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Horror Factory 09 - Die Todesuhr

Horror Factory 09 - Die Todesuhr

Titel: Horror Factory 09 - Die Todesuhr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert C. Marley
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zweifeln.«
    Poe nickte. Aus den Augenwinkeln glaubte er zu seinem Schrecken rechts von sich eine Bewegung ausgemacht zu haben – einen huschenden schwarzen Schatten, der die weiß getünchte Wand entlanghuschte, jedoch blitzschnell verschwand, als Poe den Kopf in seine Richtung wandte.
    »Was haben Sie?«, fragte Snodgrass offenbar besorgt. »Sie sind ganz bleich geworden. Fühlen Sie sich nicht wohl?«
    »Nein, nein, Doktor. Mir geht es gut.« Der ölige schwarze Schatten war verschwunden. »Ich habe vermutlich einfach zu wenig gegessen. Und die ganze Sorge um Eddy …«
    »Das ist nur zu verständlich«, sagte Snodgrass.
    »Aber erzählen Sie weiter«, sagte Poe, der unter allen Umständen die genauen Details von Reynolds’ Einlieferung erfahren wollte. »Hat Rey … Ich meine – hat Eddy noch etwas gesagt, als er hier ankam?«
    »Er war nicht ansprechbar«, erzählte Snodgrass. »Erst heute Morgen um drei kam er wieder zu Bewusstsein. Er litt an Schüttelfrost und war wie im Delirium. Immer wieder deutete er auf die Wände, schrie und schien eine unbändige Angst vor eingebildeten schwarzen Kreaturen zu haben, die er überall zu erblicken glaubte.«
    Poe horchte auf. »Schwarze Kreaturen?«
    »Das Fieber«, sagte Snodgrass, als würde das alles ganz einfach erklären. »Offenbar bildete er sich ein, diese gespenstischen Wesen würden ihn verfolgen und vernichten wollen. Er sah sie an den Wänden und behauptete, sie würden auf das Bett und unter seine Decke kriechen. Es war fürchterlich. Wir wissen natürlich, dass er nur fantasierte, aber für ihn waren sie durchaus real. Und er flüsterte wieder und wieder den Namen Reynolds.«
    Poe nickte und war bemüht, sich seinen Schrecken nicht anmerken zu lassen »Haben Sie herausbekommen, wer das ist?«
    »Niemand, nehme ich an. Eddy fantasierte. Ich beriet mich mit dem behandelnden Arzt, und wir waren übereingekommen ihm ein Opiat zu verabreichen, um ihn zu beruhigen. Da stöhnte er plötzlich auf und meinte, das sei – und ich wiederhole hier seine eigenen Worte – der Zwilling; ein böser Geist der verlorenen und verrückten Sterblichen dieser dem Untergang geweihten Erde .«
    Poe bekam eine Gänsehaut. Der Zwilling , dachte er.
    »Wir versuchten natürlich aus ihm herauszubekommen, wie er in diese schlimme Lage gekommen war«, fuhr Snodgrass fort. »Ich fragte ihn, wie er sich fühle, und er antwortete: Miserabel. Er klagte etwas über Übelkeit und Kopfschmerzen, meinte aber, das sei nicht das Schlimmste. Auf meine Frage, wie lange er denn bereits krank sei, antwortete er, er wisse es nicht.«
    »Also war er verwirrt?«, fragte Poe.
    »Das würde ich nicht sagen«, widersprach Snodgrass und schüttelte nachdenklich den Kopf. »Auf alle anderen Fragen konnte er klare und verständliche Antworten geben. Ich fragte ihn beispielsweise, wo er abgestiegen sei, und er nannte mir ein Hotel in der Pratt Street, gegenüber dem Warenlager.«
    »Verstehe«, meinte Poe. »Demnach konnte er sich an die Stunden vor seinem Auffinden noch erinnern?«
    »Unglücklicherweise nein«, entgegnete Snodgrass. »Er leidet an einer Teilamnesie. Er erinnert sich noch daran, am Abend zuvor an die Bar des Hotels gegangen zu sein. Und dann an nichts mehr. Sogar die Fahrt in der Droschke hat er vergessen. Er fragte mich nämlich mehrfach, wo er sich befinde und wie er hierhergekommen sei. Und als ich weiter in ihn drang, und ihn fragte, woran er sich denn überhaupt noch erinnern könne, sagte er, er erinnere sich an nichts mehr. Außer an eine vage und schreckliche Furcht, dass man ihn umbringen und ins Dock werfen würde.«
    Poe bedankte sich für die Informationen und verabschiedete sich. Beim Hinausgehen begegnete er im Foyer der Schwester wieder, die ihn hinaufgeführt hatte.
    »Entschuldigen Sie bitte«, sagte sie. »Könnten Sie uns einen Gefallen erweisen?«
    »Wenn es mir möglich ist«, antwortete er überrascht.
    »Mr Poe sagte uns, dass er eine Frau in Richmond habe – nur, wir können sie nicht finden. Kennen Sie unter Umständen ihre Adresse?«
    In Richmond? Poe war verwirrt. Der Mann musste im Fieber fantasiert haben. »Nein. Es tut mir leid«, sagte er. »Mr Poes Frau verstarb bereits vor einiger Zeit. Er hat keinerlei Verwandte. Nur eine alte Tante, niemanden sonst. Außer mir selbstverständlich«, fügte er rasch hinzu.
*
    Während der nächsten Tage kehrte Poe mehrmals ins Krankenhaus und in Reynolds Zimmer zurück. Aber der kranke Mann reagierte nicht mehr. Er blieb

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