H.Schumacher - Die zwölf Gesetze der Macht
Kanzlerkandidatin machen sollen. Die Botnen der Union und Anknüpfungspunkte von England bis schaft lautete: Die Eiserne muss sich zwischen den mächtigen nach Polen.
Männern der Welt nicht verstecken.
Merkeis systematisches Vorgehen weist darauf hin, dass Virtuos nutzte Merket die von Diplomaten und Militärs die USA-Position gründlich durchdacht und abgewogen war, viel beachtete Münchner Sicherheitskonferenz - in Gegen-quasi-mathematisch bewertet: Eine kritische Haltung brächte 2 1 6
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zwar vorübergehend öffentliche Zustimmung, würde jedoch die von ihrer außenpolitischen Kompetenz zeugten und künfhinter der bereits von Kanzler Sehröder besetzten Position tige Optionen offen hielten.
untergehen. Sie läge zudem nicht im Einklang mit den Tradi
Kurzfristig stürzte Merkeis Haltung die Union in ein Ditionskernen der Union, würde das künftige Verhältnis belaslemma. Im Präsidium mahnte der nordrhein-westfälische ten und den Eindruck verstärken, sie scheue deutliche Posi
Landesvorsitzende Rüttgers, angesichts der Stimmung in der tionen. Eine Amerika-freundliche Position dagegen barg eine Bevölkerung solle die Union auf eine weitere ON-Resolution Reihe von Vorteilen in der Darstellungspolitik, nicht zuletzt drängen, bevor es zu einer militärischen Auseinandersetzung den Eindruck entschlossener Führung auf großer internatiokäme. Keiner der führenden Unionspolitiker meldete sich in naler Bühne als eine Generalprobe für die Zukunft. Dass sie dieser Phase zu Wort, um Angela Merkeis Position zu untergegen die öffentliche Meinung und Teile ihrer Partei agierte, stützen. Im Gegenteil: Im Bundestag versuchte sich Schäuble sorgte für das erwünschte Image der Härte. Mehrere Präsidiam 1 3. Februar 2003 als zweiter Unions-Redner nach seiner umsmitglieder teilten die Position der CDU-Vorsitzenden Vorsitzenden mit einer rhetorischen Glanzleistung an einer nicht, zeigten aber professionellen Respekt für ihre Standfesvermittelnden Haltung zwischen Regierung und Opposition.
tigkeit.
Die CDU-Granden waren verstimmt, weil die Chefin mal Ihre Mission gewann noch an Brisanz. Auf dem Höhepunkt wieder ein Solo spielte. »Wir haben alle nichts geahnt«, sagt der Irak-Krise - eine militärische Auseinandersetzung schien einer aus der Führungsriege der CDU, » das war mal wieder im Februar 2003 nur noch eine Frage der Zeit - reiste sie ertypisch Merkel. «
neut nach Washington. Zu diesem Zeitpunkt erlebten die Es sei ein Fehler gewesen, sich die Positionen des amerikadeutsch-amerikanischen Beziehungen die tiefste Krise der nischen Präsidenten zu Eigen zu machen, monierte Schäuble Nachkriegszeit. Aus der unterschiedlichen Bewertung über im Rückblick. Seine Vermutung zielte darauf, dass Merkel das Rüstungspotential des Irak, seiner vermeintlichen Prokeine fachliche Beratung zugelassen und nur ergebene Mitarduktion von Massenvernichtungswaffen und der daraus beiter zur strategisch-inhaltlichen Vorbereitung herangezoresultierenden Gefahr war ein persönlich gefärbter Streit gegen habe. Ihr wichtigster außenpolitischer Berater in jenen worden. US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld stellte Tagen, Friedbert Pflüger, sah das anders: »Angela Merkel hat Deutschland auf eine Stufe mit Libyen und Kuba.
ein untrügliches Gespür für die Krise. Denn jede andere, un
Angela Merkel fuhr in dreifacher Rolle nach Amerika: als klare Position hätte die Partei auseinander gerissen. Manch
Oppositionsführerin, als mögliche Vertreteein einer zukünfmal muss man kurzfristig Federn lassen, um langfristig zu tigen Unions-Regierung und als Politikerin eines Landes, das gewinnen. Der Vorwurf mangelnder Führungskraft wurde sich in einem schweren diplomatischen Konflikt mit den mit dem USA-Auftritt nachhaltig entkräftet.«
Gastgebern befand. Dabei musste sie zum einen Antwort auf Mit einem kalkulierten Tabubruch heizte sie die Stimmung die akute Frage eines Militärschlags gegen den Irak geben, noch an. Am 20. Februar 2003 erschien in der Washington zum anderen aber auch mögliche Alternativen zum Vorgehen Post auf der Meinungsseite ein Artikel von Angela Merket: der amerikanischen und der deutschen Regierung entwickeln,
»Schroeder Doesn't Speak for All Germans «. Darin wieder-2 1 8
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holte sie im Wesentlichen die Positionen, die sie auf der Die Bühne, die der deutschen Regierung zum damaligen Münchner Sicherheitskonferenz referiert hatte. Eine knappe Zeitpunkt verwehrt war, nutzte sie trefflich.
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