Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hornblower 05 - Der Kapitän

Hornblower 05 - Der Kapitän

Titel: Hornblower 05 - Der Kapitän Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
Vom Netzwerk:
rasselten und klinkten die Pumpen bei der täglichen Arbeit des Lenzpumpens der Bilge.
    Doch alle diese Geräusche waren von längerer oder kürzerer Dauer. Ein Laut nur blieb in seiner Art so gleichförmig, daß sich das Ohr daran gewöhnte und ihn nur wahrnahm, wenn die Aufmerksamkeit bewußt darauf hingelenkt wurde: das Wehen der Brise in den unzähligen Teilen der Takelage. Eigentlich war es nur ein ganz feines Summen, eine Harmonie von Tausenden hoch schwingender Töne, aber dennoch durchdrang es das ganze Schiff. Selbst die Ketten und das periodisch ächzende Holzwerk leiteten es weiter.
    Hornblower hatte mittlerweile sein Burgoo gegessen und wandte sich dem Stück Hartbrot zu, mit dem er auf die Tischplatte getrommelt hatte. Mit beherrschtem Widerwillen musterte er es. Eine dürftige Nahrung für einen Mann, und in Ermangelung der Butter - das letzte Faß war schon vor einem Monat ranzig geworden - mußte man das trockene Zeug wohl mit dem sogenannten Kaffee hinunterspülen. Ehe Hornblower jedoch den ersten Bissen zu sich nehmen konnte, ließ ihn ein oben ertönender Schrei aufhorchen, so daß seine Hand, die den Schiffszwieback hielt, auf halbem Wege zum Mund stehenblieb.
    »Land!« hörte er. »Land, zwei Strich an Backbord voraus, Sir!«
    Das war der Ausguck, der vom Vortopp aus das Oberdeck anrief. Hornblower, der noch immer regungslos verharrte, vernahm wachsenden Lärm. Nach drei Monaten bekam man zum erstenmal wieder Land zu sehen, und das mußte natürlich gerade auf dieser Reise mit unbekanntem Ziel jedermann in Aufregung versetzen. Der Kapitän selbst machte davon keine Ausnahme. Nicht nur war er äußerst gespannt, ob er das Land richtig angesteuert hatte, es bewegte ihn auch der Gedanke, daß er sich möglicherweise binnen vierundzwanzig Stunden mitten in jener gefahrvollen und schwierigen Mission befand, mit der ihn die Mylords der Admiralität betraut hatten. Er fühlte, daß sein Herz schneller zu schlagen begann. Er spürte das leidenschaftliche Verlangen, der ersten Gemütsregung nachzugeben und an Deck zu stürmen, doch bezwang er sich.
    Stärker noch als sonst wünschte er in den Augen seiner Offiziere und Mannschaften als ein Mann zu erscheinen, der über unerschütterliches Selbstvertrauen verfügte. Je mehr Respekt man vor dem Kommandanten hatte, desto besser war es für das Schiff. So nahm er denn gewollt eine durchaus bequeme Haltung ein, schlug die Beine übereinander und schlürfte gänzlich gleichgültig seinen Kaffee, als der Midshipman Savage an die Kajütentür klopfte und gleich darauf hereinstürzte.
    »Mr. Gerard schickt mich, Ihnen zu melden, daß Land an Backbord voraus gesichtet wurde, Sir«, sagte der junge Mann, der vor Erregung kaum stillzustehen vermochte. Hornblower schlürfte erst noch einen Schluck Kaffee, bevor er antwortete, und dann kamen seine Worte langsam und ruhig.
    »Sagen Sie Mr. Gerard, daß ich in wenigen Minuten nach Beendigung meines Frühstücks an Deck kommen werde.«
    »Aye, aye, Sir«, stieß der Midshipman hervor. Das von ihm benutzte Wort bedeutete soviel wie »verstanden«. Im Sturmschritt verließ er die Kajüte. Seine großen plumpen Füße polterten über die Stufen des Niedergangs.
    »Mr. Savage! Mr. Savage!« schrie Hornblower ihm nach, worauf das Vollmondgesicht des Gerufenen abermals erschien.
    »Sie haben vergessen, die Tür zu schließen«, sagte Hornblower kühl. »Und bitte machen Sie nicht solchen Lärm auf der Treppe.«
    »Aye, aye, Sir«, stammelte Savage niedergeschlagen.
    Hornblower war mit sich zufrieden. Wohlgefällig strich er sich über das Kinn. Dann nippte er wieder an seinem Brotkaffee, doch sah er sich außerstande, noch mehr von dem Hartbrot zu essen. Mit den Fingern trommelte er auf die Tischplatte, als könne er dadurch die Zeit beschleunigen. Vom Vortopp, wohin ihn Gerard vermutlich mit einem Fernglas geschickt hatte, vernahm er die Stimme des jungen Clay. »Sieht aus wie ein brennender Berg, Sir. Zwei brennende Berge. Vulkane, Sir!«
    Sofort stand vor Hornblowers geistigem Auge das Bild der Seekarte, die er so oft in der Abgeschlossenheit seiner Kajüte studiert hatte. Vulkane gab es hier an der Küste überall; die Gegenwart zweier feuerspeiender Berge an Backbord konnte den Standort des Schiffes noch nicht mit Bestimmtheit festlegen.
    Und dennoch... dennoch... unzweifelhaft würde die Einfahrt zum Golf von Fonseca durch zwei an Backbord erscheinende Vulkane markiert werden. Es lag also durchaus im Bereich der

Weitere Kostenlose Bücher