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Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor

Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor

Titel: Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Rosenberg
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Blut befleckt.
    »Wir müssen sie hinhalten!« schreit Karl. »Wer ist dabei?«
    Er lächelt, als ob er sein ganzes Leben lang daraufgewartet hätte, der verdammte Idiot.
    »Ich komme mit dir«, sagt jemand.
    Einige Gestalten schieben sich aus der Menge nach vorn, einige bluten und einige gehen gebeugt.
    Tennetty ist die erste. Nicht die gealterte, abgewrackte Tennetty, sondern eine junge, kraftvolle, die mit unversehrtem höhnischem Lächeln sagt: »Du kannst auf mich zählen.«
    Andy steht neben ihr. Sie sieht verwegen aus in ihrer Lederkleidung. Ein kleiner lederner Schild ist an ihren linken Arm geschnallt, und sie hält eine rauchende Pistole in der rechten Hand. Sie lächelt mich an. »Du glaubst auch nicht, daß ich Magie brauche, um etwas wert zu sein, nicht wahr?«
    Big Mike hebt seinen Stab und schlägt ihn leicht gegen seinen Schenkel. »Du brauchst nie irgendwas, oder?«
    Mein Bruder Steve befestigt sein Bajonett am Ende seines leeren M16. Er lächelt zuversichtlich. »Scharfe Kanten kommen nicht so leicht in die Klemme, was, Grille?«
    Karl schaut mich an - alle schauen mich an - , Erstaunen liegt in seinem blutigen Gesicht. »Walter? Worauf wartest du noch?«
    Ich wollte gerade etwas Wichtiges sagen, aber dann ...
    Ich erwachte in der Dunkelheit, in kaltem Schweiß gebadet.
    Nur ein Traum, zum Glück. Während ich mir den Schweiß von der Stirn wischte, versuchte ich mich selbst davon zu überzeugen, daß es nichts Ernstes gewesen war.
    Es war dunkel. Ich hatte den ganzen Tag bis in die Nacht hinein geschlafen - oder, wenn man genau sein wollte, einen Alptraum durchlitten. Während ich schlief, war irgend jemand hereingekommen und hatte nicht nur frische Kleidung dagelassen, sondern auch das Waschbecken gefüllt und die Lampe unter das Becken gestellt, um die Kälte abzuhalten - oder besser noch, das Wasser zu erwärmen.
    Ich zog mich bis auf die Haut aus und spritzte mir ein bißchen Wasser ins Gesicht und auf die Brust, bevor ich in meine Hosen stieg und ein Hemd über den Kopf streifte. Ein Vollbad konnte warten, bis ich etwas gegessen hatte, aber keinen Augenblick länger. Ein schönes heißes Bad war genau das, was die Kirche in solchen Fällen verordnete.
    Ich schluckte. Okay, und was nun?
    Es klopfte an der Tür.
    »Komm rein!« rief ich, während ich nach dem Griff eines Messers schnappte. Ich ging nicht davon aus, daß ich mit Bren kämpfen müßte, aber vielleicht wußte er das nicht. Um einen Kampf heraufzubeschwören, bedarf es nicht unbedingt zwei.
    Andy kam herein. In der einen Hand trug sie eine Lampe, und mit der anderen balancierte sie ein Essenstablett. »Ein Wächter hat auf die leisesten Geräusche und Veränderungen hier drinnen geachtet«, erklärte sie. »Damit ich mit dir sprechen kann, bevor es hier ... turbulent wird.«
    Ich zwang mich zu einem Lächeln. Das war ein passendes Wort dafür: turbulent. So etwas hatte ich gern. »Und du wolltest mit mir sprechen?« fragte ich. Ich biß in ein Stück kaltes Geflügel. »Du wolltest eigentlich über etwas anderes mit mir sprechen. Nämlich, darüber, na, darüber, wie es kommt, daß du nun keine Zauberin mehr bist. Du willst also etwas tun, das in den Bereich der Familienangelegenheiten gehört, wie Karl es normalerweise bezeichnete, und dazu brauchst du einen Lehrer. Und wolltest du mich nicht fragen, ob mir eine Luftveränderung in der nächsten Zeit gut tun und ob ich nicht vielleicht gern dein Lehrer sein würde?«
    Sie nickte, ohne zu lächeln. Nur ein Nicken. Ich fragte mich, ob der einzige Ort, an dem ich sie je wieder lächeln sehen würde, in meinen Alpträumen sei. »Gut«, sagte sie nüchtern.
    »Und was, meinst du, würde ich dir antworten?«
    »›Ja‹. Ich glaube, du würdest ›ja‹ sagen.«
    »Also gut: ja.« Ich nickte ebenfalls. »Ich muß nur noch ein paar Dinge und ein paar familiäre Angelegenheiten in Ordnung bringen. Dann beginnen wir mit der Ausbildung und reisen ab, sobald es uns möglich ist.«
    Sie schien noch eine Frage auf dem Herzen zu haben.
    »Die erste Lektion lautet: frag alles. Frag ohne Unterlaß, sobald du nur einen Augenblick Zeit dafür hast.«
    Sie dachte kurz nach. »Warum bist du so scharf darauf, wieder unterwegs zu sein?«
    »Willst du die Wahrheit wissen?«
    »Natürlich.« Sie lächelte. »Warum denn nicht?«
    Ich hob unentschlossen die Schultern und blickte zurück auf die zerknüllten und schweiß durchtränkten Decken, die auf dem Bett und dem Boden verstreut herumlagen. »Dann kann

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