Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Huckleberry Finns Abenteuer und Fahrten (German Edition)

Huckleberry Finns Abenteuer und Fahrten (German Edition)

Titel: Huckleberry Finns Abenteuer und Fahrten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Twain
Vom Netzwerk:
Verkauf ungültig sei und die Neger in ein bis zwei Wochen wieder zurück sein würden.
    Dieser Verkauf machte viel Gerede in der Stadt. Es schadete den Betrügern etwas; aber der König blieb hartnäckig dabei, trotz aller Einwendungen des Herzogs, der sich ernstlich unbehaglich fühlte.
    Der nächste Tag war Auktionstag. Es war schon hell am Morgen, als König und Herzog zu mir auf den Boden kamen und mich weckten. Ich konnte in ihren Gesichtern lesen, daß was los sei.
    Der König redete mich an: »Warst du vorgestern abend in meinem Zimmer?«
    »Nein, Majestät« – so nannte ich ihn immer, wenn niemand außer unserer Bande dabei war.
    »Warst du gestern oder letzte Nacht drin?«
    »Nein, Majestät.«
    »Auf Ehre? – Keine Lügen jetzt!«
    »Auf Ehre, Majestät; ich sage Ihnen die Wahrheit. Ich bin nicht in Ihrem Zimmer gewesen, seit Fräulein Mary Sie und den Herzog hinführte, um es Ihnen zu zeigen.«
    Der Herzog fragte: »Hast du sonst jemand hineingehen sehen?«
    »Nein, Ihro Gnaden, nicht daß ich mich zu erinnern wüßte.«
    »Denk etwas nach.«
    »Doch, ja, ich habe die Neger mehreremal hineingehen sehen.«
    »Wann war das?«
    »Es war am Begräbnistag, am Morgen. Ich war nicht früh auf, denn ich hatte mich verschlafen. Ich kam gerade die Leiter herab, als ich sie sah.«
    »Ja, ja, nur weiter, nur weiter. Was taten sie? Wie benahmen sie sich?«
    »Sie taten nichts, und es fiel mir auch nichts Besonderes an ihnen auf. Sie schlichen auf den Zehen davon; allein ich dachte, sie seien in Ihro Gnaden Zimmer gegangen, um aufzuräumen oder dergleichen, in der Meinung, Sie wären schon auf; da sie aber merkten, daß Sie noch schliefen, würden sie nun leise davonschleichen, um Sie nicht zu wecken.«
    »Alle Wetter, das ist 'ne Bescherung!« rief der König und sie sahen einander verdutzt und ziemlich dumm an. Eine Minute lang standen sie da, grübelnd und sich hinter den Ohren kratzend, dann brach der Herzog in ein heiseres Gelächter aus und sagte: »Es übersteigt alles, wie gut diese Neger ihre Rolle, gespielt haben. Sie taten so jämmerlich, weil sie aus dieser Gegend fort mußten! Und ich glaubte, sie fühlten sich wirklich elend, und du glaubtest es auch, und alle andern. Mir soll kein Mensch je wieder behaupten, daß Neger kein histrionisches Talent besitzen. In denen steckt ein Vermögen. Hätte ich die Mittel und ein Theater, so wäre mein erstes: Die müßten mir her. Und wir haben sie verschleudert, hergegeben für einen Wisch, einen Wechsel! Sag mal, wo ist er eigentlich, der Wisch?«
    »Zum Einkassieren auf der Bank. Wo soll er sonst sein?«
    »Nun, dann ist es, gottlob, in Ordnung.«
    Jetzt sagte ich in etwas ängstlichem Ton: »Ist irgend etwas schiefgegangen?«
    Der König wandte sich zu mir und fuhr mich an: »Geht dich nichts an! Halt deinen Mund und kümmere dich um deine eigenen Angelegenheiten, wenn du welche hast. Vergiß das nicht, solange du in dieser Stadt bist – verstanden?«
    Als der König mit mir fertig war, sagte der Herzog höhnisch: »Schnelle Verkäufe mit kleinem Gewinn! Ist ja das wahre Geschäftsprinzip – was?«
    Der König schnarrte zurück: »Ich hab's gerade recht gut machen wollen, als ich die Kerls so rasch verkaufte. Wenn der Gewinn gleich Null oder gar minus ist, so ist's mein Fehler nicht mehr als deiner.«
    »Nun, sie wären noch in diesem Hause, und wir wären fort, wenn man meinen Rat befolgt hätte.«
    Der König gab ihm darauf wieder heraus, dann fuhr er mich an und machte mich arg herunter, weil ich ihm nicht auf der Stelle gesagt hätte, daß die Neger aus seinem Zimmer gekommen seien und sich so eigen benommen hätten; jeder Narr hätte wissen können, daß dahinter was steckt. Dann fluchte er zur Abwechslung auf sich selbst und sagte, das käme davon, wenn man früh aufstehe, anstatt sich seine Ruhe zu gönnen, er wolle verdammt sein, wenn er's je wieder täte. So gingen sie grollend und zankend ab.
    Mittlerweile war's Zeit zum Aufstehen geworden; so stieg ich denn die Leiter hinab und wandte mich zur Treppe. Als ich am Zimmer der Mädchen vorbeikam, stand die Tür offen, und ich sah Mary Jane neben ihrem alten haarigen Koffer sitzen, der offen war und in den sie eben Sachen gepackt hatte, um sich zur Reise nach England zu rüsten. Doch jetzt hielt sie inne – mit einem gefalteten Kleid auf dem Schoß –, bedeckte ihr Gesicht mit den Händen und weinte.
    Es tat mir leid, sie so traurig zu sehen, ich trat daher ins Zimmer und sagte:
    »Fräulein Mary

Weitere Kostenlose Bücher