Hüter der Flamme 01 - Die Welt des Meisters
ich diese Leute hier besonders liebgewinnen werde.«
Besonders nicht, wenn sie herausfinden, was wirklich deine Spezialität ist.
Karls Finger wurden weiß am Schwertknauf, als ein glatter schwarzer Schatten an die Oberfläche kam und Luft schnappte. Dann tauchte er wieder blitzschnell nach unten. Die Kette schlug hinterher.
Ahira schien ganz ruhig zu sein, als er die Hand auf Karls Arm legte. »Was regt dich denn so auf?«
»Das da!« Er zeigte mit dem Kinn auf das Lotsenboot. »Ich hätte gute Lust und … «
»Genau!« Hervorragend. »Wir legen uns aber nicht mit der örtlichen Zollbehörde an.« Ahira zwang sich zu lachen. »Wie hast du dir das gedacht? Mit dem Schwert in der Hand über Bord springen? Ist das deine Woche, Abraham Lincoln zu spielen?«
Karl lächelte gequält. »Eher ein menschliches Nadelkissen.«
»Stimmt.« Ahira zeigte mit dem Daumen auf Ganness und den Elf, die ruhig eine Reihe von Pergamentblättern durchsahen, sicher Ladungs papiere. »Ich sehe das als Zollinspektion an, du?«
Ein Nicken. »Sieht so aus, als wären sie fertig.«
Der Elf gewährte Ganness ein kurzes Lächeln, klopfte ihm herablassend auf die Schulter und ging nach hinten, wo Ahira und die anderen mit ihren Rucksäcken standen.
»Ich grüße euch«, sagte er hochmütig auf erendra und warf den Köpf zurück, daß man die Ohrenspitzen aus dem nackenlangen Blondhaar hervorlugen sah. Er war merkwürdig dünn, so als wäre er ein normaler Mensch – mit Ausnahme der Ohren – , der in einem Zerrspiegel gestreckt oder verzerrt worden war. »Ich bin Airvhan ip Melhrood, der Abgesandte des Zünfterats des glorreichen Pandathaway.« Seine Worte kamen schnell, als wären sie einstudiert, das Adjektiv eingeschlossen. »Ich brauche eure Namen und Berufe, damit ich eure Einreisetarife festsetzen kann. Ihr könnt natürlich ablehnen, mir zu sagen, in welchen Geschäften ihr reist. In diesem Fall wird der Höchsttarif erhoben.« Er sah abschätzend zu Karl. »Ihr braucht euch keine Mühe zu geben. Ihr seid ein Krieger, ja?«
Karl trat einen Schritt vor. »Habt Ihr etwas gegen Krieger?«
Die Leibwache des Elfen war schnell. Mit den Händen an den Schwertknaufen stellten sie sich hinter Airvhan auf. Drüben auf dem Lotsenboot richteten sich fünfzig Pfeile herüber.
»Ruhig, Karl!« rief Ahira.
Karl trat zurück. Der Elf lachte kurz, schüttelte den Kopf und lehnte sich dann gegen die Reling, wobei er sich auf die gespreizten Finger stützte. Er nickte nur leicht, worauf die Wachen und Bogenschützen sich entspannten. »Persönlich oder beruflich?« antwortete Airvhan auf Karls Frage, als hätte es keine Unterbrechung gegeben. »Es spielt zwar keine Rolle. Der Rat gestattet Kriegern freien Zugang, vorausgesetzt, daß sie sich bereit erklären, an den Spielen teilzunehmen.« Er zuckte mit den Achseln. »Allerdings müssen wir das nie erzwingen. Ihr Profi-Killer seid ja erpicht, große Börsen mit wenig Risiko zu gewinnen.« Er zog eine dünne Augenbraue hoch und lächelte. »Ich nehme an, daß Ihr von Euch behauptet, ein Mann des Schwertes zu sein. Ein wahrer Meister der Klinge, zweifellos.«
Ahira sah nicht, wie Karl sich bewegte. Der große Mann stand nur da und hielt sein Schwert, das in der Scheide steckte, in der Hand.
Im nächsten Augenblick hatte die Schwertspitze ein Stückchen Holz aus der Reling gekerbt, genau zwischen dem Ring- und dem Mittelfinger der linken Hand des Elfen.
Als die Wachen nach ihren Schwertern griffen, schlug Karl ihnen mit der flachen Klinge auf die Hände und steckte dann das Schwert wieder in die Scheide. Das alles geschah in einer weichen Bewegung. Er lehnte sich gegen den Mast und schlug die Arme vor der Brust übereinander.
»Das behaupte ich«, sagte er und strich seinen Bart. »Hakim hier ist noch besser. Er hat mir alles beigebracht, was ich kann. Er hätte beide Finger erwischt, statt danebenzuschlagen wie ich. Stellt ihn nur auf die Probe!«
Airvhan sah zu den beiden Leibwächtern hin, die mit halb gezogenen Schwertern leicht dümmlich dastanden. Er hob eine zitternde Hand. »Nicht nötig. Überhaupt nicht nötig, Freund … ?«
»Karl. Ach ja, ich habe von den Spielen gehört. Hakim, Ahira und ich werden gerne daran teilnehmen.«
Der Elf nickte und wurde unruhig. Ahira unterdrückte ein Kichern, als Airvhan von der Reling wegtrat. Es sah so aus, als wollte der Elf möglichst bald fertig werden.
Aber das Lachen verging ihm sogleich. Ahira folgte dem Blick des Elfen zur Seite aufs
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