwirkten Frisuren zu fürchten. Sie saßen in der kutschgroßen Sänfte und ließen die hungrigen Menschen, die sie umdrängten, nicht aus den Augen.
    »Gütiger Himmel!«, flüsterten sie und schmiegten sich ängstlich an Eulenfels’Walrossleib. »Warum sagen die nichts? Scheuch sie weg, Eulenfels, damit sie uns am Ende nicht packen und töten. Die riechen so grässlich«, jammerten sie und hielten sich ihre parfümierten Taschentücher vor die Nase, als könnten sie sich dahinter verstecken.
    Der Geheime Minister lachte sie aus.»Wollt Ihr mich beleidigen?«, lachte er heiser und sein in Seide gehüllter Dreizentnerbauch schwappte dabei durch die Sänfte. »Meine Damen, das hier ist meine Stadt. Und das da draußen ist nur ein Geschäft. Wie sonst soll ich Eure Kleider, Perlen und anderen exquisiten Wünsche bezahlen? Passt jetzt gut auf!«
    Er nahm das Taschentuch einer der Frauen und hielt es lässig aus dem Fenster der Sänfte. Im nächsten Moment hielten sie an, und nach einem das Blut in den Adern gefrieren lassenden Augenblick der Stille zerrissen Musketensalven die letzten Nerven der Frauen.
    Doch Eulenfels lachte, und während er lachte, marschierten Soldaten auf, teilten die eingeschüchterte Menge und führten eine Karawane von mit Säcken beladenen Eseln zur Sänfte.

    »Kartoffeln«, rief der Minister des Königs, während er für sein enormes Gewicht durchaus behände aus der Sänfte schlüpfte und ein kleines Podest erklomm. »Kartoffeln für die Untertanen des Königs. Für die Getreuen von Preußen, die bereit sind, für ihre Freiheit mit ihrem Leben zu bezahlen.«
    »Du kannst mich mal da lecken, wo keiner es will!«, zischte Will, zog den Rotz aus der Nase und hielt dann erschrocken inne, weil das das einzige Geräusch auf dem Mittelmarkt war.
    Die kleinen steingrauen Augen des Geheimen Ministers starrten ihn an.
    Hat der mich etwa gehört? Will schoss das Blut in den Kopf und er verfluchte den frechen und vorlauten Teil seines Charakters.
    Da wandte sich Eulenfels von ihm ab. »Einen Sack Kartoffeln für jeden Mann«, rief der Minister großspurig, »der sich freiwillig meldet, um morgen mit mir zusammen gegen die Russen zu ziehen. Damit wir die Stadt endlich von dieser Geißel befreien, oder …«, Eulenfels hob hilflos die Arme, »… einen Groschen für eine Knolle.«
    Ein Seufzen und Stöhnen ging durch die Menschenmenge. Der Preis war Wucher. Doch Eulenfels lachte. Er brauchte die Männer und er gierte nach Geld, nach den letzten Reserven, die diese armen Schlucker irgendwo eingenäht im Saum ihrer Lumpen vielleicht noch besaßen.
    »Männer von Preußen, was ist mit euch los?« Der Geheime Minister nahm die pechschwarz gelockte Perücke vom Kopf und kratzte sich seine von einem weißen und schütteren Haarkranz umrahmte Glatze. »Ich dachte, ihr seid bereit, für eure Lieben zu sterben. Und falls ihr die Schlacht morgen Nachmittag
überlebt, schenke ich jedem von euch noch einen Sack, Männer von Preußen!«
    Auf dem Platz wurde es noch stiller, als es zuvor schon gewesen war. Und Will, der sich umsah, entdeckte einen Mann, der etwa zwei Meter rechts vor ihm stand. Der Kerl hatte feuerrote Locken und abstehende Ohren. Doch das war es nicht, was die Aufmerksamkeit des Jungen erregte. Der vielleicht 24-jährige Fremde fasste sich jetzt an den Hals. Seine Faust umschloss einen mit einem fremdländisch bunten Muster verzierten Beutel, den er an einem Lederband trug. Für einen Moment schien der rothaarige Bursche darüber nachzudenken, wie viele Kartoffeln er wohl für dessen Inhalt bekam. Doch dann entschloss er sich anders. Er ließ den Beutel los und trat einen Schritt vor.
    »Nein!«, riefen die beiden kleinen Mädchen und hielten ihn fest. »Nein, Papa, nicht!« Sie klammerten sich an seine Knie, so wie viele andere Kinder es in diesem Augenblick überall auf dem Platz bei ihren Vätern taten, und flehten ihn an: »Bitte,

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