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Horror Factory 09 - Die Todesuhr

Horror Factory 09 - Die Todesuhr

Titel: Horror Factory 09 - Die Todesuhr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert C. Marley
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Street.
    Er würde herausfinden, was es mit seiner Entführung auf sich hatte. Und weshalb Reynolds so sehr darauf bestanden hatte, dass er zu diesem Haus ging. Vielleicht erhielt er dort die nötigen Antworten auf seine Fragen.
    Als er sich noch einmal rasch umwandte, um sicherzugehen, dass niemand ihm folgte, konnte er selbst aus der Entfernung noch die hauchfeinen Glassplitter erkennen, die in den weit aufgerissenen Augäpfeln des toten Mannes steckten. Sie glitzerten im Licht der Gaslaterne wie Eiskristalle.
    Diese Augen! Diese schrecklichen Augen!
    Er würde sie im Leben nicht mehr vergessen können. Es sah aus, als würden sie ihn anfunkeln.
    Poe beeilte sich, von diesem fürchterlichen Ort fortzukommen.
    Das dünne aalartige Etwas, das wie schwarzer Sirup aus Mund und Augen des Toten auf den Gehweg tropfte, sich durch die Blutlache schlängelte und ihm folgte, bemerkte er nicht.

3
    Baltimore, 304 Barnham Street, 3. Oktober 1849
    Ihm kam es vor, als sei er schon seit Stunden unterwegs. Die ersten Meilen hatte er im Laufschritt hinter sich gebracht. Die Straßen waren fast menschenleer. Nur hier und da eilte jemand in der Ferne vorüber. Poe stolperte vorwärts; von der Angst getrieben, seine Entführer könnten ihm noch immer folgen und versuchen, ihn wieder in ihre Gewalt zu bringen. Und obgleich er auch mehr als einmal das sichere Gefühl hatte, einen huschenden Schatten hinter oder neben sich wahrzunehmen, war dort jedoch niemand, als er sich danach umwandte und direkt hinsah.
    Das Viertel um die Barnham Street war keine Gegend, in der man sich zu nachtschlafender Zeit gerne aufhielt. Nach Fäulnis und Verwesung stinkender Unrat lag in jeder Gosse, und zudem war es stockfinster. Man sah kaum, wohin man seinen Fuß setzte. Das Echo seiner eigenen Schritte hallte auf dem feuchten Kopfsteinpflaster überlaut wider und wurde zwischen den hoch aufragenden Häusern hin und her geworfen.
    Ratten stoben fiepend davon, als Poe an einer Stelle vorüberkam, wo der verrenkte Kadaver einer toten Katze im Rinnstein lag. Es war deutlich zu erkennen, dass man sie überfahren hatte. Dort, wo sie unter das Kutschrad geraten war, zeichnete sich eine breite Furche ab, die das Tier ziemlich genau in der Mitte zerdrückt und in zwei Teile getrennt hatte, die lediglich noch durch einen dünnen Fetzen Fell zusammengehalten wurden.
    Poe beeilte sich, weiterzugehen.
    Barnham Street selbst war eine schlecht beleuchtete, verdreckte Gasse, die von der London Road abging. Eine einzelne Gaslaterne verbreitete ihr schwaches, gelbliches Licht. Das Haus Nummer 304 lag genau in der Mitte. Es war schmal und vernachlässigt, wie alle anderen Häuser in dieser Gegend. Keines der Fenster war erleuchtet. Und nirgends war eine Menschenseele zu sehen.
    Vorsichtig trat Poe an die Tür. Er legte die Hand auf den Knauf und drehte ihn. Die Haustür war nicht versperrt und sprang sofort auf. Auf der Straße war es schon kalt gewesen, aber Poe hatte den Eindruck, als schlüge ihm ein Kälteschwall aus dem Haus entgegen, wie aus einer Gruft. Er zögerte, ehe er eintrat. Sein Nacken kribbelte, als habe ein eisiger Windhauch ihn gestreift. Er war nie ein besonders mutiger Mann gewesen, aber die Düsternis dieses Hauses, die ihn einhüllte wie eine Wolke übel riechenden Atems, bereitete ihm echte Angst.
    Als sich seine Augen ein wenig an die durchdringende Schwärze gewöhnt hatten, nahm er sich ein Herz und trat vollends ins Haus.
    Das Treppenhaus war dunkel und schäbig. Feuchtigkeit nistete in den fleckigen Wänden wie giftige Pilze. Es roch modrig. Poe blieb eine Weile am Fuß der ausgetretenen Holztreppe stehen, unentschlossen, ob er wirklich in den zweiten Stock hinaufsteigen sollte. Das Ganze sah wenig einladend aus.
    Dann atmete er einmal tief ein und stieg die knarzenden Stiegen hinauf.
    Als er den Treppenabsatz des ersten Stockwerks erreichte, blieb er abermals stehen und lauschte.
    Ssss… Sssssss… Ssss…
    Es hatte sich angehört, als krabble etwas in den Wänden und in den Hohlräumen der Treppe herum.
    Wahrscheinlich bloß Ratten, dachte er.
    Die Tür der Wohnung zur Rechten war offensichtlich eingetreten worden. Sie hing halb geöffnet und windschief in den Angeln. Die Tür auf der linken Seite fehlte ganz. Ein gähnendes schwarzes Loch – vom Türsturz eingerahmt wie ein zahnloser Mund mit rissigen Lippen.
    Ssssss…
    Da! Wieder dieses Geräusch! Aber es schien aus dem Stockwerk über ihm zu kommen. Poe hielt den Atem an. Doch außer dem

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