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Horror Factory - Pakt mit dem Tod

Horror Factory - Pakt mit dem Tod

Titel: Horror Factory - Pakt mit dem Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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wie dein Freund und du und brauche gar keinen Anlass.«
    Das war vielleicht noch weniger klug, dachte Herman. Einen halben Atemzug lang bewegte sich Matthews Hand weiter auf das Messer zu, aber dann zog er den Arm mit einem Ruck zurück und machte ein trotziges Gesicht. »Das sage ich meinem Vater!«, versprach er. »Wenn er hört, dass Sie mich geschlagen haben, bringt er Sie um!«
    »Ja, tu das«, antwortete der Fremde. »Und wenn du schon dabei bist, dann erzähl ihm auch gleich, dass dein Freund und du gemeinsam auf einen halb so alten Jungen losgegangen seid. Ich bin sicher, dass er stolz auf seinen tapferen Sohn sein wird.«
    In Matthews Augen stand jetzt nichts anderes als reine Mordlust geschrieben. Seine Hand kroch noch einmal an das Messer heran, zögerte kurz und schmiegte sich dann so fest um den Griff der schartigen Waffe, dass seine Knöchel wie runde weiße Narben durch die Haut stachen.
    »Nur zu«, sagte der Fremde grimmig. »Gib mir einen Grund, Kleiner.«
    Für vielleicht eine Sekunde, aber so deutlich, als hätte er es laut ausgesprochen, spürten sie wohl beide, dass Matthew die Herausforderung annahm und im nächsten Moment aufspringen und sein Messer ziehen würde, um sich auf den Mann zu stürzen; doch dann verging der gefährliche Moment, und die Hand kroch wieder vom Messer weg. Möglicherweise hatte die Vernunft gewonnen – schließlich war der Fremde ein Erwachsener und Matthew trotz allem nur ein Knabe von zehn oder elf Jahren –, vielleicht auch die Feigheit, und wahrscheinlich war das in diesem Moment nicht einmal ein Unterschied. Das Messer würde heute kein Blut schmecken, und das war alles, was zählte.
    Seltsamerweise empfand Herman fast so etwas wie Enttäuschung; ein Gefühl, dessen er sich schämen sollte, was er aber nicht tat – und was wiederum zu einer noch größeren Verwirrung führte.
    Matthew rappelte sich umständlich auf und griff zwar nicht wieder nach seinem Messer, funkelte den Fremden aber weiter so verächtlich an, als wäre er der Größere – und im Recht –, und beugte sich schließlich vor, um sich den Schmutz von der Hose zu klopfen. Nicht dass es viel nutzte.
    »Meine Hose ist zerrissen«, sagte er. »Dafür werden Sie bezahlen, Mister. Ich sag‘s meinem Vater.«
    »Ja, tu das, mein Freund«, sagte der Fremde lächelnd. »Ich bin im Hotel, falls dein Vater Probleme hat, mich zu finden.«
    »Die Sache ist noch nicht vorbei«, versprach Matthew. »Und das gilt auch für dich, Schweinejunge.« Und damit fuhr er auf dem Absatz herum und humpelte los. Nach ein paar Schritten wurde es ihm jedoch zu mühsam, und er vergaß das Hinken und rannte stattdessen lieber schneller. Der Fremde sah ihm kopfschüttelnd nach und ließ ihn auch nicht aus den Augen, bis er hinter der nächsten Abzweigung verschwunden war.
    Erst dann drehte er sich zu Herman um. »Und wie geht es dir, Junge? Du siehst übel aus. Haben sie dich verletzt?«
    »Ich … ich bin kein Schweinejunge«, antwortete Herman, vollkommen sinnlos, aber es war auch das Einzige, was ihm in diesem Moment einfiel. »Wir züchten keine Schweine. Mein Vater ist ein Ackerbauer. Wir … wir haben nicht mal ein einziges Schwein.«
    Der Fremde sah ein bisschen verwirrt aus, aber dann lächelte er auf sonderbar wissende Art, während Herman selbst spürte, wie er rote Ohren bekam, einen solchen Unsinn zu reden. Aber er bekam einfach kein vernünftiges Wort heraus. Er erinnerte sich an das, was er gerade beim Anblick von Matthews Hand auf dem Messer gedacht hatte, und nun, im Angesicht dieses Fremden, der nichts anderes als sein Leben für ihn riskiert hatte, schämte er sich seiner eigenen Gefühle, so sehr, dass er am ganzen Leib zu zittern begann.
    Natürlich deutete der Fremde seine Reaktion falsch. »Du bist verletzt«, stellte er fest. »Ich sollte dich zu einem Arzt bringen. Gibt es einen Doktor in eurer Stadt?«
    Herman schüttelte den Kopf, obwohl es durchaus einen Doktor in der Stadt gab. Aber wenn er zu ihm ging, dann würde sein Vater von der ganzen Geschichte erfahren, und das wollte er noch sehr viel weniger. Er schüttelte nur noch einmal den Kopf, und der Fremde fuhr in noch besorgterem Ton fort: »Dann bring ich dich nach Hause.«
    Herman schüttelte zum dritten Mal und jetzt eindeutig erschrocken den Kopf. »Das … ist sehr nett, aber ich … ich will nicht nach Hause«, stammelte er.
    »Weil du Angst hast, dass deine Eltern dich bestrafen«, sagte der Mann. »Aber ich glaube nicht, dass sie zornig

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