Hüter der Flamme 01 - Die Welt des Meisters
wie hundertjährige Eichenstämme waren .
Ellegon hatte recht gehabt. Es war nur ein Baby, eine liebenswerte Miniaturausgabe von Dem! Die kleinste der gesprenkelten Schuppen des Drachen war leicht so groß wie Karl. Sein Rachen hätte einen Elefanten verschlingen können.
Die Zähne jagten Karl kalte Schauer über den Rücken. Scharf und hochgewachsen standen sie da, angsteinflößend mit ihren vergilbten Kanten, durch die der stinkende Atem des Drachen wie der Wind durch einen grauenvollen Wald pfiff.
Karl riß die Augen vom Drachen los und sah sich in der Höhle um. Hinter der linken Schulter des Ungeheuers schimmerte ein Spiegel; die Oberfläche kräuselte sich.
Das Tor! Karl bewegte sich vorsichtig auf Zehenspitzen vorwärts. Seine Füße wurden auf dem kalten Steinboden allmählich gefühllos.
Das Tor hing ungestützt in der Luft, direkt über einem schmalen Felsband. Die Oberfläche kräuselte sich und schimmerte im Licht der Höhle. Schweigend stand das Tor wartend da wie ein Teich, den man auf die Seite hochkant gestellt hatte.
Zum Tor führte eine steinerne Rampe empor, die von einer weiten Basis nach oben zu immer schmaler zu einem Felsband wurde. Es gab keine Möglichkeit, daß dort mehr als eine Person stehen konnte. Es war höchstens zwei Fuß im Quadrat. Sie mußten einer nach dem anderen hindurchgehen.
Er drehte sich um und winkte Ahira und Aristobulus, Doria vorzubringen.
Beide ermutigen sie mit Handbewegungen.
Komm jetzt, Doria. Nur noch ein Stückchen weiter.
Keine Antwort. Sie stand still da und starrte mit aufgerissenen Augen den Drachen an. Ihr Kinn zitterte, sie hatte die Zähne fest zusammengebissen. Aus einem Mundwinkel floß etwas Blut und tropfte, ein Tropfen nach dem anderen, auf ihr weißes Gewand.
Ahira schüttelte den Kopf und schaute Karl an. Hat keinen Zweck sagten seine Mundbewegungen. Wir brauchen eine Ablenkung. Ablenkung. Er zeigte auf Karl, dann auf Aristobulus und dann auf das Tor. Ihr beide wartet an der Rampe, ich bringe sie hin.
Karl nickte und ging dann langsam zusammen mit Aristobulus am Kopf des Drachen vorbei. Der Weg von hundert Yard bis zur Rampe führte am wohlgerundeten Mittelstück des Drachen vorbei. Wenn er nur ein ordentliches Schwert hätte, könnte er …
… was? Ein Moskito könnte größeren Schaden anrichten als ich. Er faßte Walters Krummsäbel fester. Außer ich stoße ihm das Ding ins Auge. Aber da käme ich nicht einmal mit einer Trittleiter hinauf. Vielleicht würde er auch gar nicht die Klinge durch das Augenlid stoßen können. Andererseits …
Doria schrie gellend auf und zerriß die tiefe Stille.
*MENSCHEN * . Gebrüll ließ die Höhle erbeben, so daß die lichtbringenden Kristalle auf den Boden klirrten. Karl versagten die Beine den Dienst.
Langsam und schwerfällig hob sich das Haupt und drehte sich. Die mannshohen Augenlider glitten zurück.
»Hier herüber!« schrie Aristobulus mit überschnappender Stimme. »Die Augen, Karl, die Augen … «
Karl sprang auf die Füße und hielt den Krummsäbel in der rechten Hand. »Ich weiß. Ich will … « Die Stimme blieb ihm im Hals stecken, als sich der Kopf drehte und ihn zwei riesige, feuchte Augen direkt anstarrten.
Hinter Karl murmelte Aristobulus krächzend irgend etwas, das aber wirkungslos verklang, während Ahira drüben beim Eingang die sich wehrende Doria über die Schulter warf und losrannte.
Das Maul des Drachen öffnete sich. *BRENNE!* Seine Augen leuchteten …
»Geschafft!« Aristobulus klatschte.
… und wurden immer heller und heller, bis sie wie tausend Sonnen strahlten.
Aris Lichtzauber – der Drache war geblendet!
Karl warf sich auf die Seite, als eine Flammengarbe den Felsen versengte, auf dem er gestanden hatte. Aristobulus raffte sein Gewand hoch und rannte wortlos die Rampe hinauf. Oben wurde er auch nicht langsamer, sondern sprang kopfüber durch das Tor – und war verschwunden.
Eine schwere, schlaffe Masse warf Karl fast um. Doria!
»Hier drüben! Verbrenne mich doch, du Sohn einer Sau!« schrie Ahira und hatte die Streitaxt griffbereit. Er rannte vom Tor weg. Der Kopf des Drachen folgte ihm. »Du mußt durch – nimm sie. Beweg dich!«
Karl hob Doria hoch, als wäre sie Flaum, und rannte mit ihr die Rampe hinauf und auf das Tor zu. Ein schneller Wurf mit einer Hand, und sie war verschwunden.
Er drehte sich um. Ahira versuchte, dem feurigen Hauch auszuweichen, und rannte auf die Tunnelmündung zu. Wie ein fallender Baumstamm knallte der Schwanz des
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