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Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor

Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor

Titel: Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Rosenberg
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mit deinen Fähigkeiten.« Sein Zeigefinger fuhr durch die Luft. Der rauhe Fingernagel hinterließ ein verschwommenes rotes Glühen, das rasch verblaßte. »Ich meine zum Beispiel deine Fähigkeit, dies hier als scharfe Linien zu sehen, anstatt als verschwommenes Rot - und alles, was das einschließt.«
    Ich dachte darüber nach, daß vor langer Zeit einer meiner Freunde seine Fähigkeit für die Magie geopfert hatte und daß es gut für ihn ausgegangen war. Deshalb hatte ich Hoffnung. Vielleicht würde es für Andrea auch so verlaufen. Oder vielleicht auch nicht.
    Nareen nickte, möglicherweise bewundernd oder nur mit einer leichten Spur von Herablassung. »Mein Kompliment«, meinte er und bettete sie auf den Boden. Sie hockte sich unglücklich hin und versteckte ihr Gesicht in den Händen.
    Nareen wandte sich von ihr ab.
    »Verlaß uns noch nicht.« Jason hob die Hand. »Warte. Ich - wir, das heißt ... wir haben dir geholfen. Jetzt möchte ich gerne, daß du uns hilfst.« Er schluckte. »Ich habe da einen Freund, der durch die Gegend läuft und Schreckliches anrichtet. Ich muß ihn unbedingt finden. Hilf mir.«
    In seinem Gesicht lag wieder jene Unnachgiebigkeit der Cullinanes. Keine Frage, daß er seine Mutter liebte und sie zu seinen Füßen auf dem Boden hockte und weinte - aber es gab etwas da draußen, das er erledigen mußte, und er ließ sich nicht davon abbringen.
    Nareen nickte. »Vielleicht ein wenig.«
    »Danke.«
    Scheiße. Das ist das Problem, wenn man versucht, Herkules zu spielen. Man mistet die Ställe von Augias aus, und dann muß man auch noch losziehen, um Pegasus zu fangen.
    Ahira sah zu mir herüber und lächelte. »Was soll ich sagen?« warf er ein.
    Ich lächelte zurück. »Frag Jason. Es wird bestimmt eine gute Übung sein.«
    Jason dachte einen Moment nach. »Daß jemand Mutter nach Hause bringen muß, aber daß ich immer noch zu jung und dumm bin ...«
    »Unerfahren«, korrigierte der Zwerg.
    »Das trifft es wohl«, fügte ich hinzu.
    » ...um allein herumzulaufen.« Er schluckte. Er würde kein Wort über Tennetty verlieren. Ich weiß nicht, warum ihm das wichtig war, aber es war so. »So«, fuhr er mit stockender Stimme fort. »Es ist besser, einer von euch begleitet mich. Und zwar jemand, der geschickter darin ist, sich aus Schwierigkeiten herauszuhalten als sich hineinzumanövrieren.«
    Ahira lächelte mich an. »Ich frage mich, wer das wohl sein könnte?«
    Jason drehte sich um und w arf mir noch einen dieser Culli nane-Blicke zu. Ich habe mir nie sehr viel daraus gemacht.
    »Gibst du auf Mutter acht?« fragte er, obwohl es nicht wirklich eine Frage war, sondern ein Befehl.
    Das war in Ordnung. »Sicher«, erwiderte ich. »Andrea braucht etwas Ruhe. Zumindest wir beide sollten hier für die Nacht unser Lager aufschlagen und uns morgen zu den Bergen aufmachen.«
    Es würde mindestens eine Woche dauern, um zur Butterspitze zu gelangen, dem Berg nördlich von Ollerwell, der einer der nächsten regulären Treffpunkte war. Wir konnten dort warten, bis Ellegon auf seiner nächsten Runde dort durchkam. Das mochte ein paar Tage dauern, schlimmstenfalls zehn. Ich würde mehr als diese paar Tage außerhalb des Landes leben können.
    Heute nacht bekam ich wohl nicht so viel Ruhe, daß es der Rede wert war. Jemand mußte Wache halten. Und eine schweigende, unaufhörlich weinende Frau entsprach nicht so ganz meiner Vorstellung eines guten Wachpostens.
    Nareen lächelte beruhigend. »Dafür wird zumindest heute nacht gesorgt sein.«
    Wahrscheinlich hätte ich ein wenig ärgerlich darüber sein sollen, daß der Zwergenmagier meine Gedanken las, aber sein Grinsen war ansteckend. Er griff in die Tasche und zog eine kleine Glaskugel hervor, die ungefähr die Größe einer großen Murmel hatte. Dann stellte er sie in die Luft und stieß sie mit dem Daumen an, und mit ein paar gemurmelten Silben brachte er sie zum Drehen. »Schlaft gut heute nacht. Das hier wird bei jeder Gefahr kreischen. Und was uns betrifft - je eher wir aufbrechen, desto schneller können wir eine Fahrt nach Artiven buchen.«
    Ich fragte mich, wie sie es anstellen wollten, in der Nacht voranzukommen, aber Ahira tippte sich an die Braue.
    Dunkelsichtigkeit, erinnerst du dich?
    Uff.
    Ahira nickte. »Es wäre besser, wir brechen sofort auf, oder?«
    »Das wär's dann wohl.«
    Ich schüttelte Nareen kurz die Hand und umarmte Jason - was er sich mit bewundernswerter Geduld gefallen ließ -, bevor ich mich wieder Ahira zuwandte.
    »Paß

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