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Hüter des Todes (German Edition)

Hüter des Todes (German Edition)

Titel: Hüter des Todes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Child
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könnte helfen?»
    «Je mehr Sie sich dieser Erfahrung stellen, desto leichter wird es Ihnen fallen, damit fertigzuwerden.»
    Sie schwieg für einige Sekunden. Dann nickte sie langsam. «Also schön.»
    Logan zog seinen Seesack heran, kramte darin herum, fand seinen digitalen Kurzzeitmesser und stellte ihn auf den Schreibtisch. «Ich schalte die Beleuchtung aus. Ich möchte, dass Sie sich in Ihrem Sessel zurücklehnen und es sich so bequem machen wie nur irgend möglich.»
    Er erhob sich, schloss die Tür zu seinem Büro und schaltete das Licht aus. Der Raum war nur noch vom Bildschirm seines Laptops und den Leuchtziffern der digitalen Uhr erhellt. Er kehrte zu seinem Sessel zurück und nahm ihre Hände in die seinen.
    «Entspannen Sie sich. Wir haben keine Eile. Denken Sie an das zurück, woran Sie sich erinnern, während und nach dem Unfall. Fangen Sie an, wenn Sie so weit sind. Versuchen Sie, wenn möglich, Ihre Erfahrung in Echtzeit zu erzählen. Benutzen Sie die Uhr als Hilfe.»
    Er beugte sich vor und verstummte. Für einen Moment hörte er nichts außer Jennifers regelmäßigem Atem. So verging eine ganze Weile, bis er schon dachte, sie wäre eingeschlafen. Schließlich begann sie – aus der Dunkelheit heraus – zu reden.
    «Ich war in meinem Wagen», sagte sie leise. «Ich fuhr die Ship Street hinunter, in der Nähe der Brown University, als ganz urplötzlich dieser SUV – es war ein blauer Wagen mit einem fetten schwarzen Kuhfänger auf dem Grill – von der Gegenfahrbahn herüberschwenkte und gegen mein Auto prallte.»
    Sie schluckte, holte tief Luft und fuhr dann fort. «Es gab einen furchtbaren Aufprall, ein krachendes Geräusch, einen Moment voller Schmerz, und dann einen weißen Blitz. Dann für lange, lange Zeit nichts mehr.»
    Logan streckte die Hand aus und stellte den Kurzzeitmesser auf vierzehn Minuten – den Zeitraum, in dem Jennifer Rush laut ihrer Akte klinisch tot gewesen war.
    «Das Nächste, woran ich mich erinnere, war, wie sich mein Kopf merkwürdig … voll anfühlte. Ich weiß nicht, wie ich es anders beschreiben soll. Dann war da ein summendes Geräusch. Es fing ganz leise an und wurde langsam lauter. Es machte mir Angst. Und dann auf einmal war da gar nichts mehr, und ich ging sehr schnell einen dunklen Tunnel hinunter. Ich lief oder rannte nicht – ich wurde gezogen. Dann gab es einen weiteren weißen Blitz, und danach für einen Moment nichts mehr. Und dann … dann schwebte ich über einem Krankenhausbett und sah auf mich selbst hinunter. Ich lag auf einer Trage. Es war eigenartig, dieses Schweben, ich verharrte nicht wirklich still, sondern bewegte mich leicht auf und ab, wie auf sanften Wellen in einem Pool. Ärzte und Krankenschwestern standen um meine Trage herum. Ethan war dort. Er … er hatte Paddles in den Händen. Alle redeten leise.»
    «Und erinnern Sie sich, was sie sagten?», fragte Logan.
    Jennifer überlegte kurz. «Einer sagte: ‹Hypovolämischer Schock … Wir hatten von Anfang an keine Chance.›»
    «Sprechen Sie weiter», drängte Logan.
    «Für einen Augenblick spürte ich ein furchtbares Bedürfnis, eine brennende Sehnsucht, in meinen Körper zurückzukehren. Doch ich war hilflos; es gab nichts, das ich tun konnte. Also beobachtete ich nur. Die Sehnsucht verging schnell. Danach spürte ich überhaupt nichts mehr – keine Schmerzen, keine Angst, nichts. Und dann, ganz langsam, begann alles zu verblassen, das Gefühl für meinen Körper, die Ärzte, einfach alles. Und ich spürte dieses immense Gefühl von Frieden.»
    «Beschreiben Sie es genauer», forderte Logan sie auf.
    «Ich hatte noch niemals zuvor etwas Ähnliches gespürt. Es war, als wäre mein gesamtes Wesen, meine … meine Seele durchdrungen von Wohlbefinden. In diesem Moment wusste ich, dass mir nie wieder etwas passieren konnte.»
    Logan schloss die Augen. Er spürte es ebenfalls, wenngleich nur wie aus großer Entfernung. «Als wären Sie umgeben von Liebe.»
    «Ja. Genau.» Sie zögerte. «Dieses Gefühl hielt lange an, so kam es mir jedenfalls vor.»
    Sie verstummte. Logan wartete, während er ihre Hände in den seinen hielt und die Zeit ablief. Mehr als sechs Minuten waren inzwischen vergangen.
    «Ich war von Dunkelheit umgeben, doch dann spürte ich, wie ich mich wieder bewegte. In der Ferne bemerkte ich etwas, eine Art goldene Barriere oder Grenze, ich weiß nicht genau. Dahinter schien nichts mehr zu sein. Und jemand … etwas … stand vor dieser Barriere.»
    «Ein Wesen», sagte

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