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Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte

Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte

Titel: Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Liebe heranwachsen und reifen. Wie könnten wir das, was würden unsere Prüfungen gelten, wenn ausgerechnet die Vaterkirche die Daten veränderte, auf deren Grundlage wir die Prüfungen bestehen?«
    »Ich … In diesem Licht habe ich es noch nicht gesehen, Euer Gnaden«, sagte Allison langsam, und diesmal lachte Sullivan laut auf.
    »Nein, Mylady, aber Sie sind diesbezüglich erheblich höflicher als andere Fremdweltler. Unser Volk ist seinen Bräuchen sehr verhaftet und lebt traditionell in einem Glauben, der sehr stark vom Consensus geprägt ist. Dennoch beruht gerade unser Glaube auf einem individuellen Gewissensentscheid, und niemand – weder der Gutsherr eines Menschen noch sein Protector, und auch nicht der Reverend oder die Sakristei – niemand hat einen Grayson in geistigen Angelegenheiten zu bevormunden. Das ist die Grundfeste unserer Anschauungen, und es war noch nie einfach, sie aufrechtzuerhalten. Das ist auch gut so, denn schließlich hat Gott nie versprochen, die Prüfung sei einfach. Doch trotz allen Consensus haben wir viele Phasen intensiver und oft auch bitterer Debatten und dogmatischer Kämpfe erlebt. Ich glaube, im Endeffekt hat all das uns nur stärker gemacht, doch erinnern wir uns mit Unbehagen an diese Zeiten, wenn es darum geht, Veränderungen an Kirche und Gesellschaft hinzunehmen. Wenn ich ganz ehrlich bin, muss ich eingestehen, gewisse Vorbehalte gegen einige der jüngsten Veränderungen zu haben – oder zumindest gegen die Geschwindigkeit, mit der sie ablaufen. Dennoch dürfen nicht einmal die Priester der Vaterkirche – oder vielleicht gerade sie nicht – unserer Gemeinde Gewissensentscheidungen diktieren. Auch dürfen wir nicht bestimmen, dass dieses oder jenes Wissen unterdrückt oder verborgen werden sollte, ganz gleich, welche Folgen wir befürchten. Also fahren Sie bitte fort mit Ihrer Erklärung. Vielleicht verstehe ich sie nicht vollständig, und vielleicht bin ich schockiert oder beunruhigt. Als Kind des Prüfers und der Vaterkirche habe ich dennoch die Pflicht zuzuhören und mich um Verständnis wenigstens zu bemühen … und keinesfalls der Botin die Schuld für schlechte Nachrichten zuzuschieben.«
    »Ja, Euer Gnaden.« Allison sammelte sich und lächelte schief. »Ja, allerdings«, sagte sie sinnend und deutete mit einer Kinnbewegung auf das Holobild. Sie fühlte sich nun sicherer.
    »So weit ich das Geschehene rekonstruieren kann, Euer Gnaden, muss es sich bei wenigstens einem, vermutlich aber mehreren Medizinern des Kolonistenschiffes um ausgezeichnete Genetiker gehandelt haben, um echte Asse, wenn man bedenkt, wie beschränkt die Technik vor tausend Jahren gewesen ist. Wie Sie vielleicht wissen, benutzte man damals noch Viren, um fremde genetische Informationen ins Erbgut einzuschleusen, und nicht präzis gefertigte Nanotechnik wie heutzutage. Angesichts der groben Methodik waren seine oder ihre Leistungen wirklich beeindruckend.«
    »Das erstaunt mich weniger, als Sie vielleicht glauben, Mylady«, unterbrach Sullivan sie. »Die alten Gefolgsleute von Sankt Austin glaubten, die Technik entferne den Menschen von einer gottgefälligen Lebensweise, und lehnten dies ab. Die Fortschritte in den Biowissenschaften aber betrachtete man gemeinhin als Geschenke des Herrn an seine Kinder, und von Anfang an waren sie bestrebt, von diesen Gaben so viel nach Grayson mitzunehmen wie nur möglich. Und das war vermutlich sehr gut, als unsere Vorfahren entdeckten, was für eine Welt sie erreicht hatten.«
    »Ich würde sagen, das ist ungefähr um ein- oder zweitausend Prozent untertrieben, Euer Gnaden«, entgegnete Allison ironisch. »Zu den Dingen, die jeden beschäftigen, der sich mit Ihrer Welt auseinandersetzt, gehört vor allem die unbeantwortete Frage, wie die Kolonie angesichts der tödlichen Schwermetallkonzentrationen länger als eine oder bestenfalls zwei Generationen überleben konnte. Ganz offensichtlich muss eine adaptive Veränderung eingetreten sein, doch niemand vermag zu erklären, weshalb sie rasch genug stattfand, um die Kolonie zu retten. Nun glaube ich, die Antwort darauf zu kennen.«
    Sie nahm einen Schluck Tee, schlug die Beine übereinander, lehnte sich zurück und wiegte die Tasse aus papierdünnem Porzellan in den Händen.
    »Schwermetalle gelangen durch die Atmungsorgane und den Verdauungstrakt in den menschlichen Körper, deshalb muß ihr Volk die Luftfilter benutzen und unablässig den Ackerboden dekontaminieren. Wer immer dafür verantwortlich war« –

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