Honor Harrington 19. Der Schatten von Saganami
Shoupes. Guten Tag, Captain. Commander.«
Die Luke glitt wieder zu, ehe Terekhov noch etwas sagen konnte, und FitzGerald und er standen plötzlich allein mit Shoupe und dem bedacht ausdruckslosen Posten auf dem Korridor.
»Hier entlang, bitte, Sir.« Die Stabschefin hatte eine angenehme Sopranstimme. Mit einer anmutigen Handbewegung wies sie in den Gang.
»Danke, Captain«, sagte Terekhov, und alle drei machten sich auf den Weg zu den Beiboothangars der Hercules.
»Der Admiral scheint noch schwächer besetzt zu sein, als ich nach meinen Einweisungen und Befehlen vermutet hätte«, bemerkte Terekhov, als sie in einen Lift des Superdreadnoughts traten und die Tür sich hinter ihm schloss. Sein Ton war freundlich, aber unpersönlich, als plaudere er nur ein wenig zum Zeitvertreib, nur dass er gewartet hatte, bis keine anderen Ohren in der Nähe waren, die etwas hören konnten, bis er sprach.
»Ja, das ist richtig«, antwortete Shoupe nach einem Zögern, das fast nicht zu bemerken war. Sie blickte Terekhov an; braune Augen begegneten blauen. »Und ich fürchte, er ist nicht ganz so zuversichtlich, wie er gern erscheinen würde, dass keine politischen Faktoren die Priorität beeinflusst haben, die Talbott zugewiesen wurde.«
»Ich verstehe«, sagte Terekhov mit einem leichten Nicken.
»Im Augenblick müssen wir eine fast unmögliche Anzahl von Bällen gleichzeitig in der Luft halten«, fuhr die Stabschefin fort, »und ich fürchte, der Admiral spürt die Belastung doch ein klein wenig.«
»Das würde in seiner Position sicher jedem so gehen«, erwiderte Terekhov.
»Jawohl. Das ist ein Grund ...« Die Liftkabine erreichte ihren Bestimmungsort, und Shoupe verbiss sich, was immer sie hatte sagen wollen. Sie lächelte Terekhov kurz zu und trat höflich zurück, damit er die Kabine als Erster verlassen konnte.
Zu dumm, dachte FitzGerald, als er wiederum ihr folgte. Sie wollte gerade etwas Interessantes sagen. Interessant wie in dem alten Fluch, man möge in >interessanten< Zeiten leben.
»Also schön«, sagte Aivars Terekhov mehrere Stunden später, setzte sein weißes Barett auf den Konferenztisch im Brückenbesprechungsraum ab und blickte in die Runde. Ansten FitzGerald, Ginger Lewis, Naomi Kaplan und Captain Tadislaw Kaczmarczyk, der Kommandant des Marineinfanteriekontingents der Hexapuma, erwiderten seinen Blick. Chief Agnelli hatte dampfende Tassen mit Tee oder Kaffee gebracht und Isolierkannen mit beiden Getränken auf einem Tablett in der Tischmitte zurückgelassen.
»Ich hatte Gelegenheit, das Informationspaket von Commander Chandler, dem Nachrichtenoffizier Admiral Khumalos, zu sichten«, fuhr Terekhov fort, »und mir außerdem die Regeln für den Kampfeintritt und die Dauerbefehle des Admirals anzusehen. Ich möchte Sie kurz darin einweisen.«
Man nickte, und er neigte den Sessel leicht nach hinten; die Kaffeetasse hielt er mit beiden Händen umfasst.
»Ich nehme an, für die Leute vor Ort sehen die Dinge immer ein wenig anders aus als für die Stäbe im Hauptquartier«, fuhr er fort. »In Anbetracht der Tatsache, dass Admiral Khumalo hier ist, seit Talbott Station geschaffen wurde, ist er definitiv in der besseren Lage, die lokalen Gegebenheiten zu beurteilen, als irgendjemand auf Manticore.
Unsere Hauptaufgabe, so geht aus den allgemeinen Anweisungen hervor, besteht erstens darin, den Frieden auf und zwischen den Planeten des Sternhaufens aufrechtzuerhalten. Zwotens hat der Admiral der Regierung des Spindle-Systems und den Marines der Baronin Medusa - die sich auf nur ein einziges unterbesetztes Bataillon belaufen - bei der Sicherung des Verfassungskonvents hier auf Flax zu helfen. Unsere dritte Priorität liegt auf der Unterdrückung von Piraterie und, natürlich, Gensklaverei im ganzen Sternhaufen, dazu dem Entmutigen von ... Abenteurertum äußerer Elemente.«
Er schwieg einen Moment, und seine Augen suchten den Tisch ab; es bedurfte keiner näheren Ausführung, auf welche >äußeren Elemente< sich Khumalos allgemeine Anweisungen wohl beziehen mochten.
»Viertens«, fuhr er fort, »sollen wir hiesige Behörden bei der Bekämpfung jedes ungesetzlichen Widerstands gegen den Anschluss unterstützen. Offenbar werden die Verlierer der Abstimmung immer lauter, und es gibt Anzeichen, dass wenigstens einige von ihnen über rein verbale Bekundungen ihres Missfallens hinausgehen könnten.
Fünftens wissen wir bereits, dass unsere Karten des Sternhaufens gefährlich ungenau sind. Der Admiral hat dem
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