Hotzenplotz 3
die Räuber fallt, hö-hö-hö-höööh !“
Als sie den Wald verließen, war es schon richtig dunkel. Hotzenplotz wollte sich bei der ersten Straßenlaterne von Kasperl und Seppel verabschieden: da entdeckte er in der Nähe ein großes Plakat, das an einem Bauzaun hing.
„Nanu!“ rief er aus. „Entweder ist mir der Sliwowitz nicht bekommen — oder es stimmt was mit meinen Augen nicht. Ist das mein Bild dort?“ Er deutete auf das Plakat. „Oder ist das nicht mein Bild?“
„Doch“, sagte Kasperl. „Das sieht ja ein Blinder von hinten, daß Sie es sind.“
„Und?“ fragte Hotzenplotz. „Was, zum Geier, bedeutet das?“
„Nichts“, meinte Seppel. „Es muß sich um einen Steckbrief von früher handeln.“
„Um einen Dreckbrief!“ Hotzenplotz war mit Recht empört.
„Warum hat die Polizei ihn nicht abgenommen? Das ist eine Schlamperei, die zum Himmel stinkt!“
Sie beguckten sich das Plakat aus der Nähe — und Kasperl verschluckte sich fast vor Schreck.
“Herr P- plotzenhotz !“ stieß er hervor. „D-das Ding ist v-von heute!“
„Von wann, sagst du?“
Kasperl wies auf das Datum, das in der rechten oberen Ecke stand. „Nun verstehe ich überhaupt nichts mehr! Gestern entlassen — und heute schon wieder öffentlich ausgehängt? Das kann nur ein blöder Spaß sein!“
Gemeinsam entzifferten sie den Text des Plakates. Er war von Herrn Dimpfelmoser geschrieben, mit schwarzem Filzstift auf weißem Packpapier:
Gesucht wird, zwecks schleunigster Inhaftierung desselben, zum ehestmöglichen Zeitpunkt,
der Räuber Hotzenplotz.
Gesuchter ist schwer bewaffnet und mehrfach vorbestraft. Besondere Kennzeichen:
Schwarzer Räuberhut, lange, im oberen Drittel deutlich gekrümmte Feder, Stoppelbart.
Der als gemeingefährlich bekannte Verbrecher steht im Verdacht, sich nachstehender Straftaten schuldig gemacht zu haben:
1. Einbruch im Wohnhaus der Witwe Portiunkula Schlotterbeck, verübt in der Nacht von gestern auf heute.
2. Entwendung eines der o. e. Witwe gehörenden Gegenstandes von unersetzlichem Wert. ( Kokosnußgroße Kugel aus Bergkristall).
Die Bevölkerung des gesamten Landkreises wird hierdurch zur Mithilfe bei der Fahndung aufgerufen. Sachdienliche Mitteilungen werden auf Wunsch vertraulich behandelt.
Die Ortspolizeibehörde
gezeichnet: Dimpfelmoser, Alois Polizeihauptwachtmeister
Hotzenplotz faßte sich an den Kopf. Dreimal mußten ihm Kasperl und Seppel vorlesen, was da in schwarzer Schrift unter seinem Bild stand, bevor er es ihnen glaubte — dann lief ihm die Galle über.
„Wie kommt dieser Dimpfelmoser dazu, einen solchen Quatsch zu schreiben? Der Schlag soll mich treffen, wenn ich das Haus von Frau Schlotterbeck je betreten habe! Aber die Polizei weiß ja alles besser, verdammtnochmal — dafür ist sie die Polizei!“
Kasperl versuchte ihm Mut zu machen.
„Wenn Sie es nicht waren, Herr Hotzenplotz, der die Kugel gestohlen hat, muß ein anderer es gewesen sein. Seppel und ich werden alles tun, um die Wahrheit ans Licht zu bringen!“
„Wirklich?“
„Und wenn wir die halbe Welt auf den Kopf stellen müßten!“
Hotzenplotz drückte den Freunden gerührt die Hand, im voraus dankte er ihnen für alle Mühe.
In diesem Augenblick hörten sie eine Fahrradklingel: der Herr Polizeihauptwachtmeister Alois Dimpfelmoser kam um die Ecke geradelt.
„Rasch!“ sagte Kasperl zu Hotzenplotz. „Er darf Sie auf keinen Fall sehen, bevor wir mit ihm gesprochen haben — sonst nimmt er Sie auf der Stelle fest!“
Hotzenplotz kniete nieder, er stützte sich mit den Ellbogen auf den Boden und duckte sich. Kasperl und Seppel nahmen auf seinem Rücken Platz wie auf einer Bank, sie lehnten sich gegen den Bauzaun. Herr Dimpfelmoser erspähte sie, stieg vom Fahrrad und richtete seine Taschenlampe auf sie.
„Bist du das, Kasperl?“
„Ich denke: ja.“
„Und Seppel ist auch dabei?“
„Warum fragen Sie?“ meinte Seppel. „Wo Kasperl ist, bin ich auch.“
„Dann ist es ja gut!“ Herr Dimpfelmoser knipste die Lampe aus. „Großmutter ist in tausend Ängsten um euch.“
„Wieso?“ fragte Kasperl.
„Weil sie seit heute morgen nichts von euch weiß.“
„Von Kasperl und mir?“ fragte Seppel.
Herr Dimpfelmoser war drauf und dran, die Geduld zu verlieren.
„Habt ihr die Steckbriefe nicht gelesen? Sonst müßtet ihr wissen ,
daß Hotzenplotz bei Frau Schlotterbeck einen Einbruch verübt hat. Nicht auszudenken, wenn euch der Bursche gefangen hätte — das wäre
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