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Honor Harrington 8. Die Siedler von Sphinx

Honor Harrington 8. Die Siedler von Sphinx

Titel: Honor Harrington 8. Die Siedler von Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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geschlossenen grünen Knospen wie besprenkelt wirkten. Er machte keine Bewegung, außer dass er sich mit der einen Echthand unwillkürlich die Schnurrhaare strich. Mit Gehör und Gedanken gleichzeitig lauschte er, und als er das schwache Geistesleuchten erspürte, das ihm die Anwesenheit der Zwei-Beine verriet, richteten sich seine Ohren auf. Das Leuchten verblasste jedoch vor der klaren, deutlichen Verständigung, die er von den Leuten gewohnt war, mit denen er auf diese Weise mühelos kommunizieren konnte. Offenbar waren die Zwei-Beine geistesblind. Dennoch hatte ihr Leuchten etwas … Angenehmes an sich. Klettert-flink wunderte sich darüber, denn abgesehen von der offenen Frage, was sie eigentlich darstellten, unterschieden sich die Zwei-Beine doch sehr von den Leuten. Die Sagen-Künderinnen jedes Clans hatten ihre Lieder weithin ausgesandt, kaum dass die Zwei-Beine vor zwölf Spannen zum ersten Mal aufgetaucht waren. Gleichzeitig hatten sie die Lieder der anderen Clans daraufhin untersucht, ob sie ihnen etwas, irgendetwas, über die fremdartigen Geschöpfe verrieten: woher sie gekommen waren – oder wenigstens, aus welchem Grund sie kamen.
    Niemand wusste auf diese Fragen eine Antwort, doch die Sagen-Künderinnen des Clans der Tänzer vom Blauen Berg und des Clans vom Schnelllaufenden Feuer hatten sich an ein sehr altes Lied erinnert, das fast zweihundert Spannen alt sein musste. Zwar bot dieses Lied keinen Hinweis auf die Ursprünge und Beweggründe der Zwei-Beine, aber es berichtete von der allerersten Gelegenheit, bei der Zwei-Beine von den Leuten erblickt worden waren. Ein lange verstorbener Kundschafter hatte seinen Sagen-Künderinnen berichtet, wie das eiähnliche, silberne Ding der Zwei-Beine sich unter Licht und Feuer aus dem hohen Himmel herabsenkte und dabei ein Getöse machte, das schrecklicher war als der schlimmste Donner.
    Die Leute jener Zeit waren daraufhin geflohen und hatten sich versteckt. Andere schlossen sich dem ersten Kundschafter an, der das silberne Ei entdeckt und dessen Herren daraus hervorkommen gesehen hatte, und gemeinsam beobachteten sie aus dem Schutz der Schatten und der Blätter das Geschehen – genau wie jetzt Klettert-flink. Abwartend hatten sie Abstand gehalten und nie versucht, sich mit den Eindringlingen zu verständigen. Vielleicht wäre alles anders gekommen, wenn nicht ein Todesrachen versucht hätte, eins der Zwei-Beine zu fressen.
    Die Leute mochten die Todesrachen nicht. Die riesigen Raubtiere sahen aus wie zu groß geratene Leute, doch im Gegensatz zu den Leuten waren Todesrachen alles andere als schlau. Jemand, der so groß war wie sie, brauchte andererseits auch nicht besonders schlau zu sein. Todesrachen waren die größten, stärksten und tödlichsten Jäger auf der ganzen Welt. Im Gegensatz zu den Leuten töteten sie oft aus Vergnügen, und sie fürchteten nichts, was lebte – außer den Leuten. Zwar ließen Todesrachen keine Gelegenheit aus, einen einzelnen dummen Kundschafter oder Jäger zu fressen, wenn sie ihn am Boden überraschten, doch vom Herzland eines Clans hielten sich auch Todesrachen fern. Größe allein zählte nur wenig, wenn ein ganzer Clan von den Bäumen herabschwärmte und angriff.
    Der Todesrachen, der das Zwei-Bein angriff, entdeckte jedoch, dass es außer den Leuten noch mehr zu fürchten gab. Keiner der Zuschauer hatte jemals so etwas gehört wie das ohrenbetäubende Krachen aus dem Röhrending in den Händen des Zwei-Beins. Der heranstürmende Todesrachen überschlug sich einmal in der Luft, krachte zu Boden und rührte sich nicht mehr. Ein blutiges Loch klaffte in seinem reglosen, durchbohrten Körper.
    Nachdem die Beobachter ihr anfängliches Entsetzen überwunden hatten, freuten sie sich zwar grimmig über das Schicksal des Todesrachens, gleichzeitig aber wussten sie, dass jemand, der einen Todesrachen mit einem einzigen Bellen erlegte, in der Lage sein musste, Leute ebenso leicht zu töten. Deshalb entschieden sie, die Zwei-Beine zu meiden, bis man mehr über sie herausgefunden hatte. Die Kundschafter beobachteten die Fremden Tag um Tag, bis diese schließlich nach etwa einer Viertelspanne ihre merkwürdigen, viereckigen Wohnnester abbauten, in ihr Ei zurückkehrten und wieder im Himmel verschwanden.
    All das war lange, lange her, und Klettert-flink bedauerte, dass niemand mehr über die Zwei-Beine erfahren hatte. Natürlich musste er einräumen, dass die alten Kundschafter recht daran getan hatten, vorsichtig zu sein, und doch

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