Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hüter des Todes (German Edition)

Hüter des Todes (German Edition)

Titel: Hüter des Todes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Child
Vom Netzwerk:
herzerweichendes Schluchzen aus.
    Logan umarmte sie behutsam. «Schon gut», sagte er tröstend. «Alles wird wieder gut.»
    Doch sie weinte einfach weiter, als wüsste sie, dass es nicht stimmte.

[zur Inhaltsübersicht]
    40
    Robert Carmody stand in der Enge der ersten Grabkammer und spielte missmutig mit dem Fokusring an der Optik seiner Digitalkamera. Es roch nach Staub, und neben ihm kniete Payne Whistler auf dem frisch gereinigten Fußboden, ein reich verziertes Tablett in einer Hand.
    «Objekt A drei-neunundvierzig», murmelte Whistler in einen kleinen Recorder. «Tablett. Polierter Kalkstein.» Er zog ein Lineal hervor und vermaß das Objekt gewissenhaft. «Sieben mal neuneinhalb Zentimeter.» Er untersuchte die Oberseite. «Allem Anschein nach handelt es sich um ein Bittgebet für die sichere Reise des Pharaos in das nächste Königreich.»
    Ein paar zusätzliche Bemerkungen folgten, dann legte er das Tablett behutsam auf ein in der Nähe liegendes weißes Leinentuch. «In Ordnung, Bob», sagte er.
    Mit einem Seufzer rollte Carmody einen freistehenden Scheinwerfer herbei, dann beugte er sich vor, richtete die Kamera auf das Tablett, machte ein Dutzend Aufnahmen aus den verschiedensten Winkeln, wobei er zur Sicherheit Belichtungsreihen schoss. Dann richtete er sich auf und kontrollierte seine Arbeit auf dem kleinen Bildschirm der Kamera. «Ein weiteres Meisterwerk», murmelte er.
    Whistler nickte, nahm das Tablett, versah es mit einem Etikett, wickelte es vorsichtig in ein sauberes Tuch und legte es in einen Plastikbehälter. Carmody notierte in einem kleinen Notizbuch die Bildnummern.
    «Meine Güte», sagte er, als er das Notizbuch zuklappte. «Wir sind seit drei Stunden hier unten, und nicht ein einziges verdammtes interessantes Stück!»
    Whistler sah ihn überrascht an. «Machst du Witze? Alles hier unten ist interessant! Mehr als interessant – das hier sind die Grabbeigaben des allerersten Pharaos des vereinigten Ägypten!»
    Carmody schnaubte verächtlich. «Hör dich doch nur an! Du klingst ja schon genauso wie Romero!»
    Whistler erhob sich und klopfte seine Hose ab. «Du musst Geduld haben. Wenn du auf sofortige Belohnung aus bist, hast du dir den falschen Beruf ausgesucht.»
    «Was für einen Beruf? Du bist der Archäologe, nicht ich!»
    «Vermesser und Gutachter», verbesserte ihn Whistler.
    «Wie dem auch sei. Ich bin Fotograf. Ich bin inzwischen seit drei Wochen hier. Ich kann nicht zu Hause anrufen, kann keine Pizza bestellen, kann nicht mal nach draußen zum Joggen.»
    «In der Messe gibt es so viel Pizza, wie du willst. Und im Fitnessraum gibt es mehr als genug Laufbänder.»
    «Ich krieg kein HBO. Kann nicht World of Warcraft spielen. Und habe nichts zum Vögeln.»
    «Nun, das ist dein Problem.» Whistler stellte die Kiste mit den Artefakten beiseite.
    «Hey, ich meine, ich bin nicht dumm. Ich wusste, worauf ich mich einlasse, als ich die Vertraulichkeitserklärungen unterschrieben habe. Aber ich dachte, ich kriege Mumien vor die Linse. Goldene Masken und all den Kram. Zeug, das sich im Lebenslauf gut macht, später, wenn ich darüber reden darf. Aber er hat diese Kammer leer geräumt und restlos alles mitgenommen, was halbwegs sexy ist. Er behält all die guten Sachen für sich selbst. Hey, sieh dir das doch nur an!»
    Carmody deutete auf die rückwärtige Sektion der Kammer, wo eine Abtrennung den Zugang in die zweite Kammer versperrte.
    «Was hast du erwartet? March ist der leitende Archäologe. Hör auf zu meckern. Du wirst verdammt gut bezahlt. Hey, du hättest es weitaus schlechter treffen können, okay? Du könntest seinen Job machen.» Er deutete mit dem Daumen über die Schulter zur Plattform und dem Umbilicus, wo ein Wachposten stand und sie bei ihrer Arbeit beobachtete.
    «Ich habe nicht unterschrieben, um hier als Aufpasser rumzustehen. Ich bin ein Künstler, verdammt. Ich ziele nicht einfach mit der Kamera und knipse drauflos, klar? Ich habe meine Arbeiten in fünf verschiedenen Galerien ausgestellt.»
    «Und?», grinste Whistler niederträchtig. «Was verkauft?»
    «Darum geht es nicht.»
    «Komm, machen wir weiter.»
    Whistler wandte sich um und nahm vorsichtig ein weiteres Objekt aus der mit Gold beschlagenen Holzkiste zu seinen Füßen. Er drehte es in den Händen und musterte es von allen Seiten. «Objekt A drei-fünfzig. Tafel. Polierter Kalkstein.» Er nahm die Maße. «Sechseinhalb mal neun Zentimeter.» Er musterte die Inschrift. «Scheint eine Liste der Dinge zu sein,

Weitere Kostenlose Bücher