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Hornblower 05 - Der Kapitän

Hornblower 05 - Der Kapitän

Titel: Hornblower 05 - Der Kapitän Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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gesehen zu haben, Sir«, meldete Clay, worauf Hornblower seine Aufmerksamkeit dem Fuß der Bergkette zuwandte.
    Dort bemerkte er einen zusammenhängenden grünen Streifen, der nur an jenen Stellen unterbrochen wurde wo kleinere Vulkane ihn überragten. Langsam ließ Hornblower das Glas hin-und hergleiten, wobei er es stets in der Höhe der Kimm hielt. Er sah etwas Weißes aufblitzen, spähte genauer hin und erkannte, daß der winzige weiße Fleck in regelmäßigen Zwischenräumen immer wieder erschien.
    »Ganz recht; das sind Brecher«, bemerkte er und bedauerte bereits im gleichen Augenblick seine Worte. Es wäre durchaus nicht nötig gewesen, Clay etwas zu erwidern.
    Die Lydia behielt ihren Kurs zur Küste bei. Hornblower blickte in die Tiefe. Er konnte unten auf dem zweiundvierzig Meter unter ihm liegenden Vorschiff die seltsam verkürzten Gestalten der Leute und rund um den Vordersteven den Ansatz einer Bugwelle erkennen. Sie verriet ihm, daß das Schiff ungefähr vier Seemeilen Fahrt machte. Man würde also lange vor dem Einbruch der Dunkelheit vor der Küste stehen; zumal dann, wenn die Brise im Verlauf des Tages auffrischte. Der Kapitän setzte sich ein wenig bequemer zurecht und starrte abermals zur Küste hinüber. Allmählich gewahrte er noch mehr Brandungswellen rechts und links der Stelle, wo er den ersten Brecher beobachtet hatte. Demnach mußte die Ozeandünung gerade dort gegen eine senkrechte Felswand donnern, wobei der Gischt hoch emporgeschleudert wurde. Hornblowers Überzeugung, sein Reiseziel tadellos angesteuert zu haben, wurde jetzt bestärkt. Beiderseits der Brecher sah er am Horizont einen Streifen Wasser, und jenseits davon ragte ebenfalls auf beiden Seiten je ein mittelgroßer Vulkan empor. Eine weitgespannte Bucht, eine Insel in der Mitte der Einfahrt und zwei flankierende Vulkane; genauso sah die Bay von Fonseca auf der Karte aus. Allerdings war Hornblower recht besorgt, denn er wußte, daß selbst ein ziemlich geringfügiger Fehler in der Navigation ihn bis zu hundert Meilen abseits seines Ziels hätte bringen können. Er sagte sich, daß an einer Küste, die wie diese mit feuerspeienden Bergen geradezu besät war, ein Abschnitt dem anderen sehr ähnlich sehen konnte. Selbst das Aussehen einer Bucht und einer Insel mochte sein Gegenstück in irgendeiner anderen Formation des Küstenstreifens finden.
    Überdies konnte er sich auf die Seekarten nicht verlassen. Sie waren von jenen abgezeichnet worden, die Anson vor sechzig Jahren in diesen gleichen Gewässern erbeutet hatte, und hinsichtlich der Brauchbarkeit solcher Dago-Karten wußte jedermann Bescheid. Dago-Karten aber, die man noch der Revision durch irgend solch einen unnützen Zeichner der Admiralität überlassen hatte, konnten ganz und gar unzuverlässig sein.
    Doch während er weiter beobachtete, schwanden die Zweifel nach und nach. Die Bucht, die sich da vor ihm auftat, besaß einen riesigen Umfang. An der ganzen Küste konnte eine zweite ihrer Art nicht einmal der Aufmerksamkeit eines spanischen Kartographen entgangen sein. Hornblower schätzte die Breite der Einfahrt auf über zehn Seemeilen. Tiefer drinnen in der Bay lag eine große Insel, deren Umrisse typisch für die Landschaft waren; unvermittelt erhob sich der steile Kegel aus dem Meer.
    Das innere Ende der Bucht war selbst jetzt, da das Schiff ein gutes Stück näher herangekommen war, nicht sichtbar.
    »Mr. Clay«, sagte der Kapitän, ohne das Auge vom Kieker zu nehmen, »Sie können niederentern. Sagen Sie Mr. Gerard, er soll alle Mann zum Mittagessen schicken.«
    »Aye, aye, Sir.«
    Jetzt würde die Besatzung wissen, daß etwas Außergewöhnliches in der Luft lag, denn das Essen wurde eine halbe Stunde vor der üblichen Zeit ausgegeben. Die Offiziere britischer Schiffe legten stets großen Wert darauf, daß die Leute einen vollen Magen bekamen, ehe man Anforderungen an sie stellte, die über das alltägliche Maß hinausgingen.
    Hornblower bezog wieder seinen Ausguck. Nun stand es fest, daß die Lydia in den Golf von Fonseca einfuhr. Er hatte also ein navigatorisches Meisterstück geleistet, über das jeder berechtigten Stolz empfinden durfte, denn es war wirklich keine Kleinigkeit, ein Schiff geradewegs seinem Ziel zuzuführen, obwohl man elf Wochen lang in See gewesen war, ohne Land zu sehen. Dennoch versetzte ihn die Erkenntnis nicht in gehobene Stimmung. Es lag nicht in seiner Natur, sich über Dinge zu freuen, die im Bereich seiner Möglichkeiten blieben. Sein

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