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Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor

Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor

Titel: Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Rosenberg
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zwei Handbreit über schöne, heiße Grillkohle zu halten. Aber schließlich haben wir keine schöne, heiße Grillkohle zur Verfügung und ich bin nicht bereit, eine Stunde damit zuzubringen, so ein Kochfeuer herzustellen.«
    Unter diesem beharrlichen Monolog sammelte ich ein paar trockene Zweige und entfachte ein schnelles Feuer zum Kochen am Ufer des Flusses. Wenn man wie wir etwas Birkenrinde zur Hand hatte und wie ich gewillt war, etwas von dem Schießpulver zu verschwenden, konnte man ein Feuer wirklich schnell zum Brennen bringen.
    Ich teilte den Fisch in der Mitte und befestigte die Hälften an den Enden von zwei grünen Zweigen. Mit Hilfe eines rauhen Steins rieb ich des Geschmack wegen etwas wilde Zwiebel darüber. Es dauerte nur wenige Minuten. Frischwasserfische kocht man eben nur solange, bis alle Parasiten abgetötet sind.
    Ein bißchen Salz aus dem Fäßchen in meinem Gepäck und voil à : Fisch am Spieß. Ein Mittagessen für zwei.
    »Welchen möchtest du haben?« fragte ich.
    Sie ließ sich nicht ködern. Aber ich brachte es nicht übers Herz, sie hungern zu lassen. So drückte ich ihr einen der Spieße in die Hand und schlang dann meinen eigenen Fisch schnell hinunter.
    Nicht schlecht. Nein, wirklich, gar nicht schlecht. Frische Forelle, noch keine fünfzehn Minuten aus dem Wasser, ist ein Gericht, das eines Königs würdig ist.
    Oder sogar eines Walter Slowotski.
    Ich wusch mir die Hände im Fluß und schüttete anschließend etwas Wasser über das Feuer. »Laß uns aufbrechen.«
    So verbrachten wir die ersten Tage. Andy schlief, wenn ich es ihr sagte, und aß, was ich ihr vorsetzte.
    Zu meiner Überraschung übernahm sie ihren Teil der Wache, ohne dabei einzuschlafen. Aber das war auch alles.
    Die Nächte waren kalt, und ich hätte nichts dagegen gehabt, nicht allein zu schlafen. Aber es schien mir nicht die rechte Zeit, dieses Thema zur Sprache zu bringen, noch nicht einmal, wenn es einfach nur um das Schlafen ging. Bin ich nicht ein einfühlsamer Kerl?
    So behielt ich statt dessen den permanenten Monolog auf unserer Wanderung bei. Ich schwöre, mir gingen allmählich die Themen aus; am dritten Tag hatte ich verdammt noch mal bereits alles abgehandelt, was ich wußte (nun gut, fast alles. Es gibt Dinge, die Frauenzimmer nichts angehen!). Darüber, wie man eine Burg erobert. Darüber, wie man sich im Bogenschießen übt. Darüber, warum man Steinschloßgewehre geladen läßt und wie die gute alte Tennetty immer wieder dafür sorgte, daß mir das Herz in die Hose rutschte.
    Spät am zweiten Tag trafen wir auf die Heliven-Ollerwell-Straße und ließen den Fluß und somit auch die Forellengelage hinter uns.
    Als wir am nächsten Morgen gerade das Lager abbrachen und ich mit dem täglichen Monolog begann - eine nochmalige Erörterung der Nickeischen Verteidigungsstrategie und ihrer Brauchbarkeit für den College-Football - , sah Andy zu mir auf und runzelte die Stirn.
    »Walter, halt die Klappe«, sagte sie.
    »Wunderbar, wunderbar, wunderbar. Es klappt.« Ich setzte mir den Rucksack auf und wir begannen, uns quer durch den Wald den Weg zurück zur Straße zu bahnen.
    Sie hätte eigentlich vor Wut schnauben sollen, aber stattdessen sah sie mich nur ausdruckslos an. »Dein Mitgefühl ist überwältigend. Du weißt ja nicht, was ich aufgeben mußte.«
    »Etwas Besseres als Sex, wie ich gehört habe.«
    Ihre Mundwinkel hoben sich unmerklich um einen Millimeter. »Kommt darauf an, mit wem.«
    »Soll das ein Angebot sein?«
    »Nein.«
    Manchmal bedeutet nein nicht unbedingt nein, aber wenn es von einem leichten Kopfschütteln begleitet wird und sich die Lippen auf diese Art kräuseln, bedeutet es genau das, was es heißt. Das ist auch in Ordnung so. Ich kann ein Nein gut wegstecken.
    Andererseits war ich auf dem Weg zu meiner Frau und hatte vor, dort alles ins Lot zu bringen. Es wäre nett gewesen, eine letzte kleine Liebelei zu haben. Andererseits ... aber das liegt nicht in meiner Hand.
    Wie dem auch sei.
    Schweigend setzten wir unseren Marsch fort. Ich kann Stille ganz gut ertragen, obwohl man im Wald eigentlich nie eine vollkommene Stille erlebt. Fast immer ist der entfernte Schrei eines Vogels, das Summen eines Insekts oder, wenn gerade nichts anderes vorherrscht, das leise Wispern des Winds in den Bäumen zu hören. Es ist wirklich niemals ganz still. Noch nicht einmal ruhig, nicht wirklich; nur die allerhöchsten Bäume stehen schwarz und schweigen.
    »Wie geht's jetzt weiter?« fragte sie, oder

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