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Horror Factory 09 - Die Todesuhr

Horror Factory 09 - Die Todesuhr

Titel: Horror Factory 09 - Die Todesuhr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert C. Marley
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Daumen in die Westentaschen gehakt, sagte er: »Sie werden ihn im Auge behalten. Wenn er das Schiff betritt, werden Sie dort sein.«
    Sein Gegenüber, ein junger Mann von vielleicht dreißig Jahren, nickte. »Sehr wohl, Sir. Ich kümmere mich darum.«
    »Besprechen Sie sich mit Mr Wells«, sagte der Mann im Maßanzug und kam hinter dem Schreibtisch hervor. »Und wenn er keinerlei Einwände erhebt, reisen Sie unverzüglich ab. Aber achten Sie darauf, dass Sie ihm nicht auffallen. Sie erinnern sich, was damals mit Masterton passiert ist?«
    »Nein, Sir. Das war wohl vor meiner Zeit.«
    »Er hat ihn getötet. Denken Sie daran, Poe hat in Westpoint gedient und eine militärische Ausbildung erhalten. Er kann kämpfen. Also geben Sie auf sich acht.«
    »Wann reise ich ab?«
    »Noch in dieser Nacht. Sie werden nach Baltimore fliegen und den Zeitsprung dort vornehmen. Wells wird alles mit Ihnen besprechen.«
    »Das heißt, ich bekomme die Uhr ? Das Temporameter ?«
    »Ja.« Der Mann im Anzug machte ein sorgenvolles Gesicht. »Sie wissen, welche Verantwortung das mit sich bringt. Die Uhr darf niemandem in die Hände fallen. Ich muss Ihnen das nicht erklären.«
    »Nein, Sir.« Der Jüngere versuchte, so ruhig wie möglich zu wirken, auch wenn er sich ganz und gar unbehaglich fühlte. Der Gedanke, abermals den Lauf der Geschichte in seinen Händen zu halten, war erhebend und beängstigend zugleich.

5
    Baltimore, 304 Barnham Street, 4. Oktober 1849
    Die Glocke einer entfernten Kirchturmuhr schlug neun, als Poe am folgenden Morgen erwachte.
    Er schlug die Decke zurück, setzte sich auf und tastete unter dem Kopfkissen nach der Waffe. Sie war noch da. Er hatte also nicht geträumt. Es war noch alles so, wie es gestern Abend gewesen war. Eine ganze Zeit lang blieb er noch auf der Bettkante sitzen, ehe er schließlich die Kraft fand, aufzustehen und ins angrenzende Wohnzimmer zu gehen.
    Entgegen den ausdrücklichen Anweisungen, die der Brief enthalten hatte, war Poe fest entschlossen herauszufinden, was aus dem geheimnisvollen Mr Reynolds geworden war. Warum hatte der Mann darauf bestanden, mit ihm die Rollen zu tauschen, und behauptet, er würde nun seinen Platz im Leben einnehmen, um ihn, Poe, zu retten? War es ihm gelungen, ebenfalls aus diesem Keller zu entkommen und damit aus den Fängen der brutalen Schläger? Poe bezweifelte es.
    Er versicherte sich, dass sein roter Bart fest im Gesicht saß, warf sich seinen Mantel über und verließ das Haus.
    Klatsch und Tratsch verbreiteten sich schnell. Und bereits nach einer Stunde hatte er in Erfahrung gebracht, dass man den vermeintlichen Edgar Poe, den berühmten Literaten, in der vergangenen Nacht besinnungslos in der Gosse liegend vor einem Haus in der East Lombard Street aufgefunden hatte. Poe befragte Passanten und Kaufleute, was geschehen sei, aber alles, was er herausbekam, war, dass man ihn mehr tot als lebendig ins Washington Hospital gebracht hatte.
    Und er machte sich sogleich auf den Weg dorthin.
    Das Washington Hospital war ein mächtiger, abstoßender Bau. Poe hatte Krankenhäuser schon immer verabscheut. Allein der Gedanke an die in gestärkten Häubchen umhereilenden Schwestern und die blutverschmierten Schürzen der Ärzte verursachte ihm Übelkeit. Trotzdem zwang er sich weiterzugehen, getrieben vom unstillbaren Verlangen, endlich mit eigenen Augen zu sehen, was sich die Leute auf den Straßen zutuschelten.
    Edgar Allan Poe lag im Sterben!
    Der Gestank war schier unerträglich. Die Gänge waren erfüllt von den Ausdünstungen des hinsiechenden Lebens und des Todes. Kot, Urin und Äther. Poe unterdrückte den aufkommenden Würgereiz, als ihm die Gerüche wie ein warmer Pesthauch entgegenschlugen. Zügig ging er zum Empfang. Eine Schwester, der gegenüber er vorgab, ein Cousin Poes zu sein, führte ihn, ohne weitere Fragen zu stellen, in ein karges, weiß getünchtes Zimmer im zweiten Stock.
    Durch das kleine Fenster in der Tür konnte er die vergitterten Fenster erkennen, das Bett mit der bleichen, weißen Gestalt darin. Es war niemand sonst im Zimmer. Rasch trat er ein und schloss die Tür wieder hinter sich.
    Reynolds lag wie tot im Bett, die Arme schlaff neben dem Körper. Nur das sachte Heben und Senken der Bettdecke verriet, dass er noch am Leben war. Poe trat ans Bett und beugte sich zu Reynolds hinunter.
    »Reynolds«, flüsterte er und berührte ihn an der rechten Schulter.
    Nichts. Keine Reaktion.
    »Reynolds«, versuchte er es abermals. Und diesmal

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