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Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte

Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte

Titel: Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Darstellung. Trotzdem flackerte in Sullivans Augen das Interesse auf, als ihm klar wurde, dass er auf die Blaupause des menschlichen Lebens blickte; auf einen Ausschnitt dieser Blaupause, genauer gesagt. Allison gab einen Befehl ein, und im Bild wurde ein kleiner Abschnitt des Schemas stark vergrößert.
    »Dies ist der lange Schenkel dessen, was wir Chromosom Sieben nennen, Euer Gnaden«, erklärte sie ihm. »Um genauer zu sein« – sie löste ein Makroprogramm am Holoprojektor aus, und ein Cursor blitzte auf, der einen Punkt auf dem Bild markierte –, »sehen wir hier ein Gen, das in der Medizin eine lange und manchmal hässliche Geschichte besitzt. Eine Genmutation an dieser Stelle führt zu einer Krankheit namens Mukoviszidose. Das ist eine Stoffwechselstörung, welche die Sekretionsfunktion der Lungen und der Bauchspeicheldrüse drastisch beeinträchtigt.«
    Unerwähnt ließ sie den Umstand, dass diese Krankheit auf allen Planeten mit moderner Medizin seit anderthalb Jahrtausenden ausgerottet war – während sie auf Grayson von Zeit zu Zeit noch auftauchte.
    »Ich verstehe«, sagte Sullivan nach kurzem Nachdenken. »Aber warum erzählen Sie mir das, Mylady?«
    »Aus folgendem Grund, Euer Gnaden. Meine Untersuchungen und Genomanalysen weisen recht eindeutig darauf hin, dass bei Ihrem Volk dieser Teil des Erbmaterials« – sie stach mit dem Finger nach dem Cursor im Holobild – »vor beinahe tausend Jahren vorsätzlich verändert worden ist.«
    »Verändert?« Sullivan saß plötzlich kerzengerade.
    »Verändert, Euer Gnaden. Manipuliert.« Allison holte tief Atem. »Mit anderen Worten, Sir: Sie und Ihr Volk sind genetisch modifiziert.«
    Völlig unbewegt saß sie vor ihm und wartete auf den möglichen Ausbruch, doch Sullivan musterte sie etliche Sekunden lang wortlos, das war alles. Dann lehnte er sich zurück, hob die Teetasse und trank gemächlich daraus. Allison war nicht sicher, ob er Zeit schinden wollte, um sich zu sammeln, oder ob er nur seine Anspannung vor ihr verbarg. Endlich senkte er Tasse und Untertasse auf seinen Schoß und neigte den Kopf.
    »Bitte fahren Sie fort«, ersuchte er sie so ungerührt, dass gerade diese Gelassenheit Allison nervös zu machen drohte. Sie zögerte noch einen Moment, senkte den Blick auf das Memopad und blätterte durch zwei oder drei Seiten voll einleitender Anmerkungen, die sie geschrieben hatte, um dem hysterischen Ausbruch des Reverends begegnen zu können, mit dem sie eigentlich gerechnet hatte. Offenbar brauchte sie diese Anmerkungen nun nicht mehr.
    »Neben meiner Laborarbeit«, sagte sie schließlich, »habe ich mich intensiv mit Ihren Datenbanken befasst.« Und das war verteufelt mehr Arbeit, als es in der Heimat gewesen wäre, wo man von anständigen Bibliothekscomputern unterstützt wird , dachte sie dabei. »Insbesondere suchte ich nach alten Krankenakten, je älter, desto besser. Wenn möglich, sollten sie bis zur Gründung Ihrer Kolonie zurückreichen, denn dann hätten sie meine Laborergebnisse bekräftigen können. Obwohl es zahlreiche Informationen gibt, darunter auch Fallgeschichten für eine überraschende Anzahl von Kolonisten, konnte ich diesbezüglich leider überhaupt keine Daten finden. Das aber«, sagte sie und blickte ihm mit einer Offenheit in die Augen, zu der sie nicht bereit gewesen wäre, bevor sie sich ein Bild von seiner Persönlichkeit gemacht hatte, »war ein gewichtiger Grund für meine Besorgnis.«
    »Sie glauben, diese Aufzeichnungen sind vielleicht beiseite geschafft worden?«, fragte Sullivan und lachte auf, als er ihr Gesicht sah. »Mylady, trotz aller Offenheit sind Sie in Ihrer Wortwahl sehr vorsichtig. Aber glauben Sie dann wirklich, man müsste ein … – wie lautet doch gleich die manticoranische Redewendung? Ein Hyperphysiker , oder? – man müsste so klug wie ein Hyperphysiker sein, um den Grund für Ihre Besorgnis herzuleiten?« Er schüttelte den Kopf. »Ich halte es durchaus für möglich, ja sogar für wahrscheinlich, dass einzelne Diener der Vaterkirche in der Vergangenheit tatsächlich unerwünschtes Wissen unterdrückt und – unliebsame Aufzeichnungen vernichtet haben. Doch wenn dem so war, dann geschah es ohne Billigung der Vaterkirche. Oder des Prüfers.« Unwillkürlich zog Allison die Brauen hoch, und Sullivan lachte wieder. »Mylady, wir glauben, dass der Herr uns zur Prüfung des Lebens ruft, die von uns verlangt, uns selbst, unsere Anschauungen und unsere Annahmen zu hinterfragen, während wir in seiner

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