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Horror Factory - Pakt mit dem Tod

Horror Factory - Pakt mit dem Tod

Titel: Horror Factory - Pakt mit dem Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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offensichtlich beobachtet. Herman strengte die Augen an, so sehr er nur konnte, doch der Fremde stand so direkt vor der Sonne, dass er davon nur Kopfschmerzen bekam.
    Er ging los.
    Seine Ahnung war richtig gewesen. Es war ein Mann, auch wenn er tatsächlich lang bis weit auf den Rücken fallendes Haar hatte. Er trug einen schäbigen dunklen Anzug, verschlissene Schuhe und ein ehemals weißes Rüschenhemd mit einer schwarzen Kordel anstelle einer Krawatte, wie sie die Cowboys bevorzugten. Aber er war kein Cowboy, sondern das genaue Gegenteil. Herman erinnerte sich und erkannte das scharf geschnittene Gesicht auf halbem Wege wieder, und er war so überrascht, dass er um ein Haar mitten im Schritt gezögert hätte. Nicht einmal so sehr, weil es ihm so ungewöhnlich vorgekommen wäre, den Fremden nach so langer Zeit wiederzusehen – die Welt war ein Dorf, wie seine Mutter immer zu sagen pflegte –, sondern weil er nicht glaubte, dass es ein Zufall war. Heute war ein besonderer Tag. Etwas würde geschehen, und aus einer vagen Ahnung war Gewissheit geworden, noch bevor er die Straße ganz überquert hatte.
    »Hallo, Junge«, begrüßte ihn der Indianer. »Also habe ich doch richtig gesehen. Ich war nicht ganz sicher, weißt du? Du bist groß geworden... und ich war ein bisschen überrascht, dich mit den beiden Burschen da zu sehen. Anscheinend habt ihr das Kriegsbeil ja begraben.«
    »Kennen wir uns?«, fragte Herman, der sich an jedes einzelne Wort und jeden Blick erinnerte, den er mit dem Indianer getauscht hatte, aber einfach ein wenig Zeit gewinnen musste, um sich seiner eigenen Gefühle klar zu werden. Er wartete seit Langem auf diesen Tag und hatte instinktiv angenommen, dass er schon wissen würde, was er tun musste, aber nun war er einfach nur verwirrt. Trotz aller Vorbereitung ging plötzlich alles viel zu schnell, und zum allerersten Mal seit mehr als fünf Jahren hatte er wieder Angst.
    »Wahrscheinlich erinnerst du dich nicht mehr an mich«, antwortete der Indianer mit einem Lächeln. »Es ist ziemlich lange her. Mindestens fünf Jahre. Und als ich dich damals getroffen habe, warst du gerade dabei, um dein Leben zu rennen. Jedenfalls sah es so aus.«
    »Sie … haben mir damals geholfen«, sagte Herman gespielt nachdenklich.
    »Du erinnerst dich? Das ist erstaunlich, wo du doch damals gerade so groß warst.« Er deutete mit der Hand eine Höhe an, die Herman schon am Tag seiner Geburt überschritten hätte, hätte er da schon stehen können, nahm der Behauptung aber mit einem Augenzwinkern und einem verschmitzten Lächeln alles Beleidigende, und aus derselben Bewegung heraus hielt er ihm auch die ausgestreckte Hand hin. Er musste um die fünfzig sein, schätzte Herman, und dass ein Mann solchen Alters einem Zehnjährigen die Hand zur Begrüßung reichte, kam ihm außergewöhnlich vor. Sein Misstrauen regte sich.
    Trotzdem griff er nach der ausgestreckten Hand des Indianers und schüttelte sie. »Ich habe mich noch gar nicht dafür bedankt, dass Sie mir damals geholfen haben. Mein Name ist Herman. Herman Riley. «
    »Ich bin Johnny Two Horses«, antwortete der Indianer. »Allerdings ist das nur der Name, den meine Mutter mir gegeben hat. Für alle anderen bin ich John Tohorse. Johnny, für meine Freunde. Und du musst dich nicht bedanken. Ich hätte das für jeden getan. Zwei gegen einen ist unfair, und umso mehr, wenn sie doppelt so groß sind. Es hat mir Spaß gemacht.«
    »Aber Sie haben mich trotzdem gerettet, Mister Tohorse, und –«
    »Johnny «, unterbrach ihn der Indianer.
    »Johnny. Sie haben recht, die beiden hätten mich wahrscheinlich umgebracht. Ich bin froh, dass ich mich endlich bei Ihnen bedanken kann.«
    »Du bist nicht nur tapfer, sondern hast auch noch gute Manieren«, lobte Tohorse. »Eine seltene Kombination heutzutage.« Er ließ Hermans Hand nicht los. »Und wie ich gerade sehen konnte, habt ihr eure Meinungsverschiedenheiten inzwischen beigelegt … oder haben sie mich wiedererkannt und lieber Fersengeld gegeben? Ich möchte nicht, dass du meinetwegen Ärger bekommst.«
    Matthew und Frank waren jetzt nicht nur fünf Jahre älter als damals, sondern auch bedeutend stärker und mindestens noch genauso bösartig. Wenn es dieses Mal hart auf hart kam, würden es wohl nicht die beiden Jungen sein, die den Kürzeren zogen.
    »Geht so«, sagte er ausweichend. »Ist eine kleine Stadt. Hier muss man sich vertragen, ob man will oder nicht.«
    »Und klug auch noch dazu«, sagte Tohorse. »Du

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