Hüter der Flamme 01 - Die Welt des Meisters
Drachen vor die Öffnung. Der Aufschlag warf Ahira zu Boden.
»Jetzt hier drüben!« rief Karl. »Wir wechseln uns ab, Drache. Du mußt auf uns beide aufpassen.«
Das Licht in den Augen des Drachen begann bereits schwächer zu werden. Aristobulus' Lichtzauber verlor an Wirkung. In wenigen Sekunden würden Karl und Ahira in der Höhle in der Falle sitzen und der Drache wieder richtig sehen können. .
*IHR WERDET VERBRENNEN. *
Ahira rannte auf Karl zu. Der Drachenkopf folgte ihm.
Karl zögerte vor dem Tor. Ahira konnte nicht schnell genug rennen. Der Drache schien nicht allzu lange für einen neuen Flammenstoß zu brauchen. Der aufgerissene Schlund zielte direkt auf den Zwerg.
»Nicht ihn!« schrie Karl. »Versuch doch, mich zu verbrennen, Drache!«
Der Zwerg stolperte unten am Anfang der Rampe und krabbelte auf allen vieren weiter. »Karl, geh!«
Ein Flammenstoß erwischte Ahira. Die Kraft dieses Feuers schob den Zwerg die Rampe hoch. Er schrie laut und fuchtelte ziellos mit den Armen.
Karl drehte um und sprang auf das Tor zu. Seine Beine hinter ihm brannten. Eine brennende Masse schlug ihm in den Rücken …
… und die Welt löste sich zu einem glühendheißen Alptraum auf, der langsam in völlige Schwärze überging.
TEIL FÜNF
JENSEITS DES TORES
Kapitel sechzehn
Der Weg zurück
Leicht ist es, in die Hölle hinabzusteigen.
Tag und Nacht stehen die Pforten des Todes weit offen.
Doch wieder hinaufzusteigen und dieselben Stufen zu erklimmen
Zur Oberwelt – darin besteht die harte, beschwerliche Mühe.
Publius Vergilius Maro (Vergil)
Walter Slowotskis riesige Hand schüttelte ihn, während sich das nächtliche, feuchte Gras gegen sein Hemd und seine bloßen Füße preßte.
»Karl, wir sind zurück.« Der Riese weinte beinahe still vor sich hin. »Wir sind zurück.«
Barfuß? Es ergab einen Sinn. Sie hatten ja die Sandalen zurückgelassen. Aber warum tat ihm sein Rücken weh? Als hätte er schweren Sonnenbrand oder Schlimmeres.
»Ganz ruhig, jetzt.« Andy-Andy faßte ihn vorsichtig im Nacken und stützte ihn, bis er sich aufgesetzt hatte.
Karl machte die Augen auf. Der Mondschein von der Wasseroberfläche vor ihm traf ihn wie ein Schlag. Mondschein? »Wir haben es geschafft.«
Lou Riccetti kniete vor ihm, barfuß und in einem zerris-senen Arbeitshemd und Jeans. »Noch nicht ganz!« Seine Stimme klang ernst, und seine runden Wangen waren naß. »Wir haben nicht einmal Jasons Leiche, und … «
»Und was, verdammt noch mal?« Karl zog das rechte Hosenbein seiner Jeans hoch. Kein Wunder, daß es so weh tat; es war von oben bis unten von Blasen überzogen.
»Schau da drüben hin.« Riccetti zeigte mit dem Finger auf Doria, die zusammengerollt im Gras lag. Ihre Augen standen weit offen, ohne sich zu bewegen, ihre Brust hob sich kaum. »Sie ist weggetreten. Katatonie.«
Karl schüttelte sich. Er war wieder er selbst: kleiner, magerer. Barak?
Hilf mir!
Nichts. Keine Antwort, nicht einmal das Gefühl, daß sein anderes Ich anwesend war. Dann geht es eben ohne. »Wo ist Ahira … ich meine James?«
»Später«, sagte Andy-Andy. »Laß dir erst mal einen Moment Zeit. Du mußt … «
»Zeig's ihm.« Riccettis Stimme klang fest.
Sie holte tief Luft und hielt den Atem länger an, als es Karl je für möglich gehalten hätte. »Schau nach rechts.«
Walter Slowotski kniete weinend über der Leiche von James Michael Finnegan. Die Verbrennungen dritten Grades, die James Michael das Leben gekostet hatten, schwelten noch und gaben Spuren von Dunst und Rauch ab.
O mein Gott! »Er hat sich nicht genug verwandelt.«
Walter weinte, ohne sich dessen zu schämen. Seine riesigen Hände faßten nach dem kleinen James Michael Finnegan, als wollten sie ihn wachschütteln, zogen sich aber wieder zurück.
Jetzt denke mal eine Minute nach. Spiegelsee breitete sich vor ihm im Mondschein aus. Da war der öffentliche Park. »Wir sind auf dem Campus!« Ein eisiger Wind wehte über den See und wirbelte das Laub um ihn auf. »Wie lange waren wir weg?«
Ricccetti schüttelte den Kopf. »Deighton hat uns mit den unterschiedlichen Zeitabläufen nicht belogen. Ich habe mich in ein Studentenheim geschlichen. Wir sind nur etwas länger als acht Stunden weggewesen – es ist jetzt vier Uhr früh. Jase ist … tot, James Michael auch, Doria ist … «
Karl schlug ihm mit dem Handrücken ins Gesicht. »Halt's Maul!« Er schüttelte Andy-Andys helfende Hände ab und stand auf, ohne auf die Schmerzen von den
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