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Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant

Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant

Titel: Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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offen, der Schleusenwärter stand daneben. Hornblower steuerte die Einfahrt an, wobei ihm besonders zustatten kam, daß die Queen Charlotte plötzlich stark an Fahrt verlor, als ihr die Stauwelle davonlief. Hornblower griff nach der Achterleine, machte einen Satz an Land und blieb dabei wie durch ein Wunder auf den Beinen. Der Poller war zehn Fuß weiter vorn, er rannte hin, nahm einen Törn und schlickte, als Kraft auf die Leine kam.
    Nach den Regeln der Kunst galt es, beim ersten Abstoppen die Fahrt bis auf einen kleinen Rest aus dem Schiff zu bringen, so daß es eben noch langsam in die Schleuse glitt, und es beim nächsten Poller zum Stehen zu bringen. Aber man konnte wohl kaum erwarten, daß Hornblower dieses Manöver gleich beim ersten Male in seiner Vollendung gelingen würde. Er ließ die Leine langsam durch die Hände gleiten und achtete dabei genau auf die Fahrt des Schiffes; dann aber beging er den Fehler, zu plötzlich festzuhalten. Die Folge war, daß Leine und Poller unter der Beanspruchung knirschten und krachten und daß die Queen Charlotte mit dem Bug quer über die Schleuse schwenkte und auf der anderen Seite hart gegen die Mauer schlug. Da lag sie nun, halb drinnen und halb draußen, hilflos und ohne Fahrt, und die Frau des Schleusenwärters mußte vom anderen Schleusentor her zu Hilfe eilen. Sie setzte den Bug von der Schleusenmauer frei, griff nach der Vorleine, legte sie über ihre kräftige Schulter und holte das Schiff daran die letzten zwölf Yard in die Schleusenkammer herein. Das gab natürlich einen minutenlangen und durchaus überflüssigen Zeitverlust. Es war jedoch für Hornblower noch nicht die letzte Lehre, die er empfing. Da sie jetzt die Scheitelhöhe des Kanals hinter sich hatten, führte diese Schleuse zum ersten Male abwärts. Diesen Übergang zum Abstieg hatte er nicht in Rechnung gezogen, und er war daher überrascht, als die Queen Charlotte nach dem Öffnen der Schützen plötzlich und rasch mit dem fallenden Wasserspiegel in die Tiefe sank. So blieb ihm grade noch genügend Zeit, um zuzuspringen und die Achterleine zu fieren, als sich das Schiff schon daran aufzuhängen drohte.
    »Alles, was recht ist, Mann, aber vom Schippern versteht Ihr nicht viel«, meinte die Frau des Schleusenwärters, und Hornblowers Ohren brannten vor Verlegenheit über diese Blamage. Er dachte an seine Prüfungen in Navigation und Seemannschaft, er dachte an die vielen schwierigen Wendemanöver, die ihm mit einem Monstrum von Linienschiff auch bei schwerem Wetter gelungen waren. Aber mit dieser ganzen seemännischen Erfahrung war hier mitten in Gloucestershire - oder war es schon Oxfordshire - offenbar nichts anzufangen. Wie dem auch war, die Schleuse war schon leer, die Tore gingen auf, und die Schleppleinen kamen bereits steif. Höchste Zeit, die sechs Fuß und mehr auf das schon anfahrende Schiff hinunterzuspringen und daran zu denken, daß er die Achterleine mitnehmen mußte. Er kam zwar damit zu Rande, aber er benahm sich dabei offenbar höchst ungewandt, das verriet ihm das herzhafte Gelächter der Schleusenwärterin, als er unter ihr davonglitt. Sie schickte ihm wohl auch noch eine Bemerkung nach, aber er konnte gar nicht hinhören, weil er gleich in aller Eile nach der Pinne greifen mußte, um das immer rascher dahineilende Fahrzeug sicher unter der Schleusenbrücke hindurchzustemmen. Dabei war ihm erst heute morgen, als er den Fahrpreis erlegte, das Leben eines Kanalschiffers so ruhig und angenehm erschienen wie kein anderer Beruf. Hilf der Himmel! Zu allem Überfluß hatte Maria den Weg durch die Kajüte Zweiter Klasse nach achtern gefunden und tauchte jetzt plötzlich neben ihm auf.
    »Wie kannst du es nur dulden, daß diese Leute so unverschämte Reden führen?« fragte sie. »Warum sagst du ihnen nicht, wer du bist?«
    »Liebling«, begann Hornblower, aber er unterbrach sich mitten in der Rede. Wenn Maria nicht einsah, wie schlecht es einem Kapitän der Kriegsmarine anstand, ein gewöhnliches Kanalschiff so stümperhaft zu hantieren, dann war eben nicht mit ihr zu rechten. Außerdem konnte er ihr beim besten Willen nicht zuhören, solange die Queen Charlotte hinter den galoppierenden Pferden in diesem Tempo dahinschoß.
    »Du hast es doch, bei Gott, nicht nötig, dich so zu erniedrigen«, fuhr Maria fort, »warum machst du dich nur mit diesen Leuten so gemein? Und wozu denn diese Eile? Haben wir denn nicht genügend Zeit?«
    Hornblower steuerte das Schiff eben um eine Biegung des Kanals,

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