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Hornblower 05 - Der Kapitän

Hornblower 05 - Der Kapitän

Titel: Hornblower 05 - Der Kapitän Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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Hornblower zog sich an, und Polwheal half ihm in den abgetragenen, mit verblichenen Litzen besetzten Rock und reichte ihm den Hut. Während der ganzen Zeit wurde kein Wort gesprochen, so sehr war dem Kommandanten das System des Schweigens, zu dem er sich selbst gezwungen hatte, in Fleisch und Blut übergegangen. Und er, dem jede Routine verhaßt war, hielt sich jetzt, um das überflüssige Sprechen zu vermeiden, so völlig an sie, daß er, wie das übrigens jeden Morgen geschah genau in dem Augenblick wieder an Oberdeck erschien, als es acht glaste.
    »Mannschaft zum Strafvollzug, Sir?« fragte Bush, die Hand am Hutrand.
    Hornblower nickte. Sofort begannen die Bootsmannspfeifen zu trillern.
    »Antreten zum Strafvollzug'« brüllte Harnson, der auf dem Hauptdeck stand und aus allen Teilen des Schiffes quollen die Leute hervor um an den ihnen zugewiesenen Stellen anzutreten.
    Regungslos stand Hornblower in der Nähe der Reling des Achterdecks. Sein Gesicht versteinerte sich. Ihn bedrückte die Tatsache daß ihm der Vollzug körperlicher Strafen als bestialische Angelegenheit erschien, daß es ihn ekelte sie anzuordnen und ihnen beizuwohnen. Ein paar tausend Auspeitschungen hatte er im Laufe der letzten zwanzig Jahre gesehen und war doch nicht unempfindlich dagegen geworden, ja beschämt mußte er sich eingestehen daß er schwächer war als damals der siebzehnjährige Fähnrich. Jedoch hatte er sich auch heute nicht der Beaugenscheinigung der Angelegenheit entziehen können. Das Opfer war ein Waliser namens, Owen der es sich einfach nicht abgewöhnen konnte an Deck zu spucken.
    Ohne sich auf den Kommandanten zu berufen, hatte Bush geschworen, er werde ihn für jede weitere Übertretung peitschen lassen und Hornblower blieb nichts anderes übrig, als diesen Beschluß im Namen der Disziplin zu decken, doch hegte er Zweifel, daß ein Mensch, der dumm genug war und sich nicht einmal durch die Furcht vor einer körperlichen Züchtigung zurückschrecken ließ, auf die Decksplanken zu spucken, es nach erhaltener Strafe unterlassen würde.
    Glücklicherweise war die Sache bald überstanden. Die Bootsmannsmaaten heißten den bis zur Hüfte nackten Owen in die Wanten des Großtopps und hieben nach dem Rasseln der Trommeln drauflos. Im Gegensatz zur Mehrzahl der Seeleute heulte der Gepeinigte auf, als ihn die neunschwänzige Katze in die Schultern biß. Er führte groteske Tanzbewegungen aus, seine bloßen Füße klatschten auf Deck, bis er gegen das Ende der ihm zugemessenen zwei Dutzend Schläge regungslos und stumm an den gefesselten Unterarmen baumelte. Irgend jemand übergoß ihn mit Wasser, und dann wurde er unter Deck geschafft.
    »Antreten lassen zum Frühstücksempfang, Mr. Bush«, stieß Hornblower hervor. Er hoffte, daß ihn die von der Tropensonne gebräunte Haut davor bewahrte, so blaß auszusehen, wie er sich fühlte. Auf nüchternen Magen der Auspeitschung eines geistig Minderwertigen zuzusehen war durchaus nicht nach seinem Geschmack Dabei ärgerte er sich maßlos über sich selbst, daß er nicht energisch genug war, derlei überhaupt zu verhindern, und auch, daß ihm kein Ausweg aus dem Dilemma eingefallen war, in das ihn Bushs Entscheid gebracht hatte.
    Die Gruppe der auf dem Achterdeck versammelten Offiziere zerstreute sich, als alles wegtrat. Gerard, der zweite Leutnant, übernahm von Bush die Wache. Hornblower ging nach unten, wo Powheal das Frühstück für ihn bereithielt. »Kaffee, Sir«, sagte der Steward. »Burgoo«.
    Hornblower setzte sich zu Tisch Im Verlauf der sieben Monate dauernden Reise hatte längst jeglicher Luxus aufgehört.
    Der Kaffee war ein Extrakt aus verbranntem Brot, und alles, was man zu seinen Gunsten sagen konnte, bestand darin, daß er heiß und süß war. Das Burgoo vollends stellte eine unappetitliche, aus zerquetschtem Hartbrot und gehacktem Pökelfleisch zusammengerührte Masse dar. Hornblower aß, ohne bei der Sache zu sein. Mit der Linken, die ein Stück Hartbrot hielt, klopfte er auf den Tisch, um die im Brot enthaltenen Maden zu veranlassen, auszuwandern, bis er mit seinem Burgoo fertig geworden war.
    Wahrend er aß, umgaben ihn ringsum die Geräusche des Schiffes. Jedesmal, wenn die Lydia ein wenig schlingernd auf den Kamm der Dünung gehoben wurde, knarrte es leise im Gebälk. Droben vernahm er den Schritt Gerards, der auf dem Achterdeck hin und her ging. Zuweilen auch ertönte das Klatschen einer hornigen, nackten Sohle, wenn irgendein Matrose vorüberkam. Im Vorschiff

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