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Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte

Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte

Titel: Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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weil solche Frauen die gleiche Autorität ›wie ein Mann‹ besaßen und ausübten, sondern weil sie aus einer für ihn fremden Welt stammten. Er und die anderen konservativen Graysons waren noch immer damit beschäftigt, sich auf völlig neue zwischenmenschliche Winke und Signale einzustellen. Etliche von ihnen würden diese Signale wohl nie ganz verstehen, auch wenn sie allmählich lernten, sie zu erkennen. Sullivan hatte das Leuchten in ihren Augen bemerkt, und darauf wusste er ohne Unbehagen zu reagieren, so lange sie beide sich an graysonitische Regeln hielten.
    Das war gut, entschied sie, widmete sich dem Tee und legte sich währenddessen eine Strategie zurecht, wie sie ihre Offenbarung am besten anbringen sollte. Auch sorgte sie für einen Ausweichplan. Der Reverend wirkte so abweisend und ernst, dass sie automatisch ein gewisses Maß an Engstirnigkeit vorausgesetzt hatte, und das war ein Fehler gewesen. Sie glaubte gern, dass er das wilde Temperament besaß, von dem sie gehört hatte, und dass er wenig Sinn für Unfug zeigen mochte, doch hinter seinen Augen wachte ein erheblich lebhafterer Verstand, als sie angenommen hatte. Wenn er mit ihr persönlich zurechtkam, so war das eine solide Grundlage für ihr berufliches Anliegen.
    Sie setzte Tasse und Untertasse ab, als sie sich zu einem Entschluss durchgerungen hatte, hob den kleinen Aktenkoffer, der neben ihrem Sessel stand, und legte ihn sich auf den Schoß.
    »Ich weiß natürlich, dass Sie ein vielbeschäftigter Mann sind, Euer Gnaden, und dass Sie mich nur kurzfristig in Ihren Terminplan gequetscht haben. Mit Ihrer Erlaubnis möchte ich Ihre Zeit daher so wenig verschwenden wie möglich und ohne Umschweife ansprechen, weshalb ich um den Termin gebeten habe.«
    »Im Dienste der Vaterkirche hat man immer einen sehr engen Terminplan, Mylady«, antwortete er humorig, »aber glauben Sie mir, Zeit mit Ihnen kann niemals verschwendet sein.«
    »Alle Achtung!«, murmelte Allison lächelnd, und in ihren Wangen zeigten sich gefährliche Grübchen. »Ich wünschte, das Sternenkönigreich würde ein wenig graysonitische Manieren importieren.«
    »Oh, das wäre kaum ein gerechter Ausgleich dafür, dass Sie uns mit Ihrer Anwesenheit beglücken, Mylady!«, entgegnete Sullivan mit breitem Grinsen. »Ihr Königreich erhielte dann nur einen äußerlichen Ausdruck dafür, wie wir Schönheit und Charme würdigen, während wir beides leibhaftig bekommen.«
    Allison lachte anerkennend, schüttelte jedoch zugleich den Kopf und öffnete den Koffer. Sullivan lehnte sich zurück und umfasste die Teetasse mit beiden Händen. Die neckische Artigkeit verschwand aus seinem Gesicht, und er schlug die Beine übereinander. Aufmerksam betrachtete er den kleinen Holoprojektor, den Allison hervorholte. Sie schaltete ihr Memopad ein.
    »Euer Gnaden«, sagte sie mit weitaus mehr Ernst, »ich muss vorab gestehen, dass ich mit einer gewissen Furcht um dieses Treffen gebeten habe. Wie Sie wissen, arbeite ich nun seit sechs T-Monaten an einer Kartierung des graysonitischen Genoms, und ich habe etwas entdeckt, dass einige auf diesem Planeten vielleicht … bestürzend finden werden.«
    Sullivan zog die buschigen Brauen zusammen – nicht aus Verärgerung, sondern nachdenklich und vielleicht ein wenig besorgt.
    Allison holte tief Luft. »Wie viel wissen Sie über die genetische Vorgeschichte Ihres Planeten, Euer Gnaden?«
    »Nicht mehr als andere Laien, fürchte ich«, sagte er nach einem Augenblick. »Vor unserem Anschluss an die Allianz lagen unsere Ärzte und Wissenschaftler einige Jahrhunderte hinter dem allgemeinen Kenntnisstand zurück, doch wir Graysons wissen seit der Gründung, dass wir unsere Abstammung verfolgen und Inzucht vermeiden müssen. Davon abgesehen kenne ich noch die Einzelheiten zur Genealogie und Gesundheitsgeschichte, die meine Ärzte und die meiner Frauen im Laufe der Jahre von uns verlangt haben, aber ansonsten weiß ich nur sehr wenig darüber, wie ich fürchte.«
    Er schwieg und sah sie forschend an. Allison spürte das unausgesprochene »Warum?«, das zwischen ihnen schwebte.
    »Also gut, Euer Gnaden. Ich versuche, mich so einfach auszudrücken wie möglich und auf Fachbegriffe zu verzichten, aber ich muss Ihnen etwas zeigen.«
    Sie schaltete den Projektor ein, und die holografische Darstellung eines Chromosoms erschien über dem Couchtisch in der Luft. Die Abbildung sah nicht wie ein echtes, vergrößertes Chromosom aus, denn es handelte sich um eine schematisierte

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