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Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte

Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte

Titel: Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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erneut wies sie mit dem Kinn auf das Holobild –, »er wollte auch in Ihre Körper ein Filtrationssystem einbauen, indem er die Schleimhautbarrieren in Ihren Lungen und im Verdauungstrakt veränderte. Ihre Mukoproteide unterscheiden sich beispielsweise beträchtlich von meinen. Sie binden die Metallionen – oder wenigstens einen Großteil davon – und gestatten, sie mit dem Sputum und anderen Ausscheidungen aus dem Körper zu entfernen, ohne dass sie je in die Blutbahn und ins Gewebe gelangt sind. Hundertprozentig arbeiten diese Proteide freilich nicht, doch sind sie der Grund, weshalb Sie gegenüber Schwermetallvergifrungen weitaus weniger empfindlich sind als ich. Bis vor zwei oder drei Monaten war man einhellig der Ansicht, wir hätten es hier mit einer natürlichen Ausprägung der adaptiven Evolution zu tun, denn eine andere Erklärung ließen die beschränkten technischen Mittel Ihrer Vorfahren nicht zu – von ihrer Haltung gegenüber diesen technischen Mitteln ganz zu schweigen. Aber man konnte nicht erklären, weshalb diese Entwicklung so schnell eintrat.«
    »Nun aber glauben Sie nicht mehr daran«, stellte Sullivan leise fest.
    »Nein, Euer Gnaden. In den Nachbarregionen des für die Mukoviszidose verantwortlichen Genorts, den ich dort im Holo markiert habe, findet sich Genmaterial vom Rhinovirus. Mit einiger Sicherheit kann ich sagen, dass es nicht zufällig dorthin gelangt ist.«
    »Was ist ein Rhinovirus?«
    »Der Erreger des Schnupfens«, antwortete Allison trocken, »der den Medizinern, die das Virus benutzten, einige Vorteile geboten haben kann. Zum einen hätte in dem engen Habitat mit abgeschlossenem Luftraum, in dem die Kolonisten sich drängten, ein auf dem Luftweg übertragener Vektor sich sehr leicht ausgebreitet. Denn weil ich in den Aufzeichnungen keinen einzigen Hinweis gefunden habe, nehme ich an, dass das Vorhaben damals geheim gehalten wurde – vermutlich um keine falschen Hoffnungen zu wecken, falls es doch fehlschlagen sollte. Doch es könnte auch andere Gründe gegeben haben. In jedem Fall hätte die Verbreitung durch den ›Schnupfen‹ den Vorteil der maximalen Verschleierung besessen.«
    »Das ist wohl wahr, und es kann sehr wohl ›andere Gründe‹ gegeben haben, in aller Stille vorzugehen«, stimmte Sullivan zu und grinste seinerseits. »Ungeachtet meiner Analyse, weshalb Unterdrückung von Wissen mit der Vaterkirche nicht vereinbar ist, hätte mir früher natürlich nicht jeder zugestimmt. Ohne Zweifel hat es Zeiten gegeben, in denen unsere freieren Denker es für sinnvoll hielten … Umsicht zu wahren. Gewiss haben Sie im Laufe Ihrer Untersuchungen bemerkt, dass unter unseren Gründervätern viele Eiferer gewesen sind, Mylady. Himmel, denken Sie nur an die Fanatiker, die vierhundert Jahre nach der Gründung den Bürgerkrieg begonnen haben! Ganz gleich, wie schwierig die Zeiten heute sind, mit den Prüfungen, denen sich die Gründerväter gegenübersahen, sind unsere heutigen Probleme nicht zu vergleichen. Gut möglich also, dass die Ältesten der Gründerväter befürchtet haben, die Strenggläubigsten in ihrer Herde würden blindwütig reagieren, sobald sie erführen, dass man ihre Körper dauerhaft veränderte und dass sie diese Veränderung auch noch an alle Nachkommen weitergeben würden.«
    »Dem stimme ich zu, Euer Gnaden«, murmelte Allison und zuckte mit den Achseln. »Wir könnten das Vorgehen Ihrer Ahnen durchaus als wohlwollende biologische Kriegführung betrachten, als Einsatz einer B-Waffe, die das Erbmaterial Ihres Volkes derart veränderte, dass es im Kampf mit der toxischen Umwelt eine Überlebenschance erhielt. Leider sieht es ganz danach aus, als wäre die Lösung doch etwas zusammengestoppelt gewesen, selbst nach den Standards der damaligen Technik.«
    Sullivan runzelte die Stirn, und Allison schüttelte rasch den Kopf.
    »Das war nicht herabsetzend gemeint, Euer Gnaden! Wer immer diese Genmanipulation vornahm, arbeitete eindeutig mit Notbehelfen und sehr begrenzten Mitteln. Er musste aus dem, was ihm zur Verfügung stand, das Beste machen; was er erreichte, war brillant erdacht und sehr wirksam ausgeführt. Aber ich vermute, dass die Dringlichkeit und die fehlenden Mittel verhindert haben, eine so sorgfältige Risikoanalyse vorzunehmen, wie man es wahrscheinlich gern getan hätte. Nun scheint es, als hätte das Virus eine zweite, unbeabsichtigte Modifikation übertragen, die damals nicht erkannt wurde.«
    »Eine unbeabsichtigte Modifikation?« Tiefe

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