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Honky Tonk Pirates - Der letzte Horizont: Band 6 (German Edition)

Honky Tonk Pirates - Der letzte Horizont: Band 6 (German Edition)

Titel: Honky Tonk Pirates - Der letzte Horizont: Band 6 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Masannek
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Träumen gehört?«
    Sie schaute ihn an und umfasste seinen Kopf mit ihren Händen:
    »Und jetzt sag es mir, Will: Willst du diesen Horizont einreißen, damit sich eine Sintflut aus Freiheit über die ganze Welt ergießt …?«
    Da stand Will auf. Er verließ das Schloss. Er stieg in ein Ruderboot und fuhr durch die riesigen Eisberge auf den noch riesigeren Horizont zu. Er fühlte sich wie eine Ameise zu Füßen des Himalaya-Gebirges, die aufbrach, um die Welt zu verändern. Ja, er wollte Berge versetzen, und das war nach den vielen Wochen, in denen er in diesem Schloss gelebt hatte, zum ersten Mal wieder ein gutes Gefühl.
    Will stieg in die Eiswand bis in die Wolken hinauf und fand dort die Höhle. Die Sonne ging auf, und in ihrem dunkelblutroten Licht sah er die Einstiege zu den Gängen, die den Boden, die Wände und Decke der Höhle wie einen Schweizer Käse durchlöcherten Er hörte das Kreischen der Biester, die diese Gänge in das Eis fraßen, und dann krochen die D.R.Z.R.O.P. s auch schon aus den Löchern.
    Hunderte waren es und sie waren riesig. Viel größer als Will sie in Erinnerung hatte. Sie reichten ihm fast bis über die Schulter und ihre Zähne waren grässlich.
    Die Doppel-Revolver-Zahnreihigen-Orka-Pinguine stellten sich auf, wie Pinguine es tun. Den Kopf nach oben oder unter dem Flügel, doch ihr einziges Auge war hellwach und die fleischigen Lefzen an ihren Schnäbeln zuckten hungrig und nervös.
    Will näherte sich ihnen. Er balancierte vorsichtig über die Stege zwischen den Löchern und hob seine Hand. Die Hand mit dem Ring der Witwe Chen. Den hatten Hannah und er zusammen mit Moses, Jo und den Triple Twins aus diesen Höhlen geraubt.
    »Ich komme in Frieden. Ich bringe euch nur euren Ring.«
    Ja, das war der Plan, den Will verfolgte. Er verfolgte ihn instinktiv, und er konnte nicht sagen, woher er wusste, dass das, was er tat, das Richtige war. Es war so wie früher. Er tat es einfach. Er riskierte für diesen Ring sein Leben. Dabei war er doch wertlos. Er rief doch nur die Freunde herbei, wenn man sie brauchte. Doch diese Freunde waren tot. Also warum warf er den Ring nicht einfach ins Meer? Warum verschloss er ihn nicht in einer Schatulle in einem der vielen Schränke im Schloss und vergaß ihn, anstatt jetzt durch die Reihen der Monster zu balancieren?
    Doch da war der Plan, die Intuition. Und die entsprang einer Frage von Hannah:
    »Jetzt sag es mir, Will: Willst du diesen Horizont einreißen, damit sich eine Sintflut aus Freiheit über die Welt ergießt …?«
    Das war der Haken, an dem Will jetzt hing. Er wollte den Eishorizont einstürzen lassen. Und das ging nur mit diesem Ring. Das war das Rätsel der Chinesin auf dem verfluchten Taschentuch. Chens ekliger Rotzfahne. Das hatte sie damals hierhergeführt. Doch sie hatten das Rätsel nicht verstanden. Es ging nicht darum, den Ring zu finden. Es ging darum, ihn nicht mehr zu brauchen. Nur wenn man aus eigener Kraft stark sein will, kann man Grenzen überschreiten. Oh ja, jetzt fügte sich alles zusammen. Die Fliegenden Krieger hatten ihnen den Ring geschickt. Das war ihre Prüfung, und um sie zu bestehen, hatten sie ihn jetzt hierhergebracht. Will lächelte unwillkürlich, als er sich erinnerte.
    Der Fledermauskrieger gluckste ihn an: »Es geht hier um dich. Liebe dich selbst, vertraue dir, hörst du, und tu nicht das, was ein anderer will. Hast du das verstanden? Denn dann komme ich wieder. Dann diene ich dir und dann befreie ich mit dir die ganze Welt.«
    Will dachte an Finn, als sie in der Drachenburg gegen die Übermacht der Mohawks kämpften. Auch er hatte ihm dasselbe gesagt.
    »Die Kraft muss aus dir kommen, sonst ist sie nichts wert. Sonst kannst du dich nicht auf sie verlassen.«
    Beim heilig geschissenen Flitzfliegendreck! Deshalb war er jetzt hier. Mitten unter den Monstern, die schon ihre Schnäbel wetzten. Sie knirschten mit den Zähnen, bleckten die Lefzen und ließen ihn nicht aus ihrem einzigen Auge, das handtellergroß über dem Schnabel saß und dort glibbrig-gallertig pulsierte und zuckte. Doch Will musste da durch, und während er ihre Flügel streifte, die hart waren wie Eisen und scharf wie Schwerter, während er ihren Atem roch, der auf seiner Zunge den Geschmack von Blut hinterließ, und während er versuchte, das Knirschen und Wetzen der Schnäbel und Zähne nicht mehr zu hören, konzentrierte sich Will auf die Gänge zu seinen Füßen im Boden der Höhle. Er musste den einen richtigen finden, der ihn in die

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