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Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor

Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor

Titel: Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Rosenberg
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Bett geholt haben mußte. Aeia wußte nämlich - und zur Hölle, das war eigentlich jedem hier klar -, daß Janie mich immer um den Finger wickeln konnte.
    »Hallo, Vati«, wisperte Janie.
    »Hallo, meine Süße«, flüsterte ich zurück.
    »Hast du was auf dem Herzen?«
    Mit einem traurigen kleinen Lächeln - verdammt, nie zuvor hatte ich Janie so traurig lächeln sehen, und mir gefiel das gar nicht - nahm sie meinen Arm und führte mich durch die Halle zum Treppenabsatz.
    »Es hat sich eine Menge getan, seitdem du uns verlassen hast«, sagte sie. »Und wir alle tun so, als wüßten wir von nichts. Aeia macht sich Sorgen, daß du etwas Dummes anstellen könntest. Aber ich habe ihr gesagt, daß mein Vater solche Dinge auf eine angemessene, zivilisierte Art erledigen würde, so daß niemand dabei verletzt wird oder sonstwie zu Schaden kommt.« Ihr Gesicht verfinsterte sich. »Sag ihr, daß ich recht habe, Vati.«
    Versteht ihr: Ich bin schließlich mehr als eine wilde Ansammlung von Hormonen und Reaktionsketten. Ich könnte zwar vor Wut platzen - und bin es auch schon -, aber noch entscheide ich, was Walter Slowotski tut und nicht mein Zorn. Ich entscheide, und ich entscheide mich dafür, nicht zu explodieren. Nicht hier und jetzt, und auch sonst nicht. Probleme dieser Art löst man nicht mit dem Messer oder dem Gewehr, wirklich nicht.
    Deshalb zwang ich meine Fäuste dazu, sich langsam wieder zu öffnen.
    »Sicher, mein Liebes. Kein Problem. Um die Wahrheit zu sagen, mir ist klar geworden, daß deine Mutter und ich nicht mehr zusammengehören.« Gut, das entsprach wahrscheinlich den Tatsachen. Jedenfalls seit den letzten wenigen Minuten. Unabhängig davon, was ich zuvor auf der Delenia gedacht hatte. Zur Hölle, für einen Moment wird man vielleicht von seinen Gefühlen überwältigt, aber jedesmal, wenn ich Kirah in Zukunft sehen würde, stände das Bild von ihr und Bren in unserem Bett zwischen uns. Und jedesmal, wenn ich versuchen würde, sie zu berühren, würde sich der gleiche Horrortrip, oder was auch immer, wieder in ihr abspulen.
    Zur Hölle!
    Aeia lächelte. »Es ist einfach schrecklich«, sagte sie. Ihr goldbraunes Haar war vom Schlaf verwuschelt und verlockte mich dazu, mit den Fingern hindurchzufahren. Sie ließ ihre Hand in meine gleiten und drückte sie fest. »Aber es wird alles wieder gut w erden«, tröstete sie mich. »Ver traue mir.«
    »Wir kriegen das wieder hin«, erwiderte ich müder, als man sich vielleicht vorstellen kann.
    Sie nickte einmal.
    »Wie wär's, wenn sich jemand in der Zwischenzeit um ein Bett für mich kümmert?« fragte ich.
    Janie führte mich durch den Flur zu einem freien Zimmer im Stockwerk darunter und kniff mich zart in die Wange. »Bis heute nachmittag. Schlaf gut.« Sie ging durch die Halle zurück und wäre beinahe über den Saum ihres viel zu langen Kleids gestolpert.
    Aeia schmiegte sich in meine Arme. Sie drückte mich ohne eine Spur von Widerwillen an sich, so daß ich ihren warmen, lebendigen Körper an meinem spürte. Eine Weile ließ sie den Kopf an meiner Brust ruhen; dann hob sie das Gesicht und küßte mich schnell und zärtlich auf den Mund. »Bis später«, sagte sie, wandte sich um und ging durch die Halle fort. Der Raum war dunkel und etwas muffig. Das Bett war zerwühlt und roch strenger als muffig. Aber es hatte auch sein Gutes, hundemüde zu sein: Innerhalb von zwei Sekunden hat man sich in den Schlaf geweint.
    Der Alptraum ist immer derselbe:
    Wir versuchen, aus der Hölle zu fliehen. Millionen von uns strömen die Straße von Ehvenor hinunter, um den Wolfsgeschöpfen zu entkommen, für die wir nichts anderes als Spielzeug und Beute sind. Alle, die ich jemals geliebt habe, befinden sich unter den Fliehenden, und mit ihnen vertraute und unbekannte Gesichter.
    Vor uns ist eine Abzweigung, ein Platz, von dem ich irgendwie weiß, daß wir in Sicherheit sind, wenn wir nach rechts abbiegen. Ich brülle laut meine Anweisungen heraus.
    Es scheint zu funktionieren. Mitten beim Abbiegen flimmern die Menschen noch einmal auf, und irgendwie weiß ich - so, wie man es nur in einem Traum wissen kann - , daß sie entkommen sind und sich nicht am Ort-Wo-Die-Bäume-Schreien wiederfinden werden.
    Aber die Wolfsgeschöpfe nähern sich, begleitet von den schwankenden Menschenfressern, deren Fänge von Blut triefen.
    Und dann seh ich ihn: Karl Cullinane, Jasons Vater, steht hochaufgerichtet mit strahlendem Gesicht da, Hände, Brust und Bart mit frischem und geronnenem

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