Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx

Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx

Titel: Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
Vom Netzwerk:
hervor und warf dabei immer wieder einen Blick auf den Baumkater, der sich in den nächsten Baum zurückgezogen hatte und in schrecklicher Not bliekte. Er fragte sich, weshalb der Streuner derart heftig auf den Flugwagen reagierte. Es hatte doch wohl niemand mit einem Flugwagen eine Baumkatzenkolonie belästigt? Die ‘Katzen genossen den Schutz sowohl der Elysäischen Regel als auch ihrer neuen Nachbarn. Die allermeisten Siedler von Sphinx legten sehr großen Wert auf eine gute Beziehung zu den Baumkatzen. Trotzdem fiel Scott keine andere Erklärung für die heftige Reaktion des Streuners ein. Die Frage, wer um alles in der Welt eine Baumkatzenkolonie aus der Luft bedroht haben konnte, ließ ihn nicht mehr los. Während er sich zusammensuchte, was er für den kurzen Ausflug in die Wälder brauchte, ging ihm eine ganze Reihe schwärzlicher Gedanken durch den Sinn.
    Irina Kisaevna bot sich an, die Gruppe zu begleiten, und Scott erwog, ob er ihr zustimmen sollte; in den ersten Monaten, in denen er sich an Fisher gewöhnt hatte, war sie ihm eine große Hilfe gewesen. Aleksandr wollte seine Frau, die gerade erst ein Kind zur Welt gebracht hatte, verständlicherweise nur ungern zurücklassen, ohne dass ein anderer Erwachsener im Haus war. Darum willigte Irina widerstrebend ein, bei ihrer Schwägerin zu bleiben.
    »Sei vorsichtig dort draußen, Scott«, bat sie eindringlich, bevor sie ins Haus zurückkehrte. »Wir wissen nicht, was passiert ist oder was die Baumkatzen dir im Wald zeigen wollen. Ich mache mir große Sorgen.«
    Scott nickte und küsste sie zärtlich. »Ich auch. Du kannst mir glauben, ich werde sehr vorsichtig sein.«
    »Gut.« Sie lächelte zu ihm hoch. »Dann ab mit dir. Löse für uns das Rätsel, Scott. Ich weiß, für dich gibt es kaum noch ein Halten.«
    Er rieb sich verlegen die Nase. Irina Kisaevna kannte ihn einfach zu gut. »Wir rufen an, sobald wir etwas finden, ganz gleich was, okay?«
    »Ich sitze vor den Lautsprechern«, sagte sie lächelnd und küsste ihn noch einmal.
    Eine Viertelstunde später brachen sie endgültig auf. Aleksandr Zivonik übernahm die Spitze, und sein ältester Sohn Karl, der mit seinen fünfzehn Jahren bereits ein guter Schütze war, bildete die Nachhut. Scott ging in der relativ sicheren Mittelposition, das Gewehr trug er neben dem Medikit umgehängt auf dem Rücken. Auf die harte Tour hatte er gelernt, stets einen gut sortierten Sanitätskoffer dabei zu haben, wohin auch immer er ging – besonders aber bei Ausflügen in die sphinxianische Wildnis. Der Planet war überall, wo Boden und Witterung es erlaubte, von riesigen Pfostenbaumwäldern bedeckt; sie bildeten einen einzigen Wirrwarr aus ineinander verwobenen Ästen und Knotenstämmen, was auf ihre bizarre Fortpflanzungsmethode zurückzuführen war.
    Ein Pfostenbaum breitete sich aus, indem er in einer Höhe von drei bis zehn Metern vier lange, gerade Äste parallel zum Boden aussandte wie die Nabe eines altmodischen Rades ihre Speichen. Zueinander nahmen diese Äste in etwa rechte Winkel ein. In regelmäßigen Abständen wuchsen aus diesen Ästen ›Wurzeln‹ abwärts und bildeten, nachdem sie sich im Erdreich verankert hatten, einen neuen Knotenstamm, dem wiederum neue Äste entsprossen. Auf diese Weise konnte ein einziger Pfostenholzbaum zu einem Gehölz anwachsen, das Hunderte von Quadratkilometern bedeckte, einen lückenlosen Grünteppich bildete, der Flusstäler durchlief und bis zu den Bergen hinaufkletterte. Am üppigsten breitete er sich über Flachland aus, in Tausenden von ›Individuen‹, die genetisch identisch waren. Infolgedessen bedeutete es ein Abenteuer ganz eigener Art, sich bei der Durchquerung eines Pfostenbaumwalds zu orientieren, denn das innig verwobene Gehölz gestattete nicht, mehr als wenige Meter am Stück geradeaus zu gehen. Obwohl die Fortpflanzung der Pfostenbäume sehr eigenartig erschien, gewannen die Baumkatzen gerade dadurch ihren idealen Lebensraum. Das Gehölz schuf eine Art interkontinentales ›Super-Autobahn-Netz‹, das sich laut Vermessungsergebnissen in jeden Winkel von Sphinx ausgebreitet hatte, auf dem Pfostenbäume gedeihen konnten.
    Kaum hatten Scott und die Zivoniks den Wald betreten, da flitzten die beiden Baumkatzen auch schon in das Astgewirr hoch; sie rannten voraus und warteten nach einigen Metern ungeduldig auf die langsamen Menschen, dann schossen sie wieder vor. Währenddessen neigte sich die Sonne immer mehr dem Horizont entgegen. Scott arbeitete zwar nicht im

Weitere Kostenlose Bücher