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Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte

Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte

Titel: Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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zur Eroberung von Jelzins Stern besaß.«
    »Und der wäre?«
    »Die ausgefeilten Manöver, um die Mantys und Graysons von Jelzins Stern abzulenken, bevor er dort zuschlug«, antwortete Tourville ohne zu zögern. »Thurston hielt sich für zu klug und versuchte sie zu manipulieren – sie durch Tricks aus dem Weg zu schaffen, damit er sein Ziel angreifen konnte, ohne ernsthaften Widerstand niederkämpfen zu müssen. Außerdem, und das ist noch schlimmer, war er anscheinend in seinen Plan verliebt. Als er das Jelzin-System endlich angriff, hatte er sich schon so lange versichert, wie großartig seine vorbereitenden Operationen funktioniert hätten, dass er ein wenig zu sorglos und hoffnungsfroh einmarschierte. Gewiss, er stand einem Feind gegenüber, der die überlegenere Elektronische Kampfführung besaß, und das hat wesentlich zu seiner Fehlbewertung der gegnerischen Kräfte geführt. Aber durch seine Denkart hatte er der Täuschung bereits die Bahn geebnet. Und deshalb marschierte er geradewegs auf Kernschussweite ins konzentrische Feuer von sechs Superdreadnoughts.«
    Der Bürger Vizeadmiral zuckte mit den Schultern und warf die Hände hoch, als schleudere er etwas in hohem Bogen durch den Besprechungsraum.
    »Wenn er sich vorsichtiger angenähert und größeren Abstand gewahrt hätte, dann hätte er bei seiner Raketenfeuerkraft das System immer noch einnehmen können. Seine Schlachtschiffe waren für Superdreadnoughts im Kampf Schiff gegen Schiff keine Gegner, aber er hatte sechsunddreißig davon, dazu zwo Dutzend Schlachtkreuzer, die ihnen den Rücken deckten. Wenn er auf Abstand bedacht gewesen wäre und die Graysons mit Raketen eingedeckt hätte, dann hätte er eine sehr gute Chance gehabt, die Verteidiger trotzdem noch zu vernichten, aber das hat er eben nicht getan.
    Das war sein taktischer Fehler, nachdem alle Figuren auf dem Brett standen, aber eins will ich Ihnen offen sagen: Jeder Stratege, der seinen Gegner unbedingt zu den Zügen bewegen will, die er braucht, begeht einen derart gravierenden Fehler, dass selbst Amateure ihn sofort erkennen und vermeiden sollten. Natürlich lohnt sich immer der Versuch, die Gegenseite zu Fehlern zu verleiten, sie glauben zu machen, man würde bei A zuschlagen, wenn man ihr tatsächlich bei B die Hölle heiß machen will, aber niemals – keinesfalls – darf man sich auf eine Strategie einlassen, bei der der Feind tun muss, was man will, damit man überhaupt Erfolg haben kann.«
    »Aber wieso soll Thurston das nicht beachtet haben? Sie sagten doch gerade selbst, dass er genügend Feuerkraft besaß, um gewinnen zu können, selbst wenn der Feind sich nicht wunschgemäß verhielt. Er hat seine Mittel nur nicht richtig eingesetzt.«
    »Das stimmt wohl, aber Thurston fehlten sowohl die Entschlossenheit als auch der Wille, beides richtig einzusetzen, denn seine Strategie zielte von vornherein darauf ab, kein echtes Gefecht führen zu müssen. Es mag wohl sein, dass er den Plan so formulieren musste, damit seine Vorgesetzten ihm grünes Licht gaben. Ich bin Bürger Minister Kline nur einmal begegnet, als ich ins Oktagon musste, und … – ich hoffe, das nehmen Sie mir nicht krumm, Sir, aber er war das schlechteste Argument für die zivile Kontrolle des Militärs, das Sie sich nur vorstellen können.«
    Während er das sagte, blickte er Honeker genau in die Augen, doch der Volkskommissar zuckte mit keiner Wimper.
    »Bürger Minister Klines großes Problem als Kriegsminister bestand darin«, fuhr Tourville nach kurzer Bedenkpause fort, »dass er sich zu sehr vor der Niederlage fürchtete, um die Risiken einzugehen, die man für einen Sieg eingehen muss. Um fair zu bleiben, muss ich Ihnen sagen, dass die Flotte nicht gerade ein gutes Bild im harten Kampf abgab – wir erholten uns noch immer von den Folgen des Harris-Attentats, und sehr viele unserer Leute lernten ihren Job am Arbeitsplatz –, doch Kline wollte wohl, dass wir eine Defensivstellung einnehmen und den Feind kommen lassen. Ich glaube, er hoffte, dass dann die Mantys an unserer Stelle die Fehler begehen würden, aber vielleicht haben Sie schon bemerkt, dass sie eher kaum Fehler machen. Außerdem muss eine auf die Defensive ausgerichtete Strategie scheitern, wenn das Operationsgebiet zwohundert oder dreihundert Lichtjahre durchmisst. Man kann nicht jedes einzelne Sonnensystem in hinreichender Stärke bewachen, um einen entschlossenen Angriff abzuwehren, und wenn man es doch versucht, überlässt man es von

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