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Hüftkreisen mit Nancy

Hüftkreisen mit Nancy

Titel: Hüftkreisen mit Nancy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Schwarz
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total verliebtumdrehen. «Ich wollte dich nie betrügen», setzte ich hinterdrein.
    «Das weiß ich», sagte Dorit ruhiger, als ich es erwartet hätte.
    «Dann sag mir, was ich gemacht habe!»
    «Nichts!», sagte Dorit und heulte los.
    Ich wollte gerade ein «Na also!» triumphieren, als Dorit schluchzte: «Mascha kann lesen.» – «Ich weiß», sagte ich, «sie hat vor ein paar Tagen ein Wahlplakat entziffert.»
    «Sie hat mir heute Abend vorgelesen. Bald wird sie selber lesen. Max, ich hab sie doch eben erst geboren. Warum geht alles so schnell vorbei?»
    «Weiß ich nicht. Aber es ist gruselig», antwortete ich. «Wäre es nicht besser, wenn wir uns zusammen gruseln?» Ich zog mich aus, was länger dauerte, weil ich eine zu enge Jeans angezogen hatte, und schlüpfte unter ihre Decke. Wir hatten schon seit vierzehn Jahren nicht mehr gemeinsam unter einer Decke geschlafen, aber mehr konnte ich erst mal nicht tun. Die Decke war auch kleiner geworden. Mein Hintern guckte raus. Wir lagen einfach aneinander rum, und ich streichelte sie ein bisschen. Das musste jetzt aber helfen. Mein Urgroßvater war ein harter Mann, der seinen Sohn einmal halbtot schlug, weil er auf der Tenne mit Feuer gespielt hatte. Doch wenn meine Urgroßmutter das «Elend» hatte – sie litt zeitlebens unter schweren Depressionen   –, nahm er sie mitten auf dem Feld in den Arm und wiegte sie.
    Ach, es wird insgesamt zu wenig aneinander rumgelegen.
     
    Der Achtundzwanzigste war ein ganz normaler und wie immer für die Jahreszeit zu warmer Novembertag. Rikki und ich saßen schweigend auf der Bank vor dem
Hin und Hair
undguckten einem Dekorateur im benachbarten Parfümerieladen beim Weihnachtsgirlanden-Aufhängen zu. Wir waren ein seltsames Paar. Die Autonome und der Geck. Rikki, drei viertel vermummt und nach vorn gebeugt, Kette rauchend. Ich, die Arme hinterm Kopf verschränkt, die Beine ausgestreckt, in Stiefeln und orangefarbener Lederjacke. Rikkis Handy summte. Sie kramte es aus der Kapuzenjacke und warf einen Blick drauf. «Der Konditor hat geliefert», sagte sie und schniefte.
    «Traurig?», fragte ich.
    «Na ja, wär schon gern mit dabei gewesen. Aber egal. Jetzt kriegen Sie Ihren Willen.»
    Wir erhoben uns und gingen ins Friseurgeschäft.
    Die Inhaberin, der ich mein diffiziles Anliegen telefonisch geschildert hatte, begrüßte uns freundlich und wies uns einen Platz zu. Eine Dame mit Alustreifen im zerrupften Haar hob den Blick von ihrer Zeitschrift und beäugte Rikki, die mürrisch in den Sitz plumpste, skeptisch. Ich schob Rikki zurück ans Waschbecken, sie raffte ihr Haar zusammen und legte sich seufzend in die Mulde. Ich nahm die Brause und begann, ihr Haar zu waschen. Die Spüle füllte sich mit lauter Haaren, die sich hin und her bogen und über den Rand schwappten, dass es aussah, als wolle ein Krake aus dem Waschbecken entkommen. Es war unglaublich. Dann schüttete ich mir einen Klacks Shampoo in die Hand.
    «Es wird nicht massiert!», sagte Rikki streng, «So weit kommt’s noch!»
    Ich sagte, dass ich sie nicht shampoonieren könne, wenn ich das Shampoo nicht einmassieren dürfe.
    «Na, das hast du dir schön ausgedacht», murrte Rikki, «also gut, ein bisschen massieren, aber nicht aufgeilen!»
    Die Dame mit den Alustreifen warf einen verstörten Blick zur Friseuse, die in stoischer Freundlichkeit weiter ihre Spitzen pinselte. Ich shampoonierte Rikkis Haar so vorsichtig und neutral, wie ich konnte. Rikki sagte, wenn sie an die Macht komme, werde mit allen Fetischisten kurzer Prozess gemacht, darauf könne ich mal wetten. «Sie verstehen das nicht, Rikki», sagte ich, «ich bin kein Fetischist. Ich habe nur ein Geschäft gemacht. Mir war es das wert und Ihnen auch. Morgen mach ich wieder was anderes.»
    «Das ist alles der Kapitalismus», sagte Rikki und schüttelte ein bisschen den schweren Shampoo-Kopf. Ich spülte ihr Haar und wrang es aus, was echt schweißtreibend war, wickelte es in ein Handtuch und sagte Rikki, dass sie jetzt aus dem Waschbecken hochkommen solle. Rikki verzerrte das Gesicht und machte ein paar Versuche. Ich grinste.
    «Schaff ich nicht», sagte Rikki, «ja, lach nicht so blöd. Wer legt denn seinen Kopf beim Waschen in so einen Richtblock? Ich jedenfalls nicht.» Ich half ihr heraus und schob sie mit dem Sitz vor den Spiegel. In diesem Moment klingelte mein Mobiltelefon. Chefs Sekretärin war dran und nur ein knappes «Ich stelle mal durch» später Chef höchstselbst. «Wo bist du? Hier ist die Hölle

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