Hotzenplotz 3
euch schlecht bekommen!“
„Sie sehen ja selbst, daß wir heil und ganz sind“, erwiderte Kasperl. „Wie kommen Sie übrigens ausgerechnet auf Hotzenplotz? Ist er beobachtet worden, wie er Frau Schlotterbecks Kugel gestohlen hat?“
„Das tut nichts zur Sache, der Fall ist ja sonnenklar. Für mich kommt als Täter nur er in Frage. Die Kugel ist weg — also kann ihm die Polizei nicht mehr auf die Finger schauen. Wenn überhaupt jemand einen Grund hatte, bei Frau Schlotterbeck einzubrechen — dann er!“
Kasperl und Seppel versuchten, Herrn Dimpfelmoser zu widersprechen.
„Das wissen wir zufällig besser! Wir schwören Ihnen, daß Hotzenplotz mit dem Raub der Kristallkugel nichts zu schaffen hat. Er ist unschuldig!“
„Papperlapapp!“
Herr Dimpfelmoser fuhr ihnen über den Mund, er ließ sie nicht ausreden.
„Marsch nach Hause mit euch — zu Großmutter! Es wird Zeit, daß ich mich aufs Ohr lege. Morgen früh ziehen Wasti und ich miteinander los: und wo Hotzenplotz dann auch steckt — wir werden ihn finden und seiner gerechten Strafe zuführen. Das verspreche ich euch, so wahr man mich außer der Reihe zum Hauptwachtmeister befördert hat.“
Er rasselte mit dem Säbel.
„Versprecht ihr mir hoch und heilig, daß ihr sofort nach Hause lauft?“
„Hoch und heilig, Herr Wachthauptmeister.“
Herr Dimpfelmoser bestieg das Fahrrad. Kräftig trat er in die Pedale und fuhr davon. Die Freunde warteten, bis das Rücklicht verschwunden war, dann erhoben sie sich.
„Die Luft ist jetzt wieder rein, Herr Hotzenplotz.“
Ächzend und stöhnend richtete sich der ehemalige Räuber auf und rieb sich das Kreuz.
„Ihr beiden seid ganz schön schwer, muß ich sagen. Und Dimpfelmoser hätte euch wenigstens anhören können! Wenn er mit Wasti Schlotterbeck auf mich Jagd macht, sitze ich bald wieder hinter Schloß und Riegel: darauf könnt ihr Gift nehmen.“
„Abwarten!“ meinte Kasperl. „Sie dürfen natürlich auf keinen Fall in den Wald zurück...“
„Wohin sonst?“ fragte Hotzenplotz.
„Kommen Sie doch mit uns!“ schlug ihm Kasperl vor. „In Großmutters Haus wird Sie niemand suchen: dort sind Sie einstweilen sicher — und Seppel und ich haben Zeit, um herauszukriegen, was mit Frau Schlotterbecks Kugel wirklich geschehen ist.“
Großmutter saß in der Fensternische und strickte. Sie machte sich große Sorgen um Kasperl und Seppel. Hoffentlich hatte es mit den beiden kein Unglück gegeben!
Von Zeit zu Zeit blickte Großmutter auf die Pendeluhr an der Wand. „Schon halb neun — und noch immer kein Lebenszeichen von ihnen! Langsam kommt mir die Sache spanisch vor.“
Großmutter strickte weiter: zwei glatt, zwei verkehrt — zwei glatt, zwei verkehrt. Da klopfte es an das Fenster. Sie griff sich ans Herz und legte das Strickzeug weg.
„Ist da wer?“
„Ja“, sagte Kasperl draußen. „Wir haben uns leider ein bißchen verspätet. Nicht böse sein!“
Großmutter öffnete ihnen die Haustür.
„Daß ihr nur endlich da seid! Ihr könnt einem aber auch richtig Angst machen!“
Kasperl fiel Großmutter um den Hals und küßte sie ab, daß sie kaum noch Luft bekam. Unterdessen schlich Seppel mit Hotzenplotz heimlich die Treppe hinauf.
„Aufhören, Kasperl, aufhören!“
Großmutter rümpfte die Nase und wand sich los von ihm.
„Nicht genug, daß man halbe Nächte lang auf euch warten muß — jetzt stinkst du auch noch nach Knoblauch! Wo habt ihr euch bloß herumgetrieben?“
„Das ist eine lange Geschichte, Großmutter: morgen ist auch ein Tag.“
Kasperl gähnte so herzzerreißend, daß Großmutter meinte, er werde den Mund überhaupt nicht mehr zukriegen.
„Wollt ihr nicht wenigstens einen Happen zu Abend essen? Ihr müßt doch hungrig sein.“
„Hungrig? Wir sind bloß müde und wollen ins Bett — das ist alles.“
„Dann also gute Nacht“, sagte Großmutter. „Und vergiß nicht, die Zähne zu putzen! Ich werde noch ein paar Nadeln herunterstricken, dann mache ich auch Schluß.“
Seppel erwartete Kasperl mit Hotzenplotz in der Schlafstube.
„Hat sie Verdacht geschöpft?“
„Großmutter?“ Kasperl legte von innen den Riegel vor. „Großmutter hat gemerkt, daß ich Knoblauch gegessen habe, sonst nichts.“
Hotzenplotz hängte den Räuberhut an den Kleiderhaken neben der Tür. Er löste den Gürtel, er knöpfte die Weste auf.
„Wenn ich nur wüßte, wie ich euch danken soll!“
Ehe die Freunde ihn daran hindern konnten, zog er die Schnupftabaksdose hervor
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