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Horror Factory - Pakt mit dem Tod

Horror Factory - Pakt mit dem Tod

Titel: Horror Factory - Pakt mit dem Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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spürte trotzdem, dass der Fremde ihn anstarrte. Nicht etwa die Kirche oder zufällig die Richtung, in der er stand, sondern ihn .
    »Bist du auf der Suche nach einem neuen Freund, oder kennst du den Kerl?«
    Herman fuhr erschrockener zusammen, als er es beim vertrauten Klang von Matthews Stimme eigentlich sollte, und drehte sich auch eindeutig zu schnell um, um in das schmutzige Pickelgesicht des Jungen hinaufzublicken. Matthew grinste sein übliches, leicht dümmliches Grinsen, hinter dem sich stets eine Spur von Verschlagenheit zu verbergen schien, das aber auf eine Art, die es ebenso unmöglich machte, sie zu greifen wie zu übersehen.
    Matthew grinste wortwörtlich auf ihn herab, denn nicht nur Herman war in den zurückliegenden Jahren ein gutes Stück gewachsen, auch Matthew hatte gewaltig zugelegt und war jetzt schon so groß wie die meisten Erwachsenen, die Herman kannte. Wenn er ausgewachsen war, würde er ein wahrer Riese sein; falls er lang genug lebte und nicht vorher am Galgen endete, erschlagen wurde oder einfach verschwand. Nichts von alledem würde Herman überraschen. Obwohl mehr als einen Kopf größer als Herman und mindestens doppelt so stark, war es allerdings auch Matthew, der sich in ein noch nervöseres Grienen rettete und ebenso unbehaglich von einem Fuß auf den anderen zu treten begann wie Frank, der kaum zwei Schritte hinter ihm stand. Er musste wohl etwas in Hermans Blick gesehen haben; oder hineingedeutet. »Kennst du den Kerl?«
    »Nein«, antwortete Herman. »Du?«
    »Er steht schon die ganze Zeit da und starrt die Kirche an«, sagte Matthew, und Frank – immer noch ohne ihn oder die Gestalt auf der anderen Straßenseite anzusehen – fügte hinzu:
    »Ist irgendwie unheimlich, der Kerl. Wir sollten den Sheriff rufen.«
    Zum einen gab es keinen Sheriff in Milton, und zum anderen hätte Frank nicht einmal dann einen solchen gerufen, wenn er den Mörder seiner Familie über deren Leichen gebeugt überrascht hätte, das blutige Messer noch in der Hand.
    Aber er wusste, was Frank meinte, und pflichtete ihm in Gedanken bei. Milton war so klein, dass hier buchstäblich jeder jeden kannte, und mehr oder weniger galt das auch für die Einwohner der Nachbargemeinden. Der Mann war ein Fremder, und Fremde in einer Stadt wie Milton hatten gute Chancen, als unheimlich oder noch schlimmer zu gelten, nur weil sie eben Fremde waren.
    Ein Fremder, der ihn anstarrte.
    »Ich glaube, ich sehe mir den Kerl mal an«, sagte er.
    Frank wirkte überrascht, aber da Matthew eben Matthew war, fragte er: »Soll ich mitkommen?«
    »Nur um einem Besucher in unserer schönen Stadt Hallo zu sagen?« Herman schüttelte den Kopf. »Wer weiß, vielleicht will er ja nur in die Kirche und wartet auf die Glocke, die zum Gottesdienst ruft.« Er überlegte einen Moment. »Geht schon mal zur Scheune. Ich komme gleich nach.«
    Frank sah nun wirklich überrascht aus, und Matthew machte ganz den Eindruck, als wollte er ihm widersprechen, aber dann hob er nur die Schultern, machte auf dem Absatz kehrt und bedeutete Frank mit einer stummen Geste, ihm zu folgen.
    Herman sah ihnen nach, bis sie hinter der Kirche verschwunden und auf dem Weg zum Waldrand waren, wobei sie wie üblich einen großen Bogen schlugen, um das Kirchengrundstück nicht zu betreten. Beide waren schon zu alt für die Sonntagsschule, was dem Reverend nur recht gewesen war; in Matthews Fall, weil Matthew eben Matthew war, und Frank war auch nicht viel besser und noch dazu ein Krüppel. Reverend Folsom verachtete Krüppel und machte keinen Hehl daraus, dass er ihr Schicksal prinzipiell für Gottes gerechte Strafe für nicht genauer bezeichnete Sünden hielt. Am letzten Tag, an denen Matthew und Frank die Sonntagsschule noch besuchten, hatte er das auch ganz offen von der Kanzel herab gesagt, und der anschließende Besuch von Franks Vater hatte dafür gesorgt, dass Reverend Folsom seine ganz persönliche Version eines Kirchenbanns gegen die gesamte Familie aussprach, die in dem Versprechen gipfelte, Franks Seele würde für alle Zeiten in der Hölle schmoren, sollte er den heiligen Boden auch nur noch ein einziges Mal betreten. Natürlich hatte Frank herzhaft darüber gelacht; aber seither hütete er sich, auch nur in die Nähe der Kirche zu kommen.
    Herman schüttelte den Gedanken mit einem angedeuteten Lächeln ab und wandte sich wieder der Gestalt auf der anderen Straßenseite zu. Sie stand noch immer vollkommen reglos da und hatte die kurze Szene ganz

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