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Honky Tonk Pirates - Zurück in der Hölle - Band 3

Honky Tonk Pirates - Zurück in der Hölle - Band 3

Titel: Honky Tonk Pirates - Zurück in der Hölle - Band 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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»Roter Korsar«.
    »Weil Honky Tonk Hannah schon lange nicht mehr lebt.« Das Mädchen ballte zornig die Fäuste. »Sie lebt nicht mehr, hörst du. Hannah ist tot.«
    »Nein!«, raunte Will und wollte aufstehen. »Nein«, sagte er und stützte sich auf. »Nein!«, rief er laut. Es gab nichts mehr anderes. Es gab nur noch dieses eine Wort: »Nein!«
    Dann brach er zusammen und während sein Kopf auf dem Straßenpflaster aufschlug, rannten die Kinder davon. Er hörte ihre sich entfernenden Schritte und dann nahm er gar nichts mehr wahr. Hannah war tot und er, er hatte noch nicht einmal mehr die Kraft, sich gegen diesen Gedanken zu wehren.
    Hannah war tot! Hannah war tot. Ja, Hannah war tot!
    Dieser Gedanke verfolgte ihn selbst in der Ohnmacht und als er erwachte, weinte er stumm.
    Er weinte wie Hannah in ihrem Verlies. Wie sehr wünschte sie sich jetzt auf den Rochen zurück. Zurück zu den Freunden und in ihre Hängematte, in der sie sich, während sich ihre und Wills Finger wie zufällig fanden, jeden Abend Geschichten erzählt hatten. Geschichten über eine Welt die anders war: ja-mahn, anders und besser als diese von Gott und Teufel verfluchte Welt in Berlin.
    Will lag auf dem steinigen Boden und hörte den Karren, der – es war kurz vor Morgengrauen – in die Gasse einbog. Die eisenbeschlagenen Räder knirschten über das Pflaster und die Plakate, die in ihm lagen, knisterten leise im Wind. Will hörte das Fluchen des dicken Soldaten. Der ließ die Deichsel des Wagens los, packte den Jungen, zog ihn zur Seite und deckte ihn fürsorglich mit seinem Mantel zu.
    »Verflucht«, schimpfte er. »Was ist das für ’ne Stadt, in der Kerle wie du auf der Straße verschimmeln. Er spuckte kopfschüttelnd Kautabak aus. Dann ging er zum Karren, nahm ein Plakat und schlug es neben Will an die Wand:
    »Der Sonnenminister …«, las der neugierige Junge. »Der Sonnenminister und … Sonnenfest … Am Sonntag … zur Feier … hängt eine Piratin.«
    Will war jetzt hellwach.
    »Eine echte Piratin … Honky Tonk Hannah …«
    Er packte den Dicken.
    »Wo ist sie jetzt? Wo?«
    Doch der Soldat hatte überhaupt keine Angst. »Tot«, sagte er traurig, »Nun ja, so gut wie tot. Auch wenn man sie erst am Sonntag aufhängt. Denn solange schmort sie da in dem Turm.« Er deutete mit dem Kopf nach Westen, wo sich Hannahs Verlies nur ein paar Gassen weiter über die Dächer erhob.
    »Bist du sicher?«, fragte Will hastig.
    »Ja, aber da kommt niemand raus. Niemand, hörst du, der keinen Schlüssel hat.« Er spuckte missmutig Kautabak aus, doch Will war begeistert.
    »Verfuchst«, triumphierte er. »Aber das ist doch toll. Das ist grandios. Das ist fantastisch.« Er umarmte den Dicken. »Ich meine das, dass sie da ist. Ich meine, dass sie lebt. Nicht das mit dem Schlüssel. Du verstehst mich doch, oder?«
    »Nein«, brummte der Dicke und befreite sich energisch aus seiner Umarmung. »Und wenn ich’s verstehe, dann will ich’s nicht, hörst du. Also verschwinde, bevor ich mich an ein paar Sandsäcke erinnere, die mir auf den Kopf gefallen sind. An ein paar Taler, zwölf Dutzend Väter und ein fliegendes Schwein.«
    »Otto?«, fragte Will. »Sag bloß, du bist Otto.«
    »Und wenn«, brummte der, »geht dich das gar nichts an. Wir sind uns niemals vorgestellt worden.« Er stieß ihn zur Seite und ging zum Karren zurück. »Und wenn du nicht auch auf dem Plakat stehen willst, haust du ganz schnell von hier ab! Ganz schnell oder schneller, Höllenhund Will!«, rief der dicke Soldat, packte die Deichsel des Leiterwagens und zog ihn eiligst die Gasse hinab.
    »Vergiss Honky Tonk Hannah! Vergiss sie, hörst du! Die Zeit der Piraten ist nämlich vorbei!«

Die Prinzessin von Frankreich

    ie nächsten drei Tage und die Nacht danach, der Donnerstag, der Freitag, der Samstag und die Nacht zum Sonntag waren nicht nur für Hannah und Will drei Tage und Nächte voller Verzweiflung, Folter und Leid – auch die anderen litten.
    Der fette Minister zum Beispiel konnte es nicht mehr erwarten, den Ring in Händen zu halten. Den Ring der Witwe Chen, der ihn laut Talleyrand zum mächtigsten Mann der Welt machen würde. Das hatte der Schwarze Baron ihm in der kalten Februarnacht versprochen, in der er nach Berlin zurückgekehrt war.
    »Ich mache Euch mächtiger als den König von Frankreich«, hatte der zitternde Franzose geschworen, »wenn Ihr mich dafür vor ihm beschützt.«
    Die Nacht war sehr kalt, der Wind feucht und eisig und Eulenfels war äußerst

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