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Horror Factory 09 - Die Todesuhr

Horror Factory 09 - Die Todesuhr

Titel: Horror Factory 09 - Die Todesuhr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert C. Marley
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hatte Night zu ihm gesagt?
    »Alles hängt davon ab, dass Sie erfolgreich sind.«
    Das Schlimmste war, dass sein 1849er-Ich nichts von seinem Freund Bernie Taylor wusste. Dass er ihn auf dem Schiff ohne zu zögern töten würde, wenn er auf die falsche Weise reagierte. Doch daran konnte er nichts ändern. Er war jetzt fünfundsechzig. Und obwohl ihn das Wissen, dass sein Leben morgen beendet sein würde, erschreckte, beruhigte ihn die Erkenntnis doch, dass er Jahre geschenkt bekommen hatte. Jahre, die er trotz der Gefahren und Abenteuer nicht würde missen wollen. Seine Hand fuhr unwillkürlich zur linken Tasche seines Anzugs. Die Kapsel, die Wells ihm gegeben hatte, war noch da.
    »Es ist ein rasch wirkendes Gift«, hatte er ihm versichert. »Sie werden nicht leiden müssen.«
    Und Poe vertraute ihm. Er war im Laufe der Jahre ein enger Freund geworden, genau wie Bernie Taylor. Wenn es einen Himmel und einen Platz in Gottes Schoß gab, würde er sie im Auge behalten, bis sie sich eines Tages wiedersahen.
    Er zog den Stapel Papiere aus der Innentasche seines Jacketts und klemmte den Briefumschlag unter die Paketschnur, die er darum gewickelt hatte. Zuletzt verstaute er den Holzkasten mit seiner Dienstwaffe.
    Die Standuhr hatte ein Geheimfach. Night hatte ihm genaue Anweisungen gegeben, wohin er die Sachen legen sollte – doch er selbst erinnerte sich noch so genau an den Augenblick, an dem er die Fotos und den Brief gefunden hatte, dass er das Versteck allein aus der Erinnerung heraus fand. Die Vorstellung, dass er selbst es in weniger als vierundzwanzig Stunden finden würde, belustigte ihn fast.
    Er bereitete alles vor und ließ sich dann auf dem Stuhl beim Fenster nieder. Nur noch wenige Stunden. Er atmete tief ein und ließ langsam die Luft durch die zusammengepressten Lippen strömen. Die Wirkung von Adrenalin war erstaunlich. Eine körpereigene Droge, die die letzten Kräfte in einem Menschen mobilisierte. Und die einen ebenso stärken wie schwächen konnte. Je nachdem, ob man damit umzugehen verstand oder nicht.
    Der Gedanke, in ein paar Tagen bereits kalt und tot in einem Bett im Washington Hospital zu liegen, erfüllte ihn mit eisigem Schrecken, trotz der Vorbereitungen, die Wells getroffen hatte; trotz all der Jahre, die man ihm geschenkt hatte. Allein die Tatsache, dass er das einmalige Privileg genossen hatte, zu sehen, was nach seinem Tod aus seinem Werk geworden war, erfüllte ihn mit Stolz. Sein Körper würde vergehen, sein Schädel ausgegraben und zur Schau gestellt werden. Der Tod war der Tod. Was danach geschah, darüber durfte man einfach nicht nachdenken. Es gab Dinge, die man nicht ändern konnte. Zumindest würden sie ihn nicht vergessen. So viel stand fest. Er würde Amerikas Schreckgespenst Nummer eins werden. Trophäenjäger würden ihn seiner Locken berauben, bis er nahezu kahl war. Was für ein Ende. Beinahe wie in einer seiner Geschichten.
    Doch er hatte auch die Filme gesehen, die sie nach seinen Geschichten drehen würden. Alles in allem ein Lebenswerk, das sich sehen ließ. Das und die Gewissheit, durch sein eigenes Sterben weiterleben zu können, spendete ihm ein wenig Trost.
    Er stand auf. Es galt, keine Zeit zu verlieren. Er musste sein 1849er-Ich in dessen Hotel abfangen und beobachten. Wenn alles so lief wie immer, würde man ihm dort einen Schuss Gin in den Tee mischen. Dass er danach – durch den Alkohol gefügig und willenlos gemacht – in Witwe Meagles Kneipe noch drei weitere Whiskeys, einen Gin und zwei Biere zu sich nehmen würde, wäre der Anfang vom Ende.
    Solange er sich an den Zeitplan hielt, war alles in Ordnung. Solange ihm niemand in die Quere kam, würde sich der Kreislauf wiederholen und alles von vorn beginnen. Das zumindest hatte etwas ungemein Tröstliches.
    Life is running in circles …
    Poe erhob sich, klappte die lederne Aktentasche auf, die er mitgebracht hatte, und nahm den Plastikbeutel mit den roten Bartstücken heraus. Vor dem Spiegel klebte er sich zunächst den Schnurbart und die Koteletten und dann den Backenbart an. Erstaunlich, wie sehr ein Bart einen Menschen veränderte. Er erkannte sich selbst kaum wieder. Nun kam der unangenehme Teil der Geschichte. Er würde sich mit Poe zusammen in die Hände seiner Mörder begeben müssen.
    Jetzt war seine Zeit endgültig gekommen.
    Zeit, Abschied zu nehmen. Zeit zu sterben.
    Er löschte sämtliche Lichter im Zimmer. Dann verließ er das Haus und machte sich auf den Weg zu Witwe Meagles

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