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Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 5 - Zeitentod (Das Finale - Teil 1)

Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 5 - Zeitentod (Das Finale - Teil 1)

Titel: Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 5 - Zeitentod (Das Finale - Teil 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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dass Mike Dolan und Simon Reade zurückgekommen waren, und ich merkte es erst, als ich mich umdrehte und sah, dass sie auf Jamie zielten.
    „Siehst du?“, sagte Reade. „Ich hab dir doch gesagt, dass hier etwas faul ist.“
    „Wer ist er?“, fragte Dolan streng erst mich und dann Jamie: „Wer bist du?“
    „Ich bin Jamie.“
    „Wie bist du hierhergekommen?“
    Jamie zögerte. Ich konnte sehen, wie er überlegte, was er sagen sollte. „Mit dem Bus“, antwortete er schließlich.
    Das war die falsche Antwort. Fast gemächlich schwang Dolan sein Gewehr. Der Schaft knallte gegen Jamies Kopf und warf ihn zu Boden. Es war die Kopfseite, die unverletzt gewesen war. Zumindest bis jetzt. Ich schrie auf, aber Reade trat vor mich und versperrte mir den Weg. Jamie lag still. Dolan stand über ihm und starrte mich an. „Du wirst einiges erklären müssen, Holly“, sagte er. „Aber das hat Zeit bis später. Jetzt gehst du erst einmal nach Hause.“ Er nickte Simon zu. „Lass uns den Jungen fesseln und irgendwo sicher einsperren. Und finde Reverend Johnstone. Wir müssen eine Versammlung einberufen.“
    Und das war es. Ich konnte nur dastehen und zusehen, wie die beiden Männer den Jungen hochhoben und wegschleppten.

2
     
     
    Rita und John wohnten in einem modernen Haus neben der Tankstelle – nicht dass es noch Benzin gegeben hätte. Die beiden Pumpen standen nebeneinander wie metallene Grabsteine, das Glas zerbrochen, der Stahl verrostet. Ich rannte daran vorbei und hielt erst wieder an, als ich zu Hause war.
    Ich muss das Dorf beschreiben, weil sonst alles, was danach passierte, keinen Sinn ergäbe.
    Im Grunde lag es an einem eher flachen Hügel, mit dem Marktplatz, der Kirche und dem Gemeinschaftshaus in der Mitte, und damit gab es ein oberes und ein unteres Dorf, die wenig gemeinsam hatten. Wo ich wohnte, standen nette moderne Ziegelhäuschen mit großen Fenstern und Gärten, in denen jetzt keine Blumen mehr wuchsen, sondern nur noch Gemüse. Die untere Hälfte war viel älter, es waren früher Häuser für Wochenendbesucher aus der Stadt gewesen. Als die Städter nicht mehr kamen, waren sie von den Anwohnern übernommen worden. Es waren überwiegend Reetdachkaten mit den üblichen Problemen wie Ungeziefer im Dach und undichten Fenstern, aber es gab dort auch ein paar Reihen hübscher Reihenhäuser, die jedes Frühjahr unter einer Blütenpracht verschwanden, obwohl sich kein Mensch um sie kümmerte.
    Vom Marktplatz führte die Straße hinunter zur Kreuzung mit der Kneipe Queen’s Head. Die Queen, wie jeder sie nannte, war ein weiß getünchter Fachwerkbau, und der Wirt braute immer noch sein eigenes Bier. Es war allgemein nur als Queens Plörre bekannt und in der Gegend schon immer so etwas wie ein Witz gewesen: Die Einheimischen hatten es früher als geruchs- und geschmacksneutral, aber wenigstens nass beschrieben. Damals wäre nie jemand auf die Idee gekommen, dass es irgendwann das einzige Bier sein würde, das man überhaupt noch bekam. Rechts hinter der Queen machte die Straße einen Bogen und mündete auf die Ferry Lane hinter der Tankstelle. Links ging es an einem halben Dutzend Häusern vorbei und dann hinaus auf das Ackerland und zu den Obstgärten. Im Dorf wurden je nach Jahreszeit Weizen, Kartoffeln und Zuckerrüben angebaut und es gab auch Schweine und Hühner. Jeder hatte sein eigenes Stück Land, aber es galt die Regel, dass man alles mit den anderen teilen musste, was jedes Mal Diskussionen auslöste.
    Die Hauptstraße führte hinunter zum Anleger mit der Fahnenstange ohne Fahne und zum Fluss und war damit in jeder Hinsicht eine Sackgasse, denn obwohl das Wasser früher einmal voller Fische gewesen war, war es jetzt zähflüssig und ölig. Fünf Minuten darin zu schwimmen, hätte ausgereicht, um einen ins Krankenhaus zu befördern – und da wir keines hatten, vermutlich gleich ins Grab. In der Kneipe hing ein Foto des Flusses, wie er einmal ausgesehen hatte, und obwohl es ein Schwarz-Weiß-Foto war, wirkte es bunter als die Realität. Es führte kein anderer Weg aus dem Dorf hinaus und nur einer hinein. Das war unser besonderes Merkmal. Es führte nur ein einziger Weg durch den dichten Wald, der uns von drei Seiten umgab. Im Laufe der Jahre war eine Reihe von Wachtürmen aufgestellt worden, sodass es jetzt unmöglich war, sich dem Dorf unbemerkt zu nähern. Große Schilder warnten die Leute, dass sie erschossen würden, wenn sie dem Dorf zu nahe kamen, und ich hatte schon ein oder zwei Mal

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