Hüterin des Schicksals - Rätselhafter Fremder (German Edition)
Gefühlsleben wieder besser, im Griff hatte. Eine überstürzt begonnene Beziehung hätte ihr zu ihren ganzen Problemen gerade noch gefehlt.
2.Kapitel
Die von Jacob ausgelöste fröhliche Stimmung fiel schlagartig von ihr ab, als sie die Haustür hinter sich schloss. Cassandra stand in der Empfangshalle der alten Villa und sah sich einer Reihe von Porträts gegenüber. Hatte dieser Anblick ihr als Kind immer gefallen, schickte er jetzt einen kalten Schauer über ihren Rücken, denn außer bei ihrem Porträt sah sie ausschließlich in die Gesichter von Toten. Die große Empfangshalle mit dem prunkvollem Kristalllüster war immer für die Familienporträts reserviert gewesen. Im Zentrum hing ein Bild von ihr als Kind, daneben eines ihrer Eltern, auf der anderen Seite eines ihrer Tante. Die Galerie setzte sich an beiden Seiten bis an den Rand des großen Raumes fort. Allerdings hatte sie diese Familienmitglieder nicht mehr kennengelernt. Wehmütig betrachtete sie die Bilder links und rechts ihres Eigenen. Ein früher Tod schien das Schicksal ihrer Familie zu sein. Ihre Mutter war kurz nach ihrer Geburt gestorben, was auch der Grund war, aus dem ihre Tante Elena den Großteil ihrer Erziehung übernommen hatte. Ihr Vater war ihr vor zwei Jahren genommen worden, ein Autounfall hatte ihn frühzeitig aus dem Leben gerissen. Und nun war auch noch ihre Tante fort, Cassandra fühlte sich verloren. Mit all dem Stress und Ärger in ihrem Job hatte sie nie bewusst darüber nachgedacht, aber jetzt drückte die Erkenntnis sie nieder, sie war nun völlig allein.
Tränen stiegen ihr in die Augen, sie zwinkerte sie wütend weg und straffte sich. Zum Teufel mit der Sentimentalität und mit all den Misterlen und Miststücken in ihrem Leben. Sie sah dem Bild ihrer Tante in die strengen braunen Augen. Elena MacEvans hatte sich nie unterkriegen lassen, nicht mal von ihrem Krebsleiden. Nach allem, was sie schon für Cassandra getan hatte, hatte sie ihr auch noch alles hinterlassen. Sie würde sich nicht voller Selbstmitleid hier verkriechen, sie würde die Sache hier regeln und sich dann ein neues Leben aufbauen. Das war sie ihrer Tante schuldig und sich selbst. Bei dem Gedanken tauchte Jacobs Bild vor ihr auf, wer weiß vielleicht würde er sogar eine Rolle darin spielen. Bei dem Gedanken schlich sich ein kleines Lächeln auf ihre Lippen. Sie beschloss, in ihrem neuen Leben mehr Wert auf ihr Liebesleben zu legen. Aber eines nach dem Anderen, nun würde sie sich erst mal für die Nacht einrichten. Morgen würde sie anfangen die Sachen ihrer Tante durchzusehen, was danach kam, würde sie dann beschließen.
Sie schaffte ihren Koffer in ihr altes Zimmer, zu ihrer Überraschung war es nahezu unverändert. Ein wehmütiges Lächeln glitt über ihre Lippen, sogar die Pferdeposter hingen noch an den Wänden. Wie die meisten Mädchen im Kindesalter war sie verrückt nach Pferden und Ponys gewesen. Sie hatte damals sogar ein paar Stunden Reitunterricht genommen. Zumindest, bis ihr Vater es verboten hatte. Sie seufzte, sie hatte sowohl ihren Vater als auch ihre Tante geliebt. Aber ihr ständiger Zank um Cassandras Erziehung war manchmal ermüdend gewesen. Elena hatte ihr den Reitunterricht bezahlt, man wisse nie, wozu man es brauchen könne, hatte sie gesagt. Ihr Vater hatte das als blanken Unsinn abgetan und es verboten. Vermutlich war dieser ständige Streit auch der Grund für ihren Umzug nach Glasgow gewesen, das und der Job den er dort angenommen hatte.
Ihr Blick fiel skeptisch auf die Bettdecke, es war noch ihre Kinderbettdecke. Das Barbiemuster hätte sie für einige Nächte nun weniger gestört, aber sie war verdammt kurz und die Nächte hier konnten um diese Jahreszeit empfindlich kühl werden, vor allem ohne Heizung. Sie würde sich dem Erbe ihrer Tante wohl früher als geplant stellen müssen.
Sie zögerte kurz, als sie vor der Schlafzimmertür ihrer Tante stand. Fast hätte sie wie früher angeklopft, so, als ob Elena noch antworteten könnte. Sie schüttelte sich, sie musste sich endlich zusammennehmen. Sie drückte die Klinke nach unten und trat ein. Das Zimmer ihrer Tante war altmodisch eingerichtet, alles außer dem elektrischen Licht schien noch aus dem vorvorigen Jahrhundert zu stammen. Das wuchtige geschnitzte Bett, die Wandteppiche, der schwere Teppich und natürlich die unvermeidlichen Bilder. Hier waren es Landschaften, wie meist, außer den Familienporträts. Ihre Tante samt ihren Vorfahrinnen hatten offenbar eine
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