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Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor

Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor

Titel: Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Rosenberg
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Orientierungstricks«, sinnierte ich. »Wenn man unbekanntes Gelände durchqueren will, sollte man eine Orientierung an bestimmten Punkten - einer Stadt, einer Oase oder ähnlichem - vermeiden. Solche Punkte - okay, okay, solche Gebiete kann man leicht verpassen.
    Straßen und Flüsse aber sind lange, schmale Gebilde. Man sollte bemüht sein, an ihnen entlang zu reisen.
    So peilt man eine Straße an, von der man weiß, daß sie einen ans Ziel bringt, auch wenn das bedeutet, daß man alle anderen Richtungen, die man vorher im Kopf hatte, außer acht läßt. Nun ja, ich kenne die Straße von Heliven nach Ollerwell - es ist eine lange und breite Straße, die weiter oben in den Bergen mehrere Flüsse - diesen wahrscheinlich eingeschlossen - überquert. Solange es keinen guten Grund gibt, der dagegen spricht, werden wir diesem Fluß folgen, bis wir auf die Straße treffen, quod erat demonstrandum.«
    Sie antwortete nicht.
    »Ich weiß, was du sagst«, fuhr ich fort. »Du sagst ›Walter, das ist ja alles schön und gut‹. Und du gibst zu bedenken, ›Du bist doch früher schon aus Ehvenor hinausgewandert, und deshalb ist dies hier kein unbekanntes Gelände für dich‹.
    Dein Einwand ist gut, das ist schon mal klar. Aber es ist etwas anderes, ob man das Gebiet schon einmal durchreist hat oder ob man es gut kennt. Zugegeben, ich kenne die Route, die wir das letzte Mal genommen haben, als ich Ehvenor verließ, aber das ist mehr als zehn Jahre her. Ich bin sogar der Meinung, daß man sich in einer der Städte an mich erinnern könnte. Darum wäre es vielleicht genausogut, sie einfach zu umgehen.«
    Sie sah mich an und versuchte, nicht zu starren. Das war schon ein Fortschritt. Wenigstens bemühte sie sich um etwas.
    Ich war versucht, etwas auszuprobieren. Ich hatte mich schon in häßlicherer Gesellschaft befunden.
    Wenn man von den rotgeränderten Augen und den hängenden Schultern absah, war Andy immer noch eine wahrhaft gutaussehende Frau, egal ob mit oder ohne ihre Stiefel und Lederklamotten.
    Aber sie sprach noch immer nicht.
    Ehrlich gesagt, gibt es schon Dinge, die ich noch weniger leiden kann, als mit jemanden zu reisen, der von sich aus kein Gespräch beginnt, der nur einsilbig antwortet und sich jede Nacht in den Schlaf weint. Aber die meisten dieser Dinge sind vergleichbar damit, an einen Marterpfahl gefesselt zu sein.
    Der Fluß machte weiter vorn eine Biegung, und ich vermutete, daß wir dort unter dem umgestürzten Baum, der den Fluß nur zum Teil überbrückte, Futter suchende Fische vorfinden würden. Der Morgen verlor seine Jugend, und die Lebensmittel in unserem Gepäck wurden schließlich auch nicht mehr. So entledigte ich mich eines Rucksacks und gab Andy ein Zeichen zu warten.
    Sie setzte ihren Rucksack ebenfalls ab und hockte sich in schweigendem Gehorsam auf den Boden.
    Es wäre mir lieber gewesen, sie hätte den Mund aufgemacht und die Fische damit verscheucht.
    Ich legte mich bäuchlings auf den Stamm. Ich war mir sicher, daß dicht unter der sich leicht kräuselnden Wasseroberfläche, an einem stillen Plätzchen, das von dem Baum geschützt wurde, sich ein Trio fetter Forellen im Schatten tummelte und im stummen Gespräch über das Leben eines Fischs seine Mahlzeit zu sich nahm.
    Aber nicht mehr lange.
    Eine der Gaben, die ich durch den Übertritt auf Diese Seite erhalten habe, sind meine Reflexe. Und während sie bei anderen Gelegenheiten durchaus von größerer Wichtigkeit waren, hatte ich nie mehr Freude an ihnen als beim Fischen, wenn ich nach einem Fisch griff und ihn, wie der Bär einen Lachs, durch die Luft warf. Abgesehen davon war ich viel umgänglicher als jeder Bär.
    Die Forelle landete auf dem Ufer und zappelte wie wild hin und her. Flippidiflappflippidiflapp.
    Sie war ein ganz schöner Brocken, so wie die meisten der hiesigen gesprenkelten Forellen. Sie wog vielleicht drei bis dreieinhalb Pfund.
    Ich hatte vage gehofft, Andy würde sie mir abnehmen, aber sie schaute nur zu. So holte ich das Allzweckmesser aus meinem Rucksack - normalerweise benutze ich meinen Dolch oder meine Wurfmesser nicht für solche Arbeiten - und nahm den Fisch aus. Danach wusch ich sowohl den Fisch als auch meine Hände im Fluß. Igitt.
    »Wenn man eine Forelle richtig zubereiten will, muß man sie mit Essig und Gewürzen pochieren«, erklärte ich. »Forelle Blau ist eines der besten Gerichte, die jemals erfunden wurden. Die zweitbeste Wahl wäre, die Forelle auf einen grünen Zweig zu spießen und sie dann

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