Hotel
dachte Keycase frohgestimmt, einer, von dem das Hotel wußte, und zwei, von denen es nichts ahnte.
Zimmer 830, in das der Boy ihn kurz danach führte, erwies sich als ideal. Es war geräumig und komfortabel und – wie Keycase bereits auf dem Weg festgestellt hatte – nur einige Meter von der Personaltreppe entfernt.
Sobald er allein war, packte er sorgfältig aus. Später wollte er dann ein Schläfchen machen, um sich auf die vor ihm liegende schwere Nachtarbeit vorzubereiten.
7
Als Peter McDermott in der Halle ankam, waren Curtis O’Keefe und sein Troß schon abgezogen. Peter beschloß, ihm nicht zu folgen; es gab Zeiten, wo einem Gast zu viel Aufmerksamkeit ebenso lästig sein konnte wie zu wenig. Außerdem würde Warren Trent die offizielle Begrüßung des St. Gregory übernehmen. Nachdem Peter sich vergewissert hatte, daß der Hotelbesitzer von O’Keefes Ankunft unterrichtet worden war, suchte er Marsha Preyscott in der Nummer 555 auf.
Sie öffnete die Tür und sagte: »Ich bin froh, daß Sie da sind. Ich dachte schon, Sie würden nicht mehr kommen.«
Marsha trug ein ärmelloses aprikosenfarbenes Kleid, das sie sich offenbar diesen Morgen hatte holen lassen. Es lag leicht am Körper an. Ihr langes schwarzes Haar hing locker um die Schultern. Es lag etwas seltsam Herausforderndes – beinahe Atemberaubendes – in der halb kindlichen, halb fraulichen Erscheinung.
»Tut mir leid, daß es so lange gedauert hat.« Er musterte sie anerkennend. »Aber wie ich sehe, haben Sie die Zeit gut genutzt.«
»Ich dachte, Sie würden vielleicht den Pyjama brauchen«, erwiderte sie lächelnd.
»Der ist nur für den Notfall da – wie dieses Zimmer. Ich benutze es sehr selten.«
»Das hat mir das Mädchen auch gesagt. Und deshalb würde ich gern wenigstens noch eine Nacht hier bleiben, wenn es Ihnen nichts ausmacht.«
»Oh! Darf ich fragen, warum?«
»Ich weiß es selbst nicht genau.« Sie sah ihn unschlüssig an. »Vielleicht, weil ich mich von dem, was gestern nacht passierte, erholen möchte und weil das hier der beste Platz dafür ist.« Aber sich selbst gestand sie den wirklichen Grund offen ein. Sie wollte die Rückkehr in das große leere Haus im Gartendistrikt noch ein wenig aufschieben.
Er nickte zweifelnd. »Wie fühlen Sie sich?«
»Besser.«
»Das freut mich.«
»Man kommt natürlich nicht in ein paar Stunden über eine solche Erfahrung hinweg«, sagte Marsha. »Aber es war, fürchte ich, furchtbar dumm von mir, überhaupt herzukommen – das haben Sie mir ja auch zu verstehen gegeben.«
»Ich habe nichts dergleichen gesagt.«
»Nein, aber Sie haben’s gedacht.«
»Falls ich das getan habe, hätte ich dran denken sollen, daß wir alle manchmal in eine Patsche geraten.« Nach einem kurzen Schweigen fügte Peter hinzu: »Setzen wir uns doch.«
Sobald sie bequem saßen, begann Peter: »Ich hatte gehofft, Sie würden mir erzählen, wie alles anfing.«
»Ich weiß.« In der unverblümten Art, an die er sich allmählich gewöhnte, fügte sie hinzu: »Und ich hab’ mich gefragt, ob ich’s Ihnen überhaupt erzählen soll.«
Gestern nacht war sie vor allem erschrocken, in ihrem Stolz verletzt und völlig erschöpft gewesen, dachte Marsha. Aber nun war der Schock vergangen, und ihr Stolz würde vermutlich weniger leiden, wenn sie schwieg, als wenn sie sich verteidigte. Vermutlich war im nüchternen Licht des Morgens auch Lyle Dumaire und seinen Kumpanen die Lust dazu vergangen, mit ihrer Heldentat zu prahlen.
»Ich kann Sie natürlich nicht zum Reden zwingen. Aber ich möchte Sie daran erinnern, daß Leute, die beim erstenmal ungeschoren davonkommen, es häufig noch einmal versuchen – nicht bei Ihnen vielleicht, aber bei jemand anderem.« Ihre Augen blickten beunruhigt drein, als er fortfuhr: »Ich weiß nicht, ob die jungen Männer, die gestern nacht dabei waren, Freunde von Ihnen sind oder nicht. Aber selbst wenn sie’s wären, gibt es für meine Begriffe nicht den mindesten Grund, sie zu schützen.«
»Einer war ein Freund. Wenigstens hab’ ich das immer gedacht.«
»Freund oder nicht, der springende Punkt ist, was sie vorhatten und auch ausgeführt hätten, wenn Royce nicht eingegriffen hätte. Kommt noch hinzu, daß alle vier, als es brenzlig wurde, wie die Ratten davonschossen und Sie allein ließen.«
»Gestern nacht hörte ich Sie sagen, daß Sie die Namen von zweien wüßten.«
»Das Zimmer war unter dem Namen Stanley Dixon registriert. Dann wurde mir noch der Name
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