Hüter der Flamme 01 - Die Welt des Meisters
alles rußig.
Hakim lächelte und beugte sich näher. »Mein Freund«, flüsterte er, wobei seine Lippen beinahe Ahiras Ohr berührten. »Mir scheint, daß wir beinahe da sind.«
Ahira nickte. Jetzt langsam vorgehen! »Sag den anderen Bescheid. Jeder soll seinen Packen absetzen und stehen lassen. Auch die Sandalen – von hier aus gehen wir barfuß.«
Und leise, ganz leise. Als er sich umdrehte und die vor Angst weißen Gesichter der anderen sah, wußte er, daß er ihnen das nicht zu sagen brauchte.
Ahiras Herz hämmerte zum Zerspringen. Ich kann sie nach Hause schicken. Und wenn ich es nicht in der halben Zeit schaffe, hier heraus zukommen, die wir gebraucht haben, um hierher zu gelangen, geschieht es mir recht, wenn ich verdurste.
Hakim hatte mit Andrea geflüstert und kam nun zurück. »Ich glaube, daß wir die Karten auf den Tisch legen können, James. Für dich ist das hier doch Endstation, oder? Du kommst doch nicht mit uns.«
Ahira lächelte. »Ich bringe euch bis zum Tor – ich werde dafür sorgen, daß ihr durch das Tor kommt. Aber dann … « Er beendete den Satz nicht und zuckte nur mit den Achseln.
Hakim nickte. »Verstehe. Willst du es den anderen erklären, oder soll … ?«
»Ich überlasse die Erklärungen lieber dir. Auf der anderen Seite.« Beinahe ist es geschafft, überstanden. Und wie kann ich allen Lebewohl sagen? Seine Augen begannen, feucht zu werden. Er riß sich zusammen. Das war nicht der richtige Zeitpunkt, um gefühlsduselig zu werden. »He!« flüsterte er so barsch wie möglich. »Wir brauchen das Schwert nicht mehr. Laß es hier liegen!«
Hakim lächelte und ließ achselzuckend das glühende Schwert einfach fallen. Dann fing er es aus der Luft, als es nicht mal einen Zoll über dem Boden war und klirrend auf den Felsen geschlagen wäre. Sein Grinsen und das mit ausgebreiteten Armen unschuldige Achselzucken sagte: Tut mir leid, ich konnte einfach nicht widerstehen.
Ahiras wütender Blick antwortete: Gib dir beim nächstenmal bloß mehr Mühe!
Kapitel fünfzehn
Der Drache am Tor
Von Generation zu Generation soll es liegen wüst und leer. Niemand soll je hindurchgehen. Nur der Kormoran und die Rohrdommel soll es besitzen. Die Eule und der Rabe soll ebenfalls darin hausen. Und er soll darüber Verwirrung verbreiten und die Steine der Leere … … und es soll sein eine Wohnstatt für Drachen.
Isaiah Ben-Amoz
Als der Schein des zurückgelassenen Schwertes langsam hinter ihnen verblich, schimmerte vor ihnen ein phosphoreszierendes Leuchten an den Tunnel wänden auf.
Karl runzelte die Stirn. War das nur ein glücklicher Zufall, oder hatte Ahira dies schon hinten beim Skelett entdeckt?
Er packte den Griff des Krummsäbels fester. Wahrscheinlich war es egal. Wenn es vor ihnen nicht heller geworden wäre, hätte Ahira ihn zurückgeschickt, um das Schwert zu holen. In der Dunkelheit dahinzustolpern, war bestimmt gefährlicher als ein bißchen Licht. Es hätte natürlich auch noch die Möglichkeit gegeben, daß sie sich alle an den Händen gehalten hätten, aber – nein das war keine Alternative. Dann hätten sie Doria zurücklassen müssen.
Der Tunnel wand sich wie eine Schlange ständig nach unten, immer steiler werdend. Er war froh, daß Ahira sie gezwungen hatte, die Sandalen auszu ziehen. Mit bloßen Sohlen konnte man einigermaßen sicher auftreten; zumindest Aristobulus wäre sonst bestimmt ausgerutscht und hingefallen.
Direkt vor ihm stolperte Andy-Andy. Er schlang seinen freien Arm um ihre Mitte, fing sie auf und hob sie hoch, ehe sie hinfiel. Als er sie wieder absetzte, drückte sie ihm schnell die Hand und schenkte ihm ein kurzes Nicken.
Jetzt ist nicht der Augenblick das zu klären, dachte er. Dafür wird noch jede Menge Zeit sein, wenn wir wieder auf der anderen Seite sind. Zu Hause.
Ahira zeigte ihnen von vorne an, stehenzubleiben. Dann winkte er Walter heran. Die beiden wechselten ein paar geflüsterte Worte. Dann kroch der Dieb auf Händen und Knien weiter nach unten um die nächste Tunnelbiegung.
Sekunden verstrichen. Karl war sicher, daß es nur Sekunden waren. Er zählte neunundachtzig Herz schläge bei sich, ehe Walter zurückkam und Ahira alle von der Biegung wegwinkte. Sie knieten sich im Kreis hin.
Der Zufall plazierte Karl zwischen Andy-Andy und Doria. Er rückte von der Klerikerin soweit wie möglich ab und bemerkte, daß Walter auf ihrer anderen Seite sich ebenfalls an den schmächtigen Aristobulus drückte.
»Ich habe ihn gesehen«,
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