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Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx

Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx

Titel: Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Kühlschrank hob. Er stellte die Platte auf den wuchtigen Holztisch, der seiner Größe nach zu urteilen von vornherein mit dem Gedanken an eine wachsende Großfamilie gezimmert worden war.
    »Hau rein«, sprach der Junge den verschmutzten Baumkater schüchtern an. Die Aufregung hatte ihm die Röte in die Wangen getrieben. »Bedien dich.« Stasya, die Zweitälteste Tochter der Zivoniks, trug eine Schüssel mit Wasser an den Tisch. Mit vor Staunen runden Augen beobachtete sie, wie Scott den dünnen Baumkater absetzte. Der Streuner zögerte kurz, als wolle er sich vergewissern, dass das Angebot ernst gemeint war, dann stürzte er sich gierig auf den Truthahn. Die Kinder blieben stehen und starrten fassungslos dieses wunderliche Wesen an; eine Baumkatze hatten bislang nur wenige Menschen überhaupt zu Gesicht bekommen, und hier tat sich eine auf ihrem Küchentisch an den Überresten ihres Abendessens gütlich! Selbst der unerschütterliche, breitschultrige Aleksandr Zivonik ging in die Hocke, um besser sehen zu können, wie der ausgehungerte Baumkater mit bemerkenswert geschickten Händchen den Vogel zerlegte. Der Anblick seines kleinwüchsigen, aber vernunftbegabten Gastes schlug ihn sichtlich in Bann.
    Scott lächelte freundlich. »Fisher«, sagte er und streichelte ihn, »ich muss jetzt gehen und das Baby entbinden. Bleibst du bei dem armen Kerl?« Scott hätte nicht zu sagen gewusst, inwieweit Fisher begriff, was er von ihm wollte, doch normalerweise hatten sie nur wenig Schwierigkeiten, sich über Grundsätzliches zu verständigen. Fisher flitzte seinen Arm hinunter auf den Tisch und begann, dem anderen Baumkater leise zuzusummen. Der Streuner war ganz damit beschäftigt, sich Stücke und Streifen Truthahnfleisch in den Rachen zu stopfen. Scott zog sein schmutziges Hemd aus und lächelte dankbar, als Irina es unverzüglich in die Wäsche brachte, dann wusch er sich an der Spüle die Arme und Hände mit heißem Seifenwasser ab und spülte mit Desinfektionsmittel nach. Kaum fertig, eilte er ins Schlafzimmer zu Mrs. Zivonik.
    »Mama geht es gut«, berichtete ihm Nadja, die älteste Tochter der Zivoniks. »Wie geht es der Baumkatze?«, fragte sie besorgt und schob sich in den Flur vor.
    »Frisst euch den Truthahn weg. Geh schon, sieh’s dir selber an.«
    Das Mädchen flitzte zur Tür. Als Evelina ihn anblickte, stellte Scott fest, dass seine Patientin fast genauso aufgeregt war wie ihre Tochter. »Sie ist doch nicht verletzt?«, fragte sie besorgt. Ganz eindeutig beunruhigte das plötzliche Auftauchen einer Baumkatze in Not sie ebenso sehr wie ihren Mann. Sowenig war über Baumkatzen bekannt, dass das unerwartete Erscheinen eines gesunden Exemplars selbst den gleichmütigsten Siedler erschreckt hätte; eine ausgemergelte Baumkatze mit blutverkrustetem Fell war ein ernster Grund zur Furcht. Nicht nur Evelina Zivonik fragte sich bang, wie die Baumkatze in diesen Zustand gekommen sei. Auch Scott war darüber recht beunruhigt, obwohl er seit fast einem T-Jahr täglichen Kontakt zu einer Baumkatze hatte und die manchmal sehr befremdlichen Verhaltensweisen dieser Spezies eigentlich hätte gewöhnt sein müssen.
    Sorge über diese unerwartete Entwicklung war allerdings genau das, was Evelina Zivonik während der schwierigen Steißgeburt zuallerletzt gebrauchen konnte. Daher versuchte Scott sie zu beruhigen, bevor er die unterbrochene Entbindung wieder aufnahm. »Nein, ich konnte keine Wunden finden. Ich habe aber nicht die leiseste Ahnung, wann er das letzte Mal gegessen und getrunken hat. Jedenfalls verschlingt er den Truthahn so schnell, wie er das Fleisch von den Knochen reißen kann. Mit seinem Appetit ist folglich alles in Ordnung.« Er lächelte sie fest und beruhigend an. »Ihrem kleinen Nachbarn fehlt nichts. Also, entspannen Sie sich, und dann schauen wir, ob wir Ihr Kleines nicht schon bald zur Welt gebracht haben.«
    Evelina Zivonik nickte und lächelte müde, dann durchfuhren sie die Wehen. Sie vergrub die Finger ins Bettzeug und stöhnte auf. Scott zog konzentriert die Brauen zusammen und tastete erneut nach dem widerspenstigen Säugling, der die Welt unbedingt mit den Füßen zuerst betreten wollte. Die folgenden Minuten waren für Evelina gewiss sehr unangenehm, auch wenn sie nur einige Male heftig ächzte – sie war eine stoische Frau –, doch schließlich zahlten sich Scotts Schweiß und Mühe endlich aus. »A-ha! Hab ich dich!« Er grinste, denn das Baby arbeitete unter seiner tastenden Hand endlich genug

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