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Honor Harrington 8. Die Siedler von Sphinx

Honor Harrington 8. Die Siedler von Sphinx

Titel: Honor Harrington 8. Die Siedler von Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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    Klettert-flink huschte den Baumstamm hinauf und verharrte gleich auf der ersten Astgabelung, um sich mit peinlicher Sorgfalt die beschmierten Echthände und Handpfoten zu säubern. Nun, da die kalten Tage in die schlammigen übergingen, verabscheute er es schlichtweg, den Boden zwischen den Bäumen zu überqueren. Schnee mochte er zwar genauso wenig, überlegte er und bliekte belustigt, aber Schnee schmolz wenigstens und verschwand – irgendwann – von selbst aus dem Fell, anstatt zähe Klumpen zu bilden, die hart wie Stein wurden, sobald sie trockneten. Dennoch, die neue Spanne brachte auch Vorteile mit sich: Wärme zum Beispiel, oder Grün. Klettert-flink atmete zufrieden die frische Luft ein, die durch die pelzigen Knospen an den nahezu kahlen Ästen strich. An anderen Tagen wäre er hoch in den Wipfel hinaufgeklettert, um zu genießen, wie der Wind an seinem Fell zupfte, doch heute gab es Wichtigeres zu tun.
    Als er mit dem Putzen fertig war, erhob er sich in der Beuge zwischen Ast und Stamm auf die Hinterbeine und musterte mit grasgrünen Augen seine Umgebung. Keines der Zwei-Beine war in der Nähe, aber das hatte wenig zu sagen: Zwei-Beine steckten voller Überraschungen. Der Clan vom Hellen Wasser, dem Klettert-flink angehörte, hatte bis vor kurzem nur sehr wenig mit den Zwei-Beinen zu tun gehabt. Andere Clans aber beobachteten diese seltsamen Wesen bereits seit ganzen zwölf Spannen. Ganz offensichtlich beherrschten sie Kunstfertigkeiten, auf die sich die Leute nicht verstanden; zum Beispiel vermochten sie über große Entfernungen hinweg Wache zu halten – aus so großer Ferne, dass die Leute sie weder hören noch riechen, geschweige denn sehen konnten. Dennoch, Klettert-flink bemerkte kein Anzeichen dafür, dass am Ende er selbst beobachtet würde. Geschmeidig schnellte er zum benachbarten Baum und drang über die dichten Äste weiter zur Lichtung vor.
    Allzu besorgt war der Clan vom Hellen Wasser nicht gewesen, als die ersten Flugdinger eintrafen und die Zwei-Beine ihnen entstiegen und die Lichtung schufen, denn die Clans, in deren Revier die Zwei-Beine vorher eingedrungen waren, hatten angekündigt, dass dergleichen zu erwarten stehe. Die Zwei-Beine konnten gefährlich sein und veränderten unablässig ihre Umwelt. Trotzdem glichen sie weder Todesrachen noch Schneejägern, die nur allzu oft willkürlich oder zu ihrem Vergnügen töteten. Kundschafter und Jäger wie Klettert-flink hatten hoch in den Bäumen gesessen und aus der Deckung der frostbedeckten Blätter diese erste Hand voll Zwei-Beine beobachtet. Die Neuankömmlinge waren ausgeschwärmt und hatten seltsame Gegenstände umhergetragen und immer wieder hineingeblickt. Einige der Dinger glänzten, andere waren mit unsteten bunten Lichtern besetzt; wieder andere standen auf langen, dünnen Beinen. Dann trieben die Zwei-Beine in regelmäßigen Abständen Pflöcke aus ebenfalls merkwürdigem Nicht-Holz in den Boden. Die Sagen-Künderinnen hatten daraufhin die Lieder anderer Clans wiedergesungen und dadurch offenbart: Bei den Gegenständen, wie die Kundschafter sie beschrieben müsse es sich um unbekannte Werkzeuge handeln. Klettert-flink wusste keinen Einwand gegen diese Schlussfolgerung zu erheben, auch wenn sich die fremden Werkzeuge in der Form ebenso sehr von den Äxten und Messern der Leute unterschieden, wie sich das unbekannte Material, aus dem die seltsamen Werkzeuge bestanden, von Feuerstein, Holz und Knochen unterschied.
    Wegen alledem mussten die Zwei-Beine sehr sorgfältig beobachtet werden – ohne dass sie etwas davon bemerkten. So wenig Leute es gab, so flink und schlau waren sie, und durch ihre Äxte, Messer und das Feuer verrichteten sie vieles, wozu größere, aber weniger kluge Wesen nicht imstande waren. Doch sogar das kleinste Zwei-Bein ragte höher auf als zwei Leute zusammen. Selbst wenn ihre Werkzeuge also nicht besser gewesen wären als die der Leute (dabei wusste Klettert-flink genau, dass sie sehr viel besser waren), verliehen diese größeren Körper den Zwei-Beinen gewiss mehr Kraft. Zwar gab es noch keinen Beweis, dass die Zwei-Beine den Leuten übel gewillt wären, doch andererseits sprach auch nichts gegen diese Vermutung. Deshalb war es ohne Zweifel von Vorteil, dass sie sich so leicht ausspähen ließen.
    Klettert-flink erreichte den letzten Querast und verharrte. Lange Augenblicke blieb er regungslos sitzen. Sein cremefarbenes und graues Fell verschmolz völlig mit den Baumstämmen und Ästen, die von

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