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Hornblower 01 - Fähnrich zur See Hornblower

Hornblower 01 - Fähnrich zur See Hornblower

Titel: Hornblower 01 - Fähnrich zur See Hornblower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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ungreifbaren Gefühlsregungen beeinflussen zu lassen, nachdem man sich einmal kaltblütig für eine wohlüberlegte Handlungsweise entschieden hatte. Die Bedingungen, auf denen er bestand, waren mathematisch als vorteilhaft anzusprechen.
    Wenn man in Betracht zog, daß er freiwillig in den Tod gehen wollte, um Simpsons Quälereien zu entgehen, dann war es doch schon ein ganz wesentlicher Vorteil, zu wissen, daß es nun eine genau fünfzigprozentige Chance gab, ihm sogar lebendig zu entrinnen. Sollte Simpson ferner der bessere Fechter oder der bessere Pistolenschütze von ihnen beiden sein, was im übrigen ganz bestimmt der Fall war, dann war die gewonnene Chance von fünfzig Prozent mathematisch wiederum ein Vorteil. Er hatte also gewiß keinen der jüngst unternommenen Schritte zu bereuen.
    Allerdings, mathematisch waren Hornblowers Schlüsse unanfechtbar, aber zu seiner Überraschung fand er jetzt plötzlich heraus, daß Mathematik eben doch nicht auf alle Fragen Antwort gab. Er ertappte sich an diesem trüben, dunklen Nachmittag und Abend mehr als einmal dabei, daß ihm aufsteigende Angst zum aufgeregten Schlucken zwang, sooft er sich ausmalte, wie im Grauen des kommenden Morgens eine wirbelnde Münze darüber entscheiden würde, ob er weiterleben durfte oder nicht. Gegen seinen Willen erschauerte er bei dieser Vorstellung jedesmal bis ins Mark. In recht gedrückter Stimmung hängte er am Abend seine Hängematte auf, er fühlte sich ungewohnt müde und fror noch mehr als sonst, als er sich in der feuchtkalten Stickluft des Zwischendecks auszog. Er drehte sich fest in seine Decken ein, um in ihrer Wärme ein wenig Entspannung zu finden, aber der Druck wollte nicht von ihm weichen. Müde wie er war, warf er sich mindestens ein dutzendmal herum und hörte jede halbe Stunde die Schläge der Schiffsglocke. Dabei tobte er innerlich wegen seiner vermeintlichen Feigheit immer wütender gegen sich selbst. Am Ende mußte er sich sagen, daß es im Grunde ein Glück war, wenn morgen sein Schicksal rein vom Zufall abhing, weil er mit aller Bestimmtheit ein Kind des Todes gewesen wäre, wenn er sich nach einer solchen Nacht auf ein scharfes Auge und eine ruhige Hand hätte verlassen müssen. Wahrscheinlich trug diese Schlußfolgerung ein wenig dazu bei, daß er noch für ein paar kurze Stunden Schlaf fand. Jedenfalls fuhr er erst erschrocken hoch, als ihn Danvers wachrüttelte.
    »Fünf Glasen«, sagte Danvers, »in einer Stunde dämmert der Tag. Also, reise, reise!«
    Hornblower rutschte aus seiner Hängematte und stand im Hemd. Im Zwischendeck war es fast völlig dunkel, so daß auch Danvers kaum zu unterscheiden war.
    »Der Erste Offizier stellt uns den zweiten Kutter«, sagte Danvers. »Masters mit Simpson und seinem Verein fahren vor uns mit der Barkaß. Da kommt auch Preston.« Eine zweite Schattengestalt tauchte aus der Finsternis auf.
    »Hundekalt ist es«, sagte Preston, »besonders angenehm, wenn man so früh heraus muß. Nelson, wo bleibt der Tee?«
    Der Steward kam damit an, als Hornblower eben in seine Hose fuhr. Er war wütend, weil er vor Kälte so stark zittern mußte, daß die Tasse in der Untertasse klapperte, als er den Tee entgegennahm. Dann aber goß er das heiße Getränk mit wahrer Gier hinunter.
    »Noch eine Tasse!« verlangte er und war nun doch ein wenig stolz, daß er sich in diesem Augenblick für Tee interessieren konnte. Es war noch dunkel, als sie in den Kutter stiegen, der Wind wehte scharf und kalt und füllte das Luggersegel, daß das Boot überlag, als es auf die beiden Lichter zuhielt, die die Landungsbrücke bezeichneten.
    »Ich habe eine Kutsche bestellt, die am›George‹auf uns warten soll«, sagte Danvers, »hoffentlich ist sie da.«
    Sie war da. Als sie Platz genommen hatten und ihre Füße im Stroh vergruben, zog Danvers ein Reisefläschchen mit Schnaps aus der Tasche. »Wie war's mit einem Schluck, Hornblower?« fragte er. »Eine stetige Hand ist ja heute nicht vonnöten.«
    »Nein, besten Dank«, sagte Hornblower. Sein leerer Magen revoltierte bei dem bloßen Gedanken an Schnaps.
    Als der Wagen die Höhe gewonnen hatte, ging es noch eine Weile eben weiter. Am Ende hielt er am Rand einer Wiese. Dort stand bereits ein zweiter Wagen, seine Kerzenlaterne warf einen gelben Schein in das Grau des dämmernden Tages.
    »Dort sind sie«, sagte Preston. In dem schwachen Licht erkannte man eine Anzahl Schattengestalten, die zwischen Ginsterbüschen auf der reifbedeckten Wiese standen.
    Im

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