Hüterin des Schicksals - Rätselhafter Fremder (German Edition)
reich, aber es wird ausreichen, um das Haus zu erhalten und dir ein bescheidenes Auskommen zu ermöglichen.
Deine Tante Elena
Cassandra zog die Papiere, die unter dem Brief gelegen hatten, aus der Lade. Sie überflog die ersten Zeilen, es handelte sich um die Papiere einer Geldanlage. Ihre Tante hatte offenbar etwas Geld angelegt und diese Anlage vor Kurzem auf Cassandra überschreiben lassen. Sie würde monatlich ungefähr tausend Pfund erhalten. Ganz unten in der Lade lag ein Zettel, auf dem ihre Tante die Fixkosten für das Haus aufgeführt hatte. Cassandra überschlug die Summen kurz im Kopf, ihr würden für sich selbst ungefähr zweihundert Pfund bleiben. Nicht genug, aber immerhin etwas und das Haus konnte sie auch erst mal behalten. Denn leicht würde es nicht werden, ein so großes, altes Haus so weit im Norden zu verkaufen. So weit so gut, sie hatte also wenigstens nicht nur Schulden geerbt. Aber auf Dauer hierbleiben und die Bilder bewachen, wie ihre Tante es wohl geplant hatte, würde sie sicherlich nicht. Aber sie konnte sich Zeit lassen um alles durchzusehen und sich klar zu werden was sie in Zukunft mit ihrem Leben anstellen würde.
Zumindest etwas erleichtert stand sie auf und beschloss erst mal sich das Haus bei Tageslicht anzusehen. Sie spazierte den Gang entlang und betrachtete die Landeschaftbilder. Hier hingen sogar ein paar sehr hübsche Exemplare. Eines zeigte eine idyllische Berglandschaft ein anderes einen See aber dann blieb sie wie angewurzelt stehen. Rechts von ihr hing das Bild aus ihrem Traum. Sie drehte sich fast wie unter Zwang um und starrte es an. Es war eindeutlich der mittelalterliche Dorfplatz, allerdings ohne Menschen. Sie runzelte die Stirn, wer malte eigentlich eine Stadt ohne Menschen? Sie betrachtete es genauer, es war gespenstisch, wie genau sie es in ihrem Traum gesehen hatte, dabei hatte sie sich gar nicht mehr bewusst daran erinnert. Während sie es anstarrte, schien sich die Leinwand plötzlich leicht zu wellen, wie eine Wasseroberfläche, in die man einen Stein geworfen hatte. Sie kniff kurz die Augen zu, aber als sie wieder hinsah, blieb das Phänomen. Widerwillig streckte sie die Hand aus und berührte es sacht mit den Fingerspitzen. Sie keuchte auf, ein Prickeln fuhr durch ihre Finger. Sie riss sie zurück, das Wellen verstärkte sich und ein Raunen ertönte: „Wir brauchen dich.“ Ein Schauer rann ihr über den Rücken, das war die samtige Männerstimme aus ihrem Traum gewesen. Sie warf sich herum und lief wie von Teufeln gehetzt ins Erdgeschoss zurück.
Sie riss die Eingangstür auf und atmete die frische, kühle Luft gierig ein.
Sie beruhigte sich langsam wieder, die ganze hässliche Sache mit der Firma und der Tod ihrer Tante und ihre Schuldgefühle setzten ihr offenbar mehr zu, als sie gedacht hatte. Sie musste sich zusammenreißen. Ihr Blick fiel auf den kleinen Schuppen neben dem Haus. Sie straffte sich und ging darauf zu. Zum Glück passte einer der Schlüssel an ihrem Schlüsselbund auch für dieses Schloss. Die alte Tür knarrte, als sie daran zog. Sie wartete kurz, bis sich ihre Augen an das Dämmerlicht gewöhnt hatten, dann trat sie ein. Es war ein typischer Gartenschuppen, ein Rasenmäher, Schaufeln und anderes Gartenwerkzeug war ordentlich in Regalen oder Haken an der Wand verteilt. Hinten an der Wand stand ein Fahrrad, sie ging darauf zu und besah es sich näher. Es war gut in Schuss, sogar Luft war noch in den Reifen. Sie seufzte erleichtert auf, so würde sie leicht nach Stonefall und zurück kommen. Sie schob es nach draußen und stieg probehalber auf und drehte ein paar Runden. Nach einem Blick auf das dunkle Haus beschloss sie gleich einkaufen zu fahren.
4.Kapitel
Mit dem Fahrrad hatte es gerade mal eine viertel Stunde gedauert, bis sie das Stadtzentrum erreicht hatte. Sie betrat den kleinen Laden, den sie noch aus ihrer Kindheit kannte. Unwillkürlich glitt ein Lächeln über ihre Züge, so kleine heimelige Läden gab es in der Stadt nicht mehr. Es war ein richtiger kleiner Krämerladen. Sie erblickte Brot, Wurst und Fleisch ebenso wie Zeitschriften, Zigaretten und was man sonst noch alles für das Leben brauchte. Zwar nicht die Dutzenden verschiedenen Marken, an die sie sonst gewöhnt war, aber sie würde für die nächsten Wochen gut damit auskommen. „Du lieber Himmel, bist du das Cassandra?“, ertönte da eine Frauenstimme hinter ihr. Erschrocken wirbelte sie herum, aber es war nur die Verkäuferin. Cassandra erkannte sie sofort
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