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Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte

Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte

Titel: Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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folgen?«
    »Ich glaube schon«, antwortete er vorsichtig.
    »Gut. Dieses Schema zeigt nun Abfolgen von Nukleotiden – genauer gesagt Cytosin, Adenin und Guanin – aus dem graysonitischen Genom. Dieses Triplett hier« – sie berührte die Tastatur, und erneut blinkte das A-G-G wieder auf – »ist ein Stoppzeichen, welches verhindert, dass sich die CGG-Sequenzen zu beiden Seiten ausbreiten und den genetischen Code dadurch zerstören würden. Als jedoch das Adenin durch Cytosin ersetzt wurde, verschwand dieses Stoppzeichen – und damit wurde eine instabile Expansion der CGG-Kette ›flussabwärts‹ möglich.«
    »Ich will nicht behaupten, dass ich es in allen Einzelheiten begreife, Mylady«, sagte Sullivan schließlich, »aber ich glaube, den Vorgang nun allgemein verstanden zu haben. Wie ernst ist denn ein Problem wie diese ›instabile Expansion‹«
    »Nun, das Fragile-X-Syndrom zum Beispiel hat – oder hatte, bis wir es eliminierten – Demenz zur Folge. Was hier entstanden ist, ist aber schlimmer – viel schlimmer. Hier wurde ein Teil des Chromosoms vernichtet, der für die Entwicklung des frühen Embryos wichtig ist.«
    »Und das bedeutet, Mylady?«, fragte Sullivan gespannt.
    »Das bedeutet, wir haben es mit einer Mutation zu tun, die männliche Embryonen tötet, Euer Gnaden«, antwortete Allison ohne Umschweife.
    Diesmal sprang Reverend Sullivan von seinem Sessel auf, und Allison wies wieder auf das Display.
    »Ein männlicher Embryo mit dieser Mutation kann nicht ausgetragen werden«, sagte sie. »Weibliche Embryonen haben immer zwei X-Chromosomen und besitzen daher eine Chance, auf dem anderen Chromosom eine unzerstörte Kopie des beschädigten Gens zu besitzen. Durch einen Vorgang, der Lyonisierung heißt, wird ein X-Chromosom in einem weiblichen Embryo inaktiv. Wenn ein Erbleiden wie dieses vorliegt, wird fast immer das beschädigte Chromosom abgeschaltet, sodass die Trägerinnen im Gegensatz zu männlichen Embryonen mit dem gleichen Problem überleben.«
    »Aber dann …« Sullivan stierte in das Hologramm und wandte sich erst nach einer Weile wieder an Allison. »Wenn ich Sie richtig verstanden habe, Mylady, könnte kein männliches Kind mit dieser Mutation überleben?«
    Sie nickte.
    »Wenn das so ist, warum konnten unsere Vorfahren dann überhaupt überleben? Wenn jeder, der die vorteilhafte Mutation empfing, auch die bösartige erhielt, wie konnten dann überhaupt lebendige Jungen zur Welt kommen?«
    »Die beiden Mutationen hängen nur dadurch zusammen, dass sie vom gleichen Vektor eingeführt wurden, Euer Gnaden. Darin besteht ihre einzige Gemeinsamkeit. Wenn wir sagen, dass jeder die gutartige Mutation erhalten habe, so ist das gewiss eine Übertreibung: Jeder, der überlebt hat, muss sie erhalten haben. Die unbeabsichtigte Mutation erwies sich zum Glück als weniger durchschlagend. Darum machte sich bei etwa dreißig Prozent aller Männer die Mutation nicht bemerkbar, und sie überlebten daher – aber selbst die Überlebenden konnten Träger sein. Wenn wir wieder das Fragiles-X-Syndrom als Analogie heranziehen, nun, die fragile Stelle, die diese Krankheit hervorruft, tritt bei befallenen Männern in vierzig Prozent der Zellen auf, aber Überträger zeigen die schadhafte Stelle am Chromosom möglicherweise gar nicht.«
    »Ich … verstehe«, sagte Sullivan zögernd.
    »Nichts und niemand hätte etwas daran ändern können, Euer Gnaden. Die beabsichtigte Mutation war zum Überleben Ihres Volkes unerlässlich. Sie musste vorgenommen werden. Wenn noch jemand aus dem Ärzteteam am Leben war, als sich die gefährliche Nebenwirkung zeigte, wäre es zu spät gewesen, um etwas zu unternehmen – selbst wenn die Mittel zu einer Genomanalyse noch vorhanden gewesen wären.«
    »Gütiger Prüfer«, murmelte Sullivan nach einer Weile so leise, dass Allison ihn kaum verstand. Dann senkte er sich langsam wieder in den Sessel und atmete angestrengt durch. Endlose Augenblicke betrachtete er sie, dann hatte er die Fassung wiedererlangt.
    »Sie müssen sich Ihrer Befunde sehr sicher gewesen sein, bevor Sie mich um ein Gespräch baten, Mylady. Darf ich also davon ausgehen, dass Ihre Dokumentation ausreichen wird, um andere Experten zu überzeugen?«
    »Ja, Euer Gnaden«, sagte sie fest. »Zum einen erklärt sie die beiden Aspekte Ihres Volkes, über die sich die manticoranischen Genetiker seit Ihrem Beitritt zur Allianz am meisten gewundert haben: Die unglaubliche Geschwindigkeit, mit der Ihre Vorfahren eine

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